Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des BN, Bund Naturschutz in Bayern e.V., dokumentiert.
Zum geplanten Bau neuer Wasserkraftwerke an der Ammer betont Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz „dass weder für die Stromerzeugung, noch für das Erreichen der Klimaschutzziele ein weiterer Ausbau der Wasserkraft notwendig ist, denn 2/3 der Endenergie lassen sich unter Beibehaltung des gegenwärtigen Lebensstandards mit moderner Effizienztechnik einsparen.“
Schönauer weiter: „Nur eine drastische Verringerung des Strom- und Energieverbrauchs kann unsere Welt vor der „Klimakatastrophe“ retten, nicht aber die Zerstörung unserer letzten natürlichen Flussauen. Unberührte Fließgewässer und Wildflusslandschaften sind Tabuzonen für jegliche Eingriffe“.
Schönauer kritisiert insbesondere die aktuelle, vordergründig geführte Diskussion im Klimaschutz: „Sie wird ausgenutzt, um naturschädliche Investitionen in die Energieproduktion – wie hier die Wasserkraft als regenerative Energiequelle an der Ammer – wieder aufleben zu lassen, anstatt das Energiesparen und die Erhöhung der Effektivität in den Vordergrund zu stellen. Die Erzeugung von Strom an den sog. kleinen Wasserkraftanlagen ist sowohl energetisch, wie auch wirtschaftlich gesehen ein Flop. Laut der Studie des Umweltbundesamt (UBA) „Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle“ aus dem Jahr 2001 erzeugen die 4.881 Kleinwasserkraftanlagen (Leistung kleiner 1000 Kilowatt) im Jahr 1.49 Milliarden Kilowattstunden. Das waren damals lediglich 0.3 % der Gesamtstromerzeugung.“
Das heutige „Energieverschwendungssystem“ muss abgelöst werden. Allein die Stromeinspartechnik heutiger Ausprägung bringt einen ungleich höheren Nutzen als die gesamte Wasserkraft, die mit einem Anteil von ca. 4% zur bundesdeutschen Stromerzeugung beiträgt. Der Bau gasbetriebener Blockheizkraftwerke zum Ersatz umweltschädlicher Kraftwerke und Heizungen ist ähnlich abgasneutral wie die Wasserkraftnutzung, sein Ausbaupotential ist jedoch erheblich größer. Die für das Überleben unserer Zivilisation notwendigen Einsparpotentiale können dabei nur durch eine drastische Reduzierung des Energieverbrauchs erreicht werden. Wärmedämmung statt Ausbau der Wasserkraft, heißt die echte Alternative. Alle Maßnahmen zusammen betrachtet ließen sich 2/3 der Endenergie ohne Komfortverlust – und ohne Schädigung der Natur – einsparen.
Schönauers Warnung:„Eine isolierte Diskussion um die Förderung von neuen (Klein-) Wasserkraftwerken lenkt nur ab von den notwendigen energiepolitischen Entscheidungen.“
Darüber hinaus appelliert Bayerns BN-Vize an die Öffentlichkeit, sich nicht von einzelnen Antragstellern beeinflussen zu lassen, die allein wegen des erhöhten Einspeisevergütungssatzes von 12,67 ct / KWh nun die letzten unberührten Flussabschnitten mit ihren Stauanlagen zerstören wollen und damit alles Leben im Fluss gefährden.
Klimaschutz darf kein Freibrief sein für ökologisch nicht vertretbare Maßnahmen.
Wasserkraftwerke stellen grundsätzlich eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensgemeinschaften im und am Fließgewässer dar, wie bereits die Vertreter vom LBV und LFV ausführlich dargestellt haben. Der Großteil der bayerischen Flüsse ist bereits durch Wasserkraftnutzung stark beeinträchtigt und für die restlichen frei fließenden Strecken müssen der Schutz und die Entwicklung im Vordergrund stehen. Dort, wo heute noch Potentiale für die Wasserkraftnutzung vorhanden sind, sind meist auch die wertvollsten Abschnitte von frei fließenden Flüssen in Bayern verblieben. Diese sind wegen ihres hohen ökologischen Wertes meist als Schutzgebiete, auch als europäische Schutzgebiete (Natura 2000) ausgewiesen. Auch die Ammer ist in großen Abschnitten als FFH- Gebiet ausgewiesen.
Die bayerischen Fließgewässer werden bereits stark zur Wasserkraftnutzung herangezogen und leisten ihren Beitrag zur CO2-armen Stromgewinnung. 4250 Wasserkraftanlagen von bundesweit rund 7700 finden sich an Bayerns Fließgewässern und erzeugen rund 13000 GWh Strom/a.
Den wesentlichen Anteil mit 12.000 GWh /a – also 92% – leisten allerdings nur 219 Anlagen, die sich vor allem an den alpinen Flüssen Isar, Inn, Lech und Iller befinden.
Über 4000 Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung unter 1000 kW erbringen insgesamt nur 8%. Sie leisten damit einen sehr geringen Beitrag zum Klimaschutz, zerstören aber massiv Fließgewässerlebensräume.
Würden die restlichen Fließstrecken mit Kleinkraftwerken verbaut, gingen diese extrem gefährdeten Lebensräume verloren (94 % der Fließgewässerfische sind bereits auf der „Roten Liste Bayern“). Andererseits würde man lediglich einen minimalen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Für einen marginalen Energiegewinn würde man also unsere letzten Fließgewässerstrecken opfern.
„Jetzt geht es um Rückbau und Optimierung statt Neubau.“ so Schönauer. „Die Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet uns auch dazu.“
Auch aus Klimaschutzgründen lässt sich ein Neubau von Wasserkraftanlagen nicht vertreten. Das Co2-Einsparpotential durch neue Wasserkraftwerke liegt im Promille-Bereich. Geringen Vorteilen der CO2-Einsparung stehen somit erhebliche ökologische Schäden gegenüber. Der BN zitiert hierzu auch Studien des Umweltbundesamtes und des Bundesumweltministeriums. Bei kleinen Wasserkraftwerken kommt noch dazu, dass diese nicht einmal wirtschaftlich zu betreiben sind und nur durch Subventionen immer wieder geplant werden. Der BN hat daher auch die Regelungen des EEG zur Wasserkraft kritisiert.
Der weitere Ausbau der Wasserkraft ist weder aus energietechnischen, noch wirtschaftlichen Gründen vertretbar, ökologisch ist er ein Desaster.“ Flüsse, Bäche und ihre Auen sind das „Ökologische Rückgrat“ unserer Landschaften und müssen erhalten werden.“