Eine Familie stellt sich vor: Kürbisgewächse
Autor: Gregor Dietrich
Informieren Sie sich darüber, was die Verwandtschaft des Kürbisses noch so alles zu bieten hat.
Die Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) enthält ca. 120 Gattungen und 800 Arten. Meist sind es einjährige Kräuter oder Stauden, selten Halbsträucher oder ein kleiner Baum. Die meisten Arten ranken. Die Blüten sind meist eingeschlechtlich und gelb, grünlich, selten weiß und noch seltener rot gefärbt. Bitterstoffe sind in der Familie häufig und wurden bei den Kulturarten weggezüchtet. Die Familie wird in mehrere sogenannte Triben, Gattungsgruppen, unterteilt.
In der Tribus der Zanonieae finden wir Kapseln, die geflügelte Samen beinhalten. Diese tropischen Lianen werden zwar nicht kultiviert, dennoch sind sie von größter Wichtigkeit für uns: Bei Alsomitra macrocarpa sind die Samen mit Flügeln bis 12 cm breit und können durch weite Gleitflüge rasch neue Lebensräume erobern. Diese Samen waren Vorbild für die Ettrich-Taube und somit wichtig für die Geschichte der Luftfahrt. Die übrigen Triben bilden zumeist Beeren.
Das seltenste Kürbisgewächs ist der kleine Baum Dendrosicyos socotrana. Er kommt nur auf der Felseninsel Sokotra vor und ist durch Ziegenfraß von der Ausrottung bedroht. Gelegentlich findet man die Art in Sukkulentensammlungen. Der verwandten einjährigen Gattung Cucumis, zu der Arten wie Gurke und Melone gehören, sei zu einem späteren Zeitpunkt ein eigener Artikel gewidmet.
Die Bittergurken (Momordica-Arten) sind in den altweltlichen Tropen zum Teil beliebte Nutzpflanzen, die zwar für unseren Geschmack zu bitter sind, aber mit ihren warzigen Früchten gelegentlich als Zierpflanze Verwendung finden. Nahe verwandt ist die aus China stammente Staude Thladiantha dubia, die Quetschgurke, die immer wieder verwildert und in Kärnten schon eingebürgert ist.
Interessant ist die Schlangengurke (Trichosanthes cucumeria subsp. anguina) mit weißen, hübsch gefransten Blüten und bis zu zwei Metern langen Gurken. Bei uns ist Vorkultur nötig, besser ist aber die Pflanzung im Glashaus.
Ein gutes Gemüse ist der ostasiatische Wachskürbis (Benincasa hispida) mit behaarten, wachsüberzogenen Früchten, die bei uns im Glashaus oder bei Vorkultur geerntet werden können. Verwandt ist der Kalebassenkürbis (Lagenaria siceraria), und auch Luffa, Citrullus und die europäischen Kürbisgewächse gehören in die selbe Tribus. Die unreifen, meist längsgerippten Früchte einiger tropischer Luffa-Arten werden wie Gurken verwendet. Aus den reifen Früchten von L. cylindrica und L. acutangula werden nach mehrtägiger Lagerung im Wasser durch Auswaschen Schwämme hergestellt. Sie bestehen aus dem übriggebliebenen Gefäßbündelnetz und werden wieder verstärkt verwendet, z.B. für Einlegesohlen. Aus dem Mittelmeergebiet kennen wir die einjährige Spritzgurke (Ecballium elaterium), deren reife Früchte sich bei Berührung ablösen und ihre von bitterem, klebrigem Saft umgebenen Samen bis zwei Meter weit durch die Gegend spritzen. Auch bei uns heimisch sind die Zaunrüben (Bryonia), hochgiftige Stauden mit erbsengroßen, schwarzblauen oder roten Beeren und riesigen Rüben.
Zuletzt ist hier noch die vier Arten zählende Gattung Citrullus zu nennen, die in Wüsten, Steppen und Savannen von Afrika bis Indien vorkommt. Die Koloquinthe (C. colocynthis) mit ihren extrem bitteren Früchten wird als Abführmittel medizinisch verwendet. Die Staude war möglicherweise die Urform, aus der die einjährige Wassermelone (C. lanatus) gezüchtet wurde. Zwei Sortengruppen existieren, Lanatus grp., die Futter-Wassermelone, und Vulgaris grp., die Süße Wassermelone.
Die Kürbisse der Gattung Cucurbita selbst stehen recht isoliert. Für den Garten interessant ist auch die Gattung Cyclanthera. Die Explodiergurke (C. explodens), deren Früchte zerplatzen und so ihre Samen weit verstreuen, wird hin und wieder als Zierpflanze kultiviert. Andere Arten werden als Nahrungsmittel verwendet. Zu den sonderbarsten Gemüsen gehört die tropisch-amerikanische Chayote (Sechium edule), deren birnen- bis apfelförmige Frucht nur einen Samen enthält, der noch in der reifen Frucht keimt. Gegessen werden die je nach Sorte stark bestachelten bis glatten Früchte sowie die Wurzelknollen der nicht winterfesten Staude. Nahe verwandt sind die einjährigen Zierpflanzen Haargurke (Sicyos angulatus), die bei uns gelegentlich verwildert, und die gebietsweise eingebürgerte Igelgurke (Echinocystis lobata).
