Illegale Importe von Nicotin-Sulfat für Geflügel-Industrie ?

Nachfolgend wird eine geringfügig veränderte und gekürzte Pressemitteilung der AbL e.V. dokumentiert.

AbL verlangt Information der Öffentlichkeit über Händler und Verwender

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) sowie die verantwortlichen Behörden in Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen auf, die Öffentlichkeit und die Verbraucher unverzüglich über die Einzelheiten eines offenbar riesigen illegalen Handels nicht nur mit Pflanzenschutzmitteln, sondern auch mit verbotenen Desinfektionsgiften für Geflügel-Anlagen zu informieren.

„Brancheninformationen zufolge soll es sich nicht nur um 19,4 Tonnen, sondern um rund 100 Tonnen von illegal importiertem Nicotinsulfat handeln“, so Eckehard Niemann, Experte der AbL. Das Düsseldorfer Landwirtschafts-Ministerium spricht in einer Pressemitteilung vom 3.4.09 von 19,4 Tonnen Nikotinsulfat.

Zu den illegal gehandelten und zum Teil widerrechtlich umetikettierten Pflanzenschutzmittel geht der AbL-Experte davon aus, dass sie in ganz Norddeutschland, in Polen und den Niederlanden vertrieben wurden. In Nordwestdeutschland hätten die Behörden das für Menschen hochgiftige Nicotinsulfat, das illegal zur Bekämpfung der Vogelmilbe verwendet wird, bereits in Eiern nachweisen können, so Niemann. Die AbL fordert, dass die Fakten über die verantwortlichen Händler und Anwender endlