Sortengruppen und Kulturprobleme der Tulpen
Autor: Gregor Dietrich
Tulpen sind pflegeleicht. Im Herbst kommen die Zwiebeln in die Erde, und dort bleiben sie. In vielen Gärten funktioniert das aber nicht so gut, bzw. nicht bei allen Sorten. Tulpenzwiebeln speichern Energie, wenn wir sie Kaufen ist die Blüte bereits angelegt und sie wird fast überall erblühen, ob der Standort nun paßt oder nicht. Sie sind recht preiswert und werden leicht nachgekauft, so fällt es uns nicht auf, wenn manche nach und nach verschwinden. Doch wer eine spezielle Sorte liebt, die nicht mehr erhältlich ist, wird sich schon mehr Gedanken über das Verschwinden machen.
Ansprüche
Kulturtulpen sind Hybriden asiatischer Wildformen. Die meisten dieser Wildarten kommen in sommertrockenen Steppengebieten vor. Daraus ersehen wir schon zwei Richtlinien: Tulpen mögen volle Sonne und sommerliche Trockenheit. In feuchten Regionen sind die Zwiebeln anfällig gegen Fäulnis und zerfallen oft in viele kleine Brutzwiebeln. Die Folge ist ein alljährlich wiederkehrender Blattsalat mit wenigen Blüten. Abhilfe kann hier eine Drainageschicht schaffen. Besser kann es aber sein, die Zwiebeln nach dem Abtrocknen des Laubes aufzunehmen und von Juni bis September trocken zu lagern. Dabei können auch kleine Brutzwiebeln entfernt werden, um die Hauptzwiebeln zu stärken.
Konkurrenz
Ein weiterer Grund für das Aufnehmen der Zwiebeln können Konkurrenzphänomene sein: Werden mehrere Sorten nebeneinander gepflanzt, so werden sich oft ein oder zwei von ihnen durchsetzen, die anderen verdrängt. Durch getrenntes Aufbewahren der Sorten im Sommer und jährliche Neupflanzung kann dies unterbunden werden.
Stärkung der Zwiebel
Damit eine Tulpe wieder blüht muß eine neue Zwiebel gebildet werden. Das geschieht nach der Blüte. Daher ist nach der Blüte die Zeit, wo die Tulpe die meiste pflege benötigt. Abgeblühtes muß entfernt werden, damit es zu keiner Samenbildung kommt. Der Stengel sollte allerdings stehenbleiben, wenn er nicht zusehr stört. Keinesfalls darf das Laub entfernt werden, bevor es von selbst abtrocknet. Das ist unbedingt auch beim Schnitt für die Vase zu beachten.
Sortengruppen
Es gibt verschiedene Sortengruppen von Tulpen. Die komplexen Hybriden werden nach ihrer Blütezeit in drei Hauptgruppen, Frühe, Mittelfrühe und Späte Tulpen unterteilt. Über die weitere Unterteilung der Hybriden herrscht etwas Uneinigkeit. Einige althergebrachte Gruppierungen, die sich auf die Blütenform beziehen, wie Mendel-, Darwin- oder Cottage-Tulpen, werden offiziell nicht mehr verwendet, dafür wurde für die nur durch ein unwesentliches Farbmerkmal abweichenden Viridiflora-Sorten eine eigene Gruppe aufgestellt.
Bei den frühen Sorten werden heute Einfache und Gefüllte Frühe Tulpen unterschieden. Die einfachen Sorten waren früher in zwei Gruppen, den Mendel- und den Duc van Toll-Tulpen, zu finden. Bei den Mittelfrühen Tulpen werden die späteren Sorten der Mendel-Tulpen jetzt zu den Triumph-Tulpen gestellt, die Hybriden aus Frühen und Späten Tulpen sind.
Durch Hybridisierung der Darwin-Tulpen mit Tulipa fosterana entstanden die Darwin-Hybriden, eine heute noch als eigenständig geführte Gruppe mit Knospen in typischer Tulpenform. Die Blüten öffnen sich jedoch weit und wirken dann mohnartig.
Späte Sorten
Die "typische Tulpenform" zeigen die Darwin-Tulpen. Regelmäßig finden wir noch die sogenannten Cottage-Tulpen. Mit den vorigen gemeinsam heißen sie heute offiziell nurmehr Einfache Spätblühende Tulpen. Cottage-Tulpen sind die weniger "edlen" Sorten, die als Abfallprodukte des holländischen Tulpenbooms in den Vorgärten der weniger begüterten Leute landeten und dort neue Formen bildeten. Sie öffnen sich meist weiter, haben spitzere Kronblätter und wirken nicht so elegant. Sie stehen aussehensmäßig zwischen den Darwin-Tulpen und den Lilienblütigen Tulpen.
Deren schmalen Kronblätter lassen eine geöffnete Blüte tatsächlich einer Lilie ähnlich sehen, eine gute lilienblütige Sorte zeichnet sich jedoch dadurch aus, daß die Blüten lange eng geschlossen sind und eine kerzenartige Gestalt haben. Erst im Verblühen öffnen sie sich ganz.
Zu den Cottage-Tulpen gehören die heute als eigene Gruppe aufgefaßten Viridiflora-Tulpen, die sich durch eine starke grüne Zeichnung der Blüte auszeichnen.
Sowohl aus Darwin- als auch aus Cottage-Tulpen entstanden durch Mutation die Gefransten Tulpen. Bei den geflammten Rembrandt-Tulpen und den eigenartig geformten Papagei-Tulpen handelt es sich vorwiegend um Darwin-Tulpen, die durch ein Virus deformiert wurden. Bei Rembrandt-Tulpen ist besondere Vorsicht geboten, da das Virus oft noch infektiös ist und andere Sorten befallen kann.
Zuletzt sind noch die Päonienblütigen Tulpen, gefüllte Darwin-Tulpen, zu nennen. Sie sind gemeinsam mit den Gefransten Tulpen die letzten Blüher ihrer Gattung.