Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung der DUH dokumentiert.
Deutsche Umwelthilfe bilanziert hohe Akzeptanz und verbesserte Luftqualität in den nun 32 ausgewiesenen Umweltzonen
„Feinstaub-Kontrollteams“ der Deutschen Umwelthilfe erleben hohe Zustimmungsquote von bis zu 93,7 Prozent korrekt gekennzeichneten Fahrzeugen bei der Überwachung der acht neu hinzugekommenen Umweltzonen – Augsburg Schlusslicht mit nur 67,4 Prozent Plaketten, sauberste Pkw Flotte in Ludwigsburg mit 90,2 Prozent grünen Plaketten – In Hannover gilt seit dem 1. Januar Einfahrtverbot für Dieselstinker mit roter Plakette – Zulassungsstatistik belegt Wirkung der Umweltzonen auf Nachrüstung der Dieselstinker – DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert von Politik und Industrie in 2009 „Neustart der Partikelfilter-Nachrüstung“, um die Fahrzeugflotte auf die „Scharfstellung der Umweltzonen in 2010“ rechtzeitig vorzubereiten.
Berlin, 2. Januar 2009: Ein Jahr nach dem Start der ersten Umweltzonen in Deutschland setzen 32 Kommunen und Ballungszentren auf das Instrument „Umweltzone“. Zum Jahresbeginn 2009 kamen allein acht Städte mit Einfahrbeschränkungen für „Dieselstinker“ hinzu. „Feinstaub-Kontrollteams“ der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) haben in allen Umweltzonen die Einhaltung durch die Autohalter kontrolliert und diese vor Ort über Möglichkeiten der Nachrüstung informiert. Die meisten Autohalter haben sich dabei positiv zur Umweltzone geäußert, die insbesondere von den unter hohen Feinstaubbelastungen leidenden Anwohnern mit großen Hoffnungen gefordert wurden. Bei den Feinstaub-Kontrollen am Morgen des 2. Januar 2009 zeigte sich, dass 67,4 bis 93,7 Prozent der Autohalter bereits ein korrekt plakettiertes Fahrzeug aufweisen. Während Hannover zum 1. Januar seine Umweltzone für Fahrzeuge mit roter Plakette sperrte, können vorerst noch in den übrigen Umweltzonen Pkw und Nutzfahrzeuge mit einer roten, gelben oder grünen Feinstaubplakette einfahren. Dies gilt auch für die acht neu hinzugekommenen Städte Augsburg, Bremen, Heilbronn, Herrenberg, Karlsruhe, Mühlacker, Pforzheim und Ulm.
Die heutigen Zählungen der DUH brachten eine Spannbreite von knapp 70 Prozent bis über 93 Prozent an Ausstattung mit Plaketten zutage. Augsburg offenbart noch Nachholbedarf: die Ausstattung mit grünen Plaketten bleibt mit nur 55,4 Prozent hinter den anderen Städten zurück. Beste Ergebnisse der heutigen Zählung weist Herrenberg auf. Die räumliche Nähe zu Stuttgart, in dem die Umweltzone seit 1. März 2008 besteht, mag zu einer Gesamtausstattung von 93,7 Prozent beitragen, mit grünen Plaketten sind hier knapp 76 Prozent der gekennzeichneten Fahrzeuge ausgestattet.
Das ist das Ergebnis erster Zählungen, die „Feinstaub-Kontrollteams“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) am heutigen (Freitag-) Vormittag durchgeführt haben und deren Ergebnisse die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation in Berlin präsentierte.
Diese Zahlen seien nur als erste Tendenz zu verstehen, betonte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Nach einer Serie von Zählstaffeln in allen 24 Umweltzonen seit Anfang 2008 seien jedoch einige allgemeine Aussagen möglich. „Die Umweltzonen werden von den Autohaltern sehr breit akzeptiert. Die Regelungen werden dann von Anfang an gut eingehalten, wenn die Kommunen die Wichtigkeit des neuen Instruments zur Luftreinhaltung offensiv vertreten und eine konsequente Überwachung sicherstellen. Besonders positiv hat sich dabei der Senat von Berlin hervorgetan. Umgekehrt reicht es nicht aus, Schilder aufzustellen und wie in Köln oder München auf die Kontrolle der Einhaltung weitgehend zu verzichten“, sagte Resch.
Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Umwelthilfe in allen Umweltzonen wiederholt Kontrollen durchgeführt und ein Ranking erstellt. Die baden-württembergische Stadt Pleidelsheim liegt ganz vorne, hier haben 99,8 Prozent der Fahrzeuge eine Feinstaubplakette – davon sind allerdings nur 51,5 Prozent grün, damit bildet die Stadt in dieser Kategorie das Schlusslicht. Spitzenreiter mit grünen Plaketten ist Ludwigsburg, das mit einer Gesamtausstattung von 98,1 Prozent den dritten Platz belegt. Den letzten Platz in der Gesamtausstattung belegt Gelsenkirchen, hier wurden im Dezember 2008 immer noch mehr als 11 Prozent der Fahrzeuge ohne Plakette angetroffen.
Der DUH-Bundesgeschäftsführer berichtete über Erfahrungen in den vor einem Jahr eingerichteten Umweltzonen. Danach habe sich gezeigt, dass dort deutlich mehr Dieselstinker mit Partikelfiltern nachgerüstet bzw. saubere Autos zugelassen werden, wo Einfahrverbote drohen. Für 2009 rechnet die DUH mit einem deutlichen Boom bei der Filternachrüstung: „Die Umweltzonen werden ab 2010 scharf gestellt, das heißt, freie Fahrt haben nunmehr Fahrzeuge mit grüner Feinstaubplakette. Schon in 2009 werden die Preise für Gebrauchtfahrzeuge ohne grüner Plakette um bis zu mehrere tausend Euro einbrechen“, so Resch. Das sei exakt die Lenkungswirkung, die man sich von den Umweltzonen in ihrer „momentan noch sanften Ausprägung“ erhofft habe. Die DUH wies in diesem Zusammenhang Kritiker scharf zurück, die Umweltzonen als nicht wirksam bezeichneten. Dies sei ein „interessengeleitetes Scheinargument, weil der große Einfluss wechselnder Wetterlagen einen solchen Vergleich mit Sicherheit erst nach einigen Jahren zulässt und weil die Zahl der bisher aus den Umweltzonen verbannten Fahrzeuge noch viel zu gering ist, um einen messbaren Effekt zu ergeben.“ Dies werde sich allerdings schnell ändern, wenn in einem Jahr – wie in Berlin und Hannover die Umweltzonen „scharf gestellt“ werden.
Damit Umweltzonen flächendeckend zu „Garanten für mehr Lebensqualität in unseren Städten werden, brauchen wir einen gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern und Gemeinden, von Autohaltern, Gebrauchtwagenhändlern und Werkstätten“, forderte Resch. Um die Fahrzeugflotte fit zu machen für die zweite Stufe der Umweltzonen, sei insbesondere ein Neustart bei der Partikelfilternachrüstung nötig, so dass die Entgiftung sowohl über saubere Neuwagen als auch über den nachgerüsteten Fahrzeugbestand vorankomme. Die Scharfstellung der Umweltzonen ab 2010 werde faktisch dazu führen, dass praktisch alle Diesel-Pkw mit gelber Plakette in diesem Jahr mit einem Dieselpartikelfilter nachgerüstet und damit ‚entgiftet‘ werden. Nur noch in 2009 gelte zudem die steuerliche Förderung in Höhe von 330 €.
Nachdem die Behörden zwischenzeitlich Nachrüstfilter genau überprüften und Betrugsfilter vom Markt verbannt sind, besteht jetzt auch die hierfür notwendige Sicherheit. Die Politik müsse diesen Neustart der Filternachrüstung auf allen Ebenen aktiv unterstützen, Autohandel und Werkstätten müssten offensiv für die Umrüstung werben, sagte Resch.
Die Koordinatorin für die Feinstaub-Kontrollteams der DUH, Barbara Göppel, verwies darauf, dass die Autohalter, die von den Teams mit Informationen zu den Umweltzonen versorgt wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mit viel Verständnis auf die Umweltzonen und die Aktivitäten der DUH-Teams reagierten. „Wie schon im vergangenen Jahr erleben unsere Teams vor Ort sehr viel Bereitschaft, zu einer insgesamt weniger gesundheitsschädlichen Mobilität in den Städten beizutragen.“ Im Gegensatz zu manchen Skeptikern hätte auch die Mehrzahl der Autofahrer begriffen, dass Umweltzonen notwendig seien, um das schwerwiegendste Luftreinhalteproblem in Deutschland einzudämmen. „Die wahren Betroffenen des Feinstauproblems sind nicht die Autohalter, die sich mit Beschränkungen ihres Verschmutzungsprivilegs auseinandersetzen müssen, sondern die Menschen, die in Zonen überhöhter Feinstaubbelastung leben müssen“, erklärte Frau Göppel.