Nachfolgend wird eine geringfügig veränderte und gekürzte Pressemitteilung des BUND dokumentiert.
Berlin: In vielen Produkten des täglichen Bedarfs stecken enorme Mengen „unsichtbaren Wassers“. Darauf hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich des Weltwassertages am 22. März hingewiesen. So würden für eine Jeans über 5000 Liter und für ein Kilo Rindfleisch mehr als 10 000 Liter sogenannten „virtuellen“ Wassers verbraucht. Für Anbau, Verarbeitung und Lagerung von einem Kilo Kaffee seien insgesamt sogar rund 20 000 Liter Süßwasser erforderlich. In Agrarprodukten stecke generell sehr viel virtuelles Wasser. Mehr als 1000 Liter Wasser seien nötig, um einen Liter Agrotreibstoff herzustellen. Knapp 3000 Liter Wasser verbrauche die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts, die Produktion von einem Liter Milch oder einem Kilo Weizen benötige bis zu 4000 Liter und ein Kilo Reis bis zu 5000 Liter Wasser. Enorme Mengen virtuellen Wassers würden sich in Produkten aus Aluminium, Edelmetall und Stahl wiederfinden. Auch in den Erzeugnissen und Produktionsprozessen des Bergbaus, der Zement-, Chemie- und Getränkeindustrie „versteckten“ sich große Wassermengen.
Sebastian Schönauer, Wasserexperte beim BUND: „Das Ausblenden des Einsatzes großer Mengen Wassers zur Herstellung fast aller Alltagsprodukte ist eine der Ursachen für die zunehmende Wasserknappheit und die Übernutzung der Wasserressourcen. Vor allem in Ländern, die ohnehin unter Wassermangel leiden, ist die Verwendung von sehr viel Wasser für Exportprodukte ein großes Problem. Jeder weiß, dass die Bewässerung von Golfplätzen in Spanien zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zur Austrocknung ganzer Regionen führt. Kaum jemand aber weiß, dass mit dem Export eines in Spanien hergestellten Mittelklasseautos weit mehr als 100 000 Liter virtuelles Wasser exportiert werden.“
Das Konzept des „virtuellen Wassers“ geht auf den britischen Wissenschaftler John Anthony Allan zurück, der erstmals Anfang der 90er Jahre in die Wasserbilanz von Produkten sämtliche Mengen einbezog, die zu ihrer Herstellung und Weiterverarbeitung erforderlich waren. Nach seinen Berechnungen konsumiert ein US-Amerikaner durchschnittlich etwa 6000 Liter virtuelles Wasser pro Tag, jeder Europäer rund 4000 und die Bewohner vieler afrikanischer Staaten weit weniger als 1000 Liter.
Schönauer: „Die internationale Gemeinschaft muss über Verteilerschlüssel für die begrenzten Wasservorräte verhandeln, das Wassermanagement und der Agrarsektor müssen so reformiert werden, dass die Wasserressourcen vor allem in Trockengebieten nicht übernutzt und nicht weiter verschmutzt werden. Ein Fünftel der Weltbevölkerung hat außerdem überhaupt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, deshalb muss auch die Verschwendung virtuellen Wassers stärker ins Blickfeld rücken.“
Der BUND sieht Möglichkeiten zur Senkung des Verbrauchs virtuellen Wassers in einer Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, im Ausbau von Spartechniken und in der effizienten Wassernutzung. Ein geeignetes Mittel sei auch die Verwendung von Regenwasser in Haushalten und Industrie. Allein die Regenwassernutzung in Häusern könnte deren Trinkwasserbedarf um ein Drittel senken.