Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte Pressemitteilung des BUND Schleswig-Holstein dokumentiert.
Ein umfangreiches Monitoring an Muscheln zu den Auswirkungen von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee fordert der BUND Landesverband Schleswig-Holstein.
„Die bis zu 1,3 Millionen Tonnen Munition aus den Weltkriegen in den deutschen Hoheitsgewässern sind tickende Zeitbomben,“ warnt die BUND-Landesvorsitzende Sybille Macht-Baumgarten. „Die entscheidende Frage ist, in welchem Ausmaß die hochgiftigen Stoffe wie TNT in die Nahrungskette gelangen. Dies kann nur ein Monitoring mit lebenden Organismen wie Muscheln klären.“
Über 60 Jahre nach Ende des letzten Weltkrieges sind viele der metallummantelten Seeminen, Granaten und Torpedoköpfe durchgerostet und geben ihren giftigen Inhalt an die Meeresumwelt ab. So ist der meist verwandte Sprengstoff TNT zwar nicht wasserlöslich, aber höchst krebserregend und erbgutverändernd. Über die Nahrungskette reichern sich die Giftstoffe und deren Abbauprodukte an und werden über die Fische letztlich auch vom Menschen aufgenommen. Dieser Prozess müsse, so der BUND, dringend untersucht werden, bevor es Entwarnung geben könne.
Das MLUR habe, so der BUND, in einer jetzt vorgelegten Erklärung einen Persilschein für Munitionsaltlasten erteilt, ohne diese für Mensch und Meeresumwelt entscheidende Frage zu untersuchen. Die bekannten Versuchssprengungen von zwei Seeminen hätten keinen Bezug zur Realität: Auf dem Meeresgrund liegt unterschiedliche Munition durcheinander, die bei einer Sprengung nur teilweise zur Explosion gebracht und ansonsten weitflächig verstreut würde. Wenn weiterhin die Nachweisgrenzen um den Faktor 1000 (!) zu niedrig angesetzt und die Probenahme hinter der Detonationswelle erfolge, könne man natürlich nichts nachweisen.
„Es ist absurd zu behaupten, dass sich hunderttausende Tonnen hochgiftiger Sprengstoffe im Meer quasi in Nichts auflösen und keine Schädigung der Umwelt hervorrufen sollen,“ so Macht-Baumgarten. „Das Problem der Kriegsaltlasten löst sich nicht durch weitere 60 Jahre Wegsehen.“