Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU dokumentiert.
Mengen – Im Kampf gegen den alljährlich zehntausendfachen Amphibien-Tod auf den Straßen Baden-Württembergs fordert der NABU dauerhafte Lösungen statt andauernder Flickschusterei. Bei einem Vor-Ort-Termin in Mengen (Kreis Sigmaringen) begutachtete NABU-Landeschef Dr. Andre Baumann heute gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Ernst Behringer sowie Vertretern des Innenministeriums, des Regierungspräsidiums, des Landratsamtes und der Gemeinde einige Amphibien-Leiteinrichtungen. „Um den Amphibien-Tod dauerhaft abzustellen, brauchen wir bessere und mehr Straßenquerungen für Kröten, Molche und Frösche“, forderte Baumann. „Hier in Mengen gibt es einige Querungshilfen. Das begrüße ich sehr. Allerdings sind sie teilweise schlecht umgesetzt. Es muss sich also nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ etwas ändern.“
Die Ehrenamtlichen des NABU tragen Jahr für Jahr tausende Frösche, Kröten und Molche über die Straße und leisten damit einen bedeutenden Beitrag für den Schutz der Amphibienwelt. Dennoch kann das aus Sicht von NABU-Chef Baumann nur eine Übergangslösung sein. „Der Amphibien-Tod ist wie eine alljährlich wiederkehrende Grippe: Wir versuchen jedes Jahr, das Fieber zu senken. Besser wäre es, den Patienten zu impfen und so die Ursache zu bekämpfen, anstatt ständig mit riesigem Aufwand an den Symptomen herumzudoktern.“ Solange die Verwaltung jedoch nicht mehr und bessere Amphibienleiteinrichtungen baut, sind Frösche und Kröten auf Naturschützer angewiesen, die mit ihren mobilen Schutzzäunen, mit Eimern und orangenen Warnwesten zweimal am Tag ehrenamtlich Dienst tun. „Ich bedanke mich deshalb sehr herzlich bei allen Amphibienschützern des NABU und der anderen Verbände. Ich weiß, wie viel Zeit und Kraft für dieses Engagement nötig sind“, sagt Baumann.
Häufigster Schwachpunkt der bestehenden Straßenquerungen ist, dass die Tiere nicht zuverlässig zu den Durchlässen geleitet werden. „Ein Krötentunnel bringt natürlich herzlich wenig, wenn ihn die Tiere nicht finden und stattdessen unbeirrt über die Straße und damit in den Tod gehen“, kritisiert Baumann. Sachkundige Gutachter und Planer sind hinzuzuziehen, dies fordert u. a. auch der Rechnungshof.
Wo sehr viele Tiere unterwegs sind und keine geeignete Querungshilfe gebaut werden kann, müssen aus NABU-Sicht auch Straßen gesperrt werden – zum Schutz der Tiere, aber auch, um die ehrenamtlichen Helfer nicht zu gefährden. Bevor aber Querungshilfen gebaut werden, ist ein ganzheitliches Schutzkonzept zu erstellen, in dem neben den Durchlässen mit Leitsystem auch die Lebensräume der Amphibien verbessert werden. Eine weitere Möglichkeit sei zudem, Biotope aufzuwerten und Zusatzlaichgewässer anzulegen. „Wenn die Tiere bereits vor der Straße ein geeignetes Gewässer finden und der Straßenübergang versperrt ist, weichen sie auf die neuen Tümpel und Seen aus – auch das kann das Problem lösen. Allerdings ist hier eine gewissenhafte Planung nötig, um die Situation nicht zu verschlimmern, sondern zu verbessern“, erklärt Baumann.
Der NABU fordert, dass bei bestehenden und neuen Straßen zukünftig der Straßenbaulastträger in der Pflicht ist, für den Schutz der biologischen Vielfalt zu sorgen. Etwa wenn es um Frösche, Kröten und Molche geht …