Nachfolgend wird eine geringfügig veränderte und gekürzte Pressemitteilung des NABU Schleswig-Holstein und der OAG dokumentiert.
Meinungsmache statt sachgerechter Information
Das staatseigene dänische Unternehmen Femern Belt A/S hat an rund 90.000 Haushalte in Ostholstein eine mehrseitige Broschüre zur geplanten festen Querung des Fehmarnbelt verschickt. Informiert werden soll über die „Verwirklichung einer europäischen Vision“. NABU und Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein OAG sehen jedoch vor allem eine dumpfe Meinungsmache statt sachgerechter Aufklärung am Werk.
Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein (OAG) und NABU Schleswig-Holstein zeigen sich von zahlreichen Aussagen über mögliche Einflüsse einer festen Beltquerung auf Natur und Umwelt mehr als überrascht. „Die Broschüre ist eine aus Steuermitteln finanzierte Manipulation der Bevölkerung, in der geringe Auswirkungen auf die Umwelt bilanziert werden, die bislang jedoch weder abschließend untersucht noch öffentlich diskutiert wurden“, so Bernd Koop, Regionalleiter Ost der OAG. Während in der Broschüre etwa festgeschrieben wird, es gäbe keine besonderen Brutgebiete für Vögel im Bereich der Baustelle, läge das bedeutende und international mit dem höchsten Schutzstatus versehene Naturschutzgebiet ‚Grüner Brink’ in unmittelbarer Nähe der geplanten Querung. Zudem blieben die Planer Ergebnisse zu den Auswirkungen auf den im Fehmarnbelt besonders stark konzentrierten Vogelzug beim Vergleich von Schrägkabel- und Hängebrücke, Tunnellösung sowie Null-Variante schuldig.
Nach Auffassung des NABU-Landesvorsitzenden Hermann Schultz ist zudem in der Broschüre von möglichen Einflüssen auf die in der Ostsee hoch bedrohten Schweinswale, die den Fehmarnbelt als Kinderstube zur Aufzucht ihrer Jungen nutzen, überhaupt keine Rede. Dabei sei gerade der stark dezimierte und gefährdete Bestand der sensiblen Meeressäuger ein ganz neuralgischer Punkt in der Bewertung. „Es ist bezeichnend, dass dieses Thema ausgespart wurde. Das zeigt die Doppelbödigkeit in der dänischen Strategie, das ökologisch höchst riskante Projekt als harmlos darzustellen. Dafür sei auch die unzulässige Schlussfolgerung in Bezug auf den für die Ostsee überlebenswichtigen Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee ein eklatantes Beispiel. Während Femern Baelt A/S die dargestellte Behinderung des Wasseraustausches bei einer Brücke als gering bezeichnet, zweifelt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) als höchste Naturschutzbehörde Deutschlands, ob eine weitere Einschränkung des Wasseraustausches für das sensible Meeresgebiet prinzipiell überhaupt noch tragbar sei. Die Ergebnisse des mit Untersuchungen beauftragten Leibnitz-Institutes für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) liegen ebenfalls noch nicht vor.
Lotsen beiderseits des Beltes lehnen zudem besonders die bevorzugte Schrägkabelbrücke strikt ab. Die Passage der von 10 Kilometer Breite auf drei enge je 750 Meter gestauchten Durchfahrten sei für Schiffe bis zu 350 Metern Länge und einem kilometerlangen Bremsweg in der am dichtesten befahrenen Wasserstrasse der Welt ein großes Risiko. Auch hierzu liegen keine aktuellen Ergebnisse der von Femern Baelt A/S in Auftrag gegebenen Gutachten vor, die die Verharmlosung rechtfertigen.
Nach Auffassung von OAG und NABU ist die Broschüre zu geplanten festen Fehmarnbeltquerung unseriös und konterkariert Dänemarks Bemühungen um eine offene und nachvollziehbare Darstellung des Projekts. „Wenn die Dänen so dilettantisch arbeiten und wissentlich Menschen an der Nase herumführen, müssen sie sich nicht wundern, dass man dem Königreich kein Vertrauen im Management dieses bilateralen Mammut-Projekt in einem international geschützten Meeresgebiet aussprechen kann“, resumiert der NABU-Landesvorsitzende abschließend.