Hydrokultur im Aquarium
Autor: Gregor Dietrich
Hydropflanzen sind etwas praktisches für Leute mit wenig Zeit sich um ihre grünen Mitbewohnerinnen zu kümmern. Düngen muß man aber doch immer wieder. Süßwasseraquarien sind ebenfalls pflegeleicht, wenn man nicht auf die oft für ihn gewinnbringenden Pflegehinweise des Zoohändlers hört. Doch überschüssige Nährstoffe müssen entfernt werden. Literatur und Zoohändler raten daher wöchentlich 1/3 des Beckenwassers zu wechseln. In der Praxis wechseln erfahrene Aquarianer sobald sie dem Wasser ansehen, daß es nötig ist, fast den ganzen Beckeninhalt. Das ist natürlich nur bei nicht zu stark gechlortem Wasser möglich und geschieht meist einmal im Monat. Natürlich muß ein Wasserwechsel, der ja den hauptsächlichen Zeitaufwand darstellt, umso weniger häufig durchgeführt werden, je weniger Fische und je mehr Pflanzen sich im Becken befinden. Da Aquaristik im Normalfall der Fische wegen betrieben wird, bleibt nur, möglichst viele Pflanzen zu setzen. Aber auch hier ist der Raum beschränkt, zumal ja die Fische auch freien Schwimmraum benötigen und manche Fische, wie die gerade modernen Malawi-Cichliden, einen guten Pflanzenwuchs im Becken durch wühlen oder Fraß ausschließen.
Aber um Nährstoffe (v.a. Stickstoff und Phosphor) aus dem Wasser zu holen ist es ohnedies besser, wenn die Pflanzen außerhalb des Wassers wachsen, und nur ihre Wurzeln im Wasser haben. In Cichlidenbecken bilden die Wurzeln von Philodendron-Verwandten eine hübsche Dekoration. Wer am dichten Wurzelgeflecht keinen Gefallen findet, kann einen Pflanzen-Bakterienfilter konstruieren: Durch ein Überlaufrohr rinnt Wasser in ein Behältnis, das mit Tonkugeln oder Keramikröhrchen als Filtermaterial gefüllt ist und wird mit Hilfe einer Luftpumpe wieder ins Aquarium zurückgehoben. Das Filtermaterial ist einerseits Lebensraum für schadstoffabbauende Bakterien und dient andererseits als Pflanzsubstrat. Der Wasserspiegel wird sich auf gleicher Höhe einstellen wie im Aquarium. Das Filtermaterial sollte ca. 1 – 3 cm über den Wasserspiegel reichen. Daher wird es notwendig für das Überlaufrohr einen substratfreien Raum zu schaffen, der bis unter die Wasseroberfläche reicht. Das geschieht am besten mit einem Drahtkörbchen. Ebenso muß darauf geachtet werden, daß das Rückheberohr vom Filtermaterial nicht verstopft wird.
Nicht alle Pflanzen eignen sich zur Filterung. Die Wurzeln müssen es vertragen, ständig im Wasser zu sein. Außerdem muß es sich um schnellwüchsige Arten handeln, damit auch genügend Nährstoffe gezehrt werden. Für das Aquarium selbst eignen sich entweder Arten die im Bodengrund verwurzelt sind und dann aus dem Wasser wachsen, oder solche, deren Wurzeln kräftig genug sind, um Fischen und Strömung standzuhalten.
Zu der ersten Gruppe gehören Aquarienpflanzen wie das Kirschblatt (Hygrophila corymbosa, syn. H. stricta, Nomophila) mit seinen schönen violetten Blüten, aber bei niedrigem Wasserstand auch Sumpfpflanzen wie Wasserwegerich (Echinodorus), Lagenandra und Blattfahne (Spathiphyllum).
Bei Pflanzen der zweiten Gruppe steckt man einen Sproß so ins Wasser, daß der obere, beblätterte Teil aus dem Wasser ragt. es bilden sich dann auf der ganzen Länge des eingetauchten Sprosses Wurzeln. Dafür geeignet sind einerseits Arten der Philodendron-Verwandtschaft (Efeutute – Epipremnum, Fensterblatt – Monstera, Philodendron, Scindapsus, Fußblatt – Syngonium), die als Kletterpflanzen an einem Gitter befestigt werden und daher bis die Wurzeln den Beckengrund erreicht haben frei ins Wasser hängen können.
Bei der Dieffenbachia-Verwandtschaft ist das Ganze etwas anders: Da die Pflanzen aufrecht wachsen, muß der untergetauchte blattfreie Teil bis an den Grund des Aquariums reichen. Es können daher nur entsprechend große Stecklinge verwendet werden. Hierher gehört neben Dieffenbachia der Kolbenfaden (Aglaonema).
In den Pflanzenfilter passen neben Blattfahne (Spathiphyllum), Philodendron-Verwandtschaft und Dieffenbachia-Verwandtschaft auch Tradeskantien. Diese müssen häufig ausgelichtet werden. Grünlilien (Chlorophytum-Arten) verdecken mit ihren hängenden Kindeln die Filterkonstruktion. Als schönes buntblättriges Element eignet sich auch die allerdings langsam wachsende Orchidee Ludisia discolor, die auch regelmäßig ihre unscheinbaren Blüten bildet. Epidendrum radicans, ebenfalls eine Orchidee, erfreut uns bei richtiger Beleuchtung mit gelben bis roten Blüten. Es kann auch noch mit vielen anderen Arten experimentiert werden. Als bester Stickstoffzehrer hat sich allerdings Epipremnum pinnatum ‚Aurem‘ herausgestellt.
aus GARTEN 3/96