naturnahe Gestaltung von Gräbern
Insbesondere auf den Friedhöfen hält sich immer noch hartnäckig ein extrem künstlicher Gartenbau: Die natürlichen Bodenverhältnisse werden massiv mit Düngern und Torf verändert; auch die Giftspritze ist vielerorts noch zu sehen (wenn auch verboten). Als Bepflanzung werden dann meist einige sogenannte Zwergkoniferen gewählt – der Boden bleibt offen (und muss entsprechend oft gepflegt werden). Oder es wird eine Bodendeckerbepflanzung aus Pachysandra, Cotoneaster… gewählt. Dazu Sommerblumen, die mehrfach gedüngt und gewässert werden müssen, dafür aber den ganzen Sommer über blühen.
Was mich daran neben der schlechten ökologischen Bilanz stört: die meisten der Gräber sind nach ‚Schema F‘ gestaltet – gewiss gibt es Qualitätsunterschiede in der Ausführung, aber die Grundkonzeptionen der meisten Anlagen sind einheitlich, bewährt, anerkannt. Aber wo bleiben die Toten, denen ja eigentlich gedacht werden soll. Die kann ich in der Regel nur über eine Aufschrift wahrnehmen, nicht aber durch ihr Umfeld. Auf einem der Neumünsteraner Friedhöfe führten wir eine Exkursion durch (Friedhöfe sind bei Gärtner/inne/n… beliebte Exkursionsziele wegen der großen Anzahl verschiedener Ziergehölze sowie oftmals auch wegen des Bestandes alter Gehölze). Vor einem Grab musste ich stehen bleiben, weil ich erst dachte mich zu täuschen: da stand als Ersatz für die Sommerblumen eine Handvoll Weizen auf dem Grab. Es war die Ruhestätte eines Bauern und die Angehörigen ehrten den Toten mit einer Pflanze, die zu seinen Lebzeiten wahrscheinlich mitbestimmend für sein Leben war. Dieses ‚Gestaltungselement‘ war weder aufwendig noch teuer – es war zuallerst zutiefst persönlich und das überzeugte mich mehr als ein noch so gutes und fachgerechtes ‚Vorführgrab‘ einer Fachfirma.
Grundproblematik vieler dieser Anlagen ist, dass sie meist nur für einen sehr kurzen Zeitraum (15 Jahre) konzeptioniert werden. Wenn Sie eine langfristigere Anlage wollen sollten Sie dies bei Ihrer Planung berücksichtigen oder der von Ihnen beauftragten Firma mitteilen.
Vielerorts wird die Art der Beeteinfassungen, das Material des Grabsteines und die Bepflanzung eng reglementiert. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Friedhofsverwaltung und gucken Sie sich um, was sonst noch alles – ausserhalb der vorgeschriebenen Norm – auf ‚Ihrem‘ Friedhof geduldet wird. Auch haben sie dir Möglichkeit, über den/die Träger/in des Friedhofes Einfluss auf die Friedhofsordnungen zu nehmen. Die Aufgeschlossenheit für Belange des Umwelt- und Naturschutzes ist in den letzten Jahren gestiegen.
Pflanzideen
Konkrete Bepflanzungsvorschläge sind natürlich pauschal schwer zu geben – jeder Standort ist verschieden und bräuchte demnach seine eigene Lösung. Grundsätzlich ist bei der Mehrzahl der Grabstellen in Norddeutschland von relativ saurem Bodenmilieu auszugehen. Dies kommt neben der Versauerung der Böden durch den ‚Sauren Regen‘ zum einen von der sehr hohen Anzahl gepflanzter Nadelbäume: Fast alle schaffen durch ihre in die Umgebung verteilten Nadeln u.a. ein saueres Milieu. Zum anderen wird bei der Grabanlage meist nicht am Einsatz von Torf gespart. Dieser ist ebenfalls stark bodenversauernd (und abgesehen von Spezialkulturen eines der ganz schlechten gärtnerischen Substrate). Viele Grabanlagen liegen im Schatten bis Halbschatten grosser Bäume und Sträucher.
Staudenelemente in Grabbepflanzungen können meist leicht durch die entsprechenden Wildformen ersetzt werden: Beispiel hierfür: Echte Schlüsselblume (Primula veris) und Aurikel (Primula vulgaris) können als Ersatz für die vielfach im Handel angebotenen Züchtungen dienen.Beide sind sehr schöne Frühjahrsblüher.
Winterblüher: Winterjasmin, Jasminum nudiflorum (Kletterer, nicht heimisch, 2-3 m Höhe) Hamamelis spec., Zaubernuss (nicht heimisch, sehr langsam wüchsig, im Alter 3-5 m hoch und breit)
Bodendeckende Stauden für halbschattige eher feuchte als trockene Standorte (aber relativ anpassungsfähig):Kriechender Günsel, Ajuga reptans; Prunelle, Prunella vulgaris; Gundermann, Glechoma hederacea. Ist es eher sonnig und trocken versuchen Sie es mit Hieracium aurantiacum, dem Orangeroten Habichtskraut. Die genannten Arten sind bei einigermassen zusagenden Standortbedingugen sehr konkurrenzkräftig, stark ausläufertreibend und daher am besten mit einer festen Einfassung im Zaume zu halten. Auf alkalischen Standorten können Sie auch gut Clematisarten (z.B. Clematis alpina) und -sorten als Bodendecker probieren.
Als Herbstblüher kommen z.B. Aster amellus, die Bergaster und Aster ericoides ‚Schneetanne‘ (alte Bauerngartensorte; kleine weisse Blüten bis in den November hinein) in Frage.
Gering oder un-bearbeitete Natursteine können eine Alternative zu aufwendig geschliffenem Mamor oder ähnlichen Steinen sein. Erkundigen Sie sich diesbezüglich bei einem Steinmetz-Betrieb.