Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU dokumentiert.
Elefanten durchs Nadelöhr
Berlin – Der NABU hat die Entscheidung des Bundesrates zum geplanten Bau der Fehmarnbelt-Brücke heftig kritisiert. Nur Mecklenburg-Vorpommern hat dem Gesetz nicht zugestimmt. „Und das aus gutem Grund. Denn das Projekt ist nicht nur ökologisch völlig unverantwortlich, sondern auch exorbitant teuer, unwirtschaftlich und gefährdet in einer sensiblen Wirtschaftskrise massenhaft Arbeitsplätze an der deutschen Ostseeküste in Tourismus und Fährwirtschaft“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Eine von Dänemark finanzierte 19 Kilometer breite Querung soll die deutsche Insel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden. Doch kaum einer der entscheidenden Politiker hat sich offensichtlich über eines der größten europäischen Infrastrukturprojekte ausreichend informiert. „Eine verantwortungsvolle, auf Fakten beruhende Beurteilung des Projektes fehlt bislang. Es ist leichtfertig, eine Entscheidung mit derart weitreichenden ökologischen Konsequenzen vom fernen Berlin aus zu fällen, ohne sich ausreichend vor Ort sowie über die Folgen und Kosten des Riesenbrückenbaus informiert zu haben.
Dänemark, dass das mindestens acht Milliarden Euro teure Projekt finanzieren will, ist bisher die entscheidenden Gutachten schuldig geblieben. Es liegen weder abschließende Erkenntnisse zur Beeinträchtigung des überaus sensiblen Wasseraustauschs zwischen Nord- und Ostsee noch zur Gefährdung der Schiffssicherheit vor. Der Fehmarnbelt ist mit jährlich rund 64.000 Schiffspassagen die am meisten befahrene Wasserstraße der Welt. Laut Prognosen wird sich der Schiffsverkehr binnen weniger Jahre verdoppeln. Die von den Planern bevorzugte, weil kostengünstige Brückenvariante staucht jedoch die heute rund zehn Kilometer breite Passage auf wenige hundert Meter zusammen. „Man will einen Elefanten durch ein Nadelöhr zwingen und ernsthaft glauben machen, er würde sich nicht stoßen“, so Miller.
Um Dänemark einen Gefallen zu tun, gibt Deutschland seine Verantwortung für das international geschützte und äußerst sensible Ökosystem Ostsee vorschnell ab. „Die Mitglieder des Bundesrates wären gut beraten gewesen, nicht aus Wochenendstimmung vorschnell ein derartiges Risiko-Projekt durchzuwinken“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Miller.