Obst – Mispel

Mespilus germanica L.

Synonym: Mespilus vulgaris RCHB.
Dänemark: mispel
Italien: nespolo; frucht: nespola
Niederlande: mispel
Norwegen: mispel
Portugal: nespereira da Europa
Schweden: mispel
Spanien: nispero comun; frucht: nispero

Die Mispel stammt entgegen ihrem botanischen Namen aus Vorderasien. In ihrer Heimat kommt sie bis etwa 1000 m Höhe vor.

Die heutige Verbreitung in Mitteleuropa geht auf Einwanderungen aus Asien bzw. Verwilderungen der früher häufig angebauten Kulturmispeln zurück.
Die Mispel wird v.a. von Liebhaber/innen seltenen Obstes angebaut und hat obstbaulich nur noch regional eine Bedeutung.

Grösse: (2)4-6 m.
Frucht: 20-30, Kultursorten auch bis 60 mm Durchmesser. Geniessbar nach Frosteinwirkung oder Lagerung.
Standort: Relativ unspezifisch (in den letzten Jahrhunderten wurde Mespilus in ganz Mitteleuropa angebaut). In harten Wintern (-20 Grad C) können Holzfrostschäden auftreten, weswegen sich der Anbau in winterharten Gegenden verbietet. Die Mispel meidet sehr trockene und sehr feuchte Böden (wie die meisten Obstsorten). In den Standortansprüchen ist die Mispel am ehesten mit der Quitte zu vergleichen.
Sorten: Existierende Sorten sind meist sehr alt – selbst die 'jungen' sind seit 50-100 Jahren im Handel.
Vermehrung: Geschlechtlich durch Sämlinge.
Ungeschlechtlich:
– durch Veredelung auf Weissdorn (Crataegus), Quitte (Cydonia), Birne (Pyrus) oder Mispel
(Mespilus).
– durch Steckhölzer oder Wurzelschnittlinge.
Schnitt: Mespilus wächst unregelmässiger als Quitte. Am einfachsten und besten scheint eine naturnahe Kronenerziehung mit geringen Auslichtungsschnitten u.ä. zu sein.

Nutzung: Wegen der vergleichsweise geringen Lagerfähigkeit (2-3 Wochen –>Fäulnisgefahr) gebietet sich ein rascher Verzehr bzw. eine rasche Verarbeitung (Saft, Kompott, Gelee, Marmelade, Mehlgewinnung…). Rinde, Blätter und unreife Früchte könenn zum Gerben verwendet werden. In der Volksheilkunde bei Blutungen, Nierensteinen…
Das Holz ist für hochwertige Drechselarbeiten geeignet.

Nach FRIEDRICH gab/gibt es im Raum Schleswig die volkstümliche Bezeichnung 'Apenars' für die Mispel (wegen der Frucht).
Dieser Name wurde auch für andere Früchte verwendet, z.B. Quitten. Friedrich nennt ihn aber ausgesprochen auch für die Mispel. Das wiederum deutet auf eine ältere Kulturtradition auch in Schleswig-Holstein hin. An Hinweisen diesbezüglich wäre ich sehr interessiert.
(Für die Rheinländer/innen: auch hier gibt es eine 'lustige' volkstümliche Bezeichnung: Hundsärsch. Vielleicht dient dieser Hinweis zum besseren Verständnis des 'Apen-ars')

Die obigen Informationen stammen aus dem hervorrragenden Buch von FRIEDRICH/SCHURICHT "Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst" (Verlag Neumann-Neudamm) S. 111 ff. Autor dieses Abschnittes ist Dr. Werner Schuricht. Leider ist dieses Buch zur Zeit nur noch über Antiquariate erhältlich.

Persönliche Anmerkung: Noch vor Quitte und Wildapfel ist Mespilus germanica meine 'Lieblingsobstblüte' – empfehlenswert auch für Menschen, die das Obst nicht nutzen wollen.