Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. dokumentiert.
Große Verwunderung löste die Stellungnahme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zur “Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in Deutschland” aus. Das BMWi hatte die Gesellschaft für Anlagen – und Reaktorsicherheit (GRS) und das Öko-Institut beauftragt, relevante Ergebnisse der Grundlagenforschung des Bundes zur Atommülllagerung zusammenzufassen. Aus dem Bericht folgert Dr. Schneider seitens des BMWi, dass “mit der Errichtung eines sicher zu betreibenden und verschließbaren Endlagers begonnen werden könnte.”
Seit wann liegt die Zuständigkeit für das Vorhaben, Standorte für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle zu benennen und Aussagen über die Eignung von Endlagerformationen zu treffen neuerdings beim BMWi, fragt die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) jetzt in einem Schreiben das Wirtschaftsressort. Doch unabhängig von der Frage der Zuständigkeit provoziere der Bericht Nachfragen.
Das BMWi fokussiere stark auf die Frage, welche Erkenntnisse zur Lagerung von heißem, hochradioaktivem Müll in Ton- bzw. Salzgestein vorliegen und komme dann zu dem Ergebnis, dass “der erforderliche Kenntnisstand für die Errichtung eines Endlagers im Steinsalz durch die in den vergangenen 40 Jahren in Deutschland geleistete Forschungstätigkeit weitgehend erarbeitet” sei.
Die Folgerungen, so kontert die BI, seien äußerst vorschnell und haltlos. Es fehlten Aussagen zu bisher wenig und unerforschten Bereichen der Radiolyse und der Radiochemie in Salzgestein, insgesamt sei der Bericht einseitig, weil “extrem salzlastig”. Ausgeblendet werde, dass international neben Ton und Salz auch Granit und Tuffgestein als Endlagermedium in Betracht gezogen wird. Ein vergleichendes Suchverfahren, das international dem Stand von Wissenschaft und Technik entspricht, werde nicht vorausgesetzt.
Die Ausführungen zur Rolle der zweiten geologischen Barriere , dem Deckgebirge, als Schutz vor einem möglichen Austreten von Radioaktivität, sind aus Sicht der BI gar skandalös. Hier würden tatsächlich die Grundwasserbewegungen im Störfall als positiv beschrieben: “Im Deckgebirge finden in der Regel wesentliche Grundwasserbewegungen statt, die bei einem Störfallszenario sowohl eine Ausbreitung als auch eine Verdünnung von radioaktiven Stoffen bewirken können (Verdünnungspotenzial).” Das bedeutet praktisch, so folgert die BI, “dass die Menschen in der Nähe eines Endlagers als Versuchskaninchen gesehen werden, denn die Geologie kann niemand beeinflussen.”
Ein Lob müsse man dem BMWi doch aussprechen, meint die BI: “Grundlage des Berichts ist der Atomausstieg. Sie gehen von einem begrenzten und überschaubaren Volumen des Atommülls aus, stehen also zum sogenannten Atomkompromiss. Sie wissen sicher, dass wir diesen Kompromiss als zu wirtschaftsfreundlich und unannehmbar kritisieren.” Trotzdem: Dieser Kursschwenk des BMWi sei interessant, weil sich der Wirtschaftsminister vehement für die Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke und damit zu einer Verschärfung des Mülldesasters eingesetzt hatte.