Kleine Kürbiskunde
Auch die Kürbisse selbst sind vielseitig. Es gibt mehrere Arten mit vielen Sortengruppen, in die unsere Speisekürbisse gestellt werden. Anhand der Zugehörigkeit lassen sich Aussagen über Pflege, Geschmack und Lagerfähigkeit machen.
Die rein amerikanische Gattung Cucurbita zählt ca. 30 Arten und enthält fünf wichtige Kulturarten. Aus Nordamerika stammen zwei wichtige Arten, zwei aus Mittel- und eine aus Südamerika.
Unser Garten- oder Sommer-Kürbis (Cucurbita pepo) hat als wichtigste Art viele Varietäten, die entweder unreif (Zucchini) oder reif, aber frisch gegessen werden. Die reifen Früchte der meisten Sorten sind nur etwa vier Monate haltbar, das Fruchtfleisch zerfällt beim kochen nicht und ist mehr (Spaghettikürbis) oder weniger faserig. Die Heimat sind das östliche Nord- und das nördliche Mittelamerika. Man erkennt die Pflanzen an ihren gefurchten Sproßachsen mit zum Teil stacheligen Haaren und dem Fruchtstiel mit fünf tiefen Rillen und Rippen. Der Sommer-Kürbis stammt von der mexikanischen C. fraterna und vom Texas-Kürbis (C. pepo subsp. microcarpina var. texana) ab. Sommer-Kürbisse sind sehr vielgestaltig und werden daher in Sortengruppen eingeteilt:
subspo. microcarpina: kleinfrüchtige, oft bittere, meist als Zierkürbis verwendete Sorten sowie (sekundäre?) Wildformen; z.B.:
Verrucosa grp.: Warzenkürbisse
Pyriformis grp.: birnförmige Sorten, meist Rückkreuzungen mit var. texana
var. texana: Wildform aus Texas mit typisch zweifarbigen Früchten
subsp. pepo: nur kultiviert, nicht bitter, z.B.:
Pepo grp.: große, kugelige bis eiförmige Früchte; typischer Speisekürbis
Styriaca grp.: Steirischer Ölkürbis; Sorten mit häutiger Samenschale
nichtrankende Buschformen:
Giromontiina grp.: mit länglichen bis eiförmigen Früchten; "Zucchini"
Pattisoniana grp: UFO-Kürbis
Torticollis grp: Dreh- oder Krummhals-Kürbis, summer-crookneck
Die zweitwichtigste Art ist der südamerikanische Winter-Kürbis (C. maxima), dessen reife Früchte lange haltbar sind – manche Sorten bis über ein Jahr. Die Sproßachsen sind unbestachelt und im Querschnitt rund. Wie der wissenschaftliche Name aussagt, werden manche Sorten sehr groß. Er gilt als die größte Beere der Welt. Der Rekord liegt bei über 500 kg. Der Fruchtstiel ist rund, verholzt und bleibt an der Frucht. Die Formenvielfalt ist etwas geringer als bei voriger Art. Dafür ist der Geschmack oft intensiver. Das nicht fasernde Fruchtfleisch ist mehlig und zerfällt beim Kochen. Die Art entstand aus der südamerikanischen C. andreana und wird wie folgt eingeteilt:
Triebe lang, rankend:
Früchte kugelig, sehr klein, oft bitter: Parvifructina grp.
Früchte annähernd kugelig, sehr groß: Maxima grp.
Früchte lang, elliptisch bis beidseitig zugespitzt: Bananina grp.
Früchte mit Fruchthals (flaschenförmig), meist warzig: Hubbardiana grp.
Früchte annähernd kugelig, durch einen Korkring zweigeteilt: Turbaniformis grp.
Triebe gestaucht, nichtrankend, Früchte klein, hartschalig Zapallitina grp.
Sein engster Verwandter ist der Moschus-Kürbis (C. moschata) aus Mittelamerika. Diese Art hat ein süßes, orangegelbes, kaum faserndes, mitunter gelatinöses Fruchtfleisch, das recht süß und sehr aromatisch ist. Die Sproßachse ist filzig behaart. Er wird seltener, aber regelmäßig angebaut und verkreuzt sehr leicht mit voriger. Auch mit C. argyrosperma sind Hybriden möglich.
Der Feigenblatt-Kürbis (C. ficifolia) aus dem südlichen Nordamerika ist die einzige Staude unter den kultivierten Arten. Das heißt, es gibt sowohl staudige als auch einjährige Typen. Bei uns sind sie aber, trotzdem es sich um den kälteverträglichsten Kürbis handelt, nicht winterhart. Die Art wurde hierzulande eigentlich fast nur als Veredelungsunterlage für Gurken verwendet. Dabei gibt es durchaus Stämme die mit der Dauer unserer Vegetationsperiode auskommen. Sie kommen langsam in Mode. Die melonenartigen, grün und weiß gemusterten, bis zwei Jahre haltbaren Früchte haben ein weißes, stark faserndes Fruchtfleisch, das sehr nährstoffarm ist. Die Samenschale ist meist schwarz. Vereinzelt kreuzt dieser Kürbis mit den drei vorigen.
Die bei uns unwichtigste Art ist der Silbersamen-Kürbis, dessen korrekter wissenschaftlicher Name C. argyrosperma (syn. C. mixta) ist. Die birnenförmigen Früchte des Mittelamerikaners reifen bei uns oft nicht ganz aus. Bei uns ist die Kulturzeit zu lange für eine ausreichende Ernte. Dafür kommen die Pflanzen mit Grenzertragsböden im Halbwüstenklima zurecht.