IG BAU arbeitet an einem Schutzschirm für Floristinnen
Am Sonntag bin ich also Feminist. Schließlich ist am 8. März der Internationale Frauentag. Wer am Sonntagmorgen seiner Lebensabschnittsgefährtin keine rote Rose auf das Kopfkissen oder auf den für die DGB-Frauenaktion schon gepackten Rucksack legt, riskiert den Abbruch der Beziehung.
Feiertage werden inzwischen prima genutzt, um die Umsätze von mehr oder weniger notleidenden Mitbringselgewerben wie der Schoko- und Blumenindustrie anzukurbeln.
Wenn also der Valentinstag aus ökonomischen Gründen ersonnen wurde, der Muttertag dem Blumenhandel die zweitgrößten Umsätze beschert, was ist mit dem Frauentag?
In Deutschland werden jährlich rund eine Milliarde Rosen verkauft und verschenkt. Mehr als die Hälfte davon kommen aus Ländern wie Ecuador, Tansania oder Kenia, in denen hochgiftige Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Greenpeace warnt nachdrücklich vor Pestiziden, die Krebs auslösen oder den Hormonhaushalt stören können.
Gefährdet sind nicht nur die Produzenten in so genannten Dritte-Welt-Ländern, auch Floristinnen, Verbraucher und nicht zuletzt Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen, die am 8. März eifrig rote Rosen verteilen. Pestizide können über die Haut aufgenommen, in die Raumluft gelangen und eingeatmet werden.
Wer sich vor den Schadstoffen schützen will, kann sich am Frauentag mit einem Gutschein behelfen. Etwa für einen geklauten Blumenstrauß aus Nachbars Garten, einer einjährigen Flatrate zum Hemdenbügeln oder Toilettenputzen.
Wer herkömmliche Blumen kauft, sollte sich gründlich die Hände waschen, die Blumen nicht in der Nähe von Lebensmitteln und schon gar nicht getrocknet aufbewahren und wegen der Pestizidbelastung unter keinen Umständen über den Biomüll entsorgen. Denn über den Kompost können die Pestizide in den Boden gelangen.
Wie wäre es eigentlich mit einer Abwrackprämie für belastete Rosensträuße? Mit zwei Euro für 10 Frauentagsrosen vom letzten Jahr könnte man in diesem Jahr die Niedriglöhne von Floristinnen aufstocken und noch nebenbei den Blumenhandel beleben!
Die zweifelsfrei realistischere Lösung ist: Nur Rosen mit einem Label, wie Transfair oder Flower Label, zu verschenken. Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen arbeiten seit Jahren erfolgreich für einen wirksamen Schutzschirm in der Branche: Sowohl für die ProduzentInnen, als auch für die FloristInnen. Eine verträglich und fair produzierte Blütenpracht schützt FloristInnen vor Risiken der Pestizidbelastungen.
Letztendlich haben die Kunden sehr viel mehr als rote Rosen in der Hand. Sie entscheiden, ob immer mehr sozial und ökologisch produzierte Blumen auf den Markt kommen oder nicht.
Ein Beitrag unserer Kollegin Heidi Schroth.
Quelle: IG Bau