Projektidee: Mit Weiden ein lebendes Klassenzimmer bauen
Autor: Andreas Regner
Das Prinzip ist denkbar einfach: Weidenstämme werden in z.B. ovaler Form einen halben Meter tief in die Erde geplanzt. Das Besondere: Die Stämme haben keine Wurzeln und keine Zweige. Zur Zeit der Vegetationsruhe (Spätherbst/Winter) werden Weidenruten und Stämme z.B. der Silber-Weide (Salix alba) oder von S. daphnoides (Reif-Weide) geschnitten und möglichst zügig gepflanzt bzw. gesteckt, ähnlich wie bei der Stecklingsvermehrung. Nur, dass unsere ‚Stecklinge‘ schon einige Meter hoch sind: Sie werden Wurzeln schlagen und austreiben. Diese Austriebe können dann von Schülern und Schülerinnen verflochten werden. Mit der Zeit entsteht ein Geflecht, das auch widriger Witterung trotzt und als Klassenraum im Freien genutzt werden kann.
Das Foto (zum Vergrössern anklicken) zeigt zwei Weidenzelte kurz nach deren Bau im Kommunalen Kindergarten Bordesholm, Schleswig-Holstein. Als Sitzgelegenheit wurde Rasensoden als Rasensitzbank aufgeschlichtet. (Foto: A.Regner)
Darüber hinaus bietet sich das Weiden-Klassenzimmer auch für andere Unterrichtszwecke an. Gerade an Weiden lässt sich mit Schüler/inne/n sehr viel entwickeln. So lässt sich die Rinde als fiebersenkendes Schmerzmittel verwenden (Kräutertee) und aus stärkeren Ruten könnten Flöten gebastelt, Weidenkörbe geflochten werden. Ausserdem ist die Weide wichtig als eine der ersten Bienennährpflanzen.
Besonders an diesen Weidenbauten ist vor allem die langjährige Verwendbarbeit: Jedes Jahr wird es weitere Austriebe geben, die von Schülern und Schülerinnen für verschiedene Zwecke verwendet werden können und so auch ein ganz individuelles Bild geben – kein Weidenbau gleicht dem anderen: Sie können ihr Klassenzimmer immer dichter werden lassen oder Zweige für andere Zwecke entnehmen.
Kurz: ein Lernort, der viele Möglichkeiten lässt und Kreativität fördert. Be-greifen kommt von greifen: Eine bessere Einführung im Umgang mit Pflanzen und Umwelt wird schwerlich zu finden sein. Für die Schüler und Schülerinnen bieten sich Ansatzpunkte in verschiedenen Fächern und es handelt sich dabei vor allem um praktisches Lernen – auch für Natur und Umwelt.
Weitere Anregungungen für Arbeiten mit Kindern in der Natur bzw. im Garten können Sie im Jahreszeitenblick finden.
(Geringfügig aktualisierte Fassung des alten Online-Artikels von 1999)