Warum schneiden?
Autor: Andreas Regner
"Mein Obstbaum trägt gut, obwohl er noch nie geschnitten wurde".
Diese Aussage kann stimmen. Einige Obstsorten haben ohne Schnittmassnahmen befriedigende Erträge. Dazu gehört vor allem die Quitte (Cydonia). Oftmals haben auch Pflaumen einen für den Privatgarten ausreichenden Fruchtbehang.
Denjenigen, die möglichst wenig Arbeit mit ihrem Garten haben wollen rate ich: Lasst die Finger vom Obstbaumschnitt – der Mehrertrag bzw. die Qualitätssteigerung, die ich durch Schnittmassnahmen erzielen kann, ist angesichts der vielen Tonnen Obst, die jede Saison in Schrebergärten usw. weggeworfen werden, nicht so von Bedeutung. Gegen den Obstbaumschnitt spricht auch ein ganz einfacher Grund: Gehölzschnitt und Obstbaumschnitt sind Facharbeiten, die umfangreiche Kenntnisse erfordern.
Ein ungeschnittener Baum ist auf jeden Fall besser als ein Baum, der falsch geschnitten wird (z.B. Verletzung des Astkragens oder zum falschen Zeitpunkt). Beispielsweise Kirschen oder Walnüsse können mit einem Schnitt im Frühjahr ins Jenseits befördert werden.
Also: Erst informieren – dann schneiden!
Es gibt gewichtige Gründe, die für einen Schnitt der Obstgehölze sprechen:
- Ertragssteigerung bzw. Stabilisierung der Erträge auf qualitativ hohem Niveau. Massenerträge mit vielen kleinen Früchten werden vermieden, weil die Obst tragenden Äste bzw. das Fruchtholz kontinuierlich verjüngt werden.
- Fehlentwicklungen der Krone können frühzeitig korrigiert werden und damit vermindert sich die Bruchgefahr. Gutes Beispiel hierfür ist die Entfernung sogenannter 'Schlitzäste' bei Pflaumen, die in späteren Jahren ein erhebliches Bruchrisiko hätten.
- Verringerung der Bruchgefahr durch Massenbesatz (kann bei zuviel Fruchtholz vorkommen).
- Mechanische Bekämpfung bestimmter Obstkrankheiten, wie der Monilla (Spitzentriebsdürre) bei der Sauerkirsche.
- Verringerung der Alternanz-Gefahr (der Baum trägt nur alle zwei Jahre) bei älteren Bäumen bzw. alternanzanfälligen Sorten.
- Verringerung des Totholzbesatzes des Baumes trägt zur Gesunderhaltung bei. (Nimmt leider aber vielen Lebenwesen ihren Lebensraum – das sollte an anderer Stelle im Garten 'nachgeholt' werden.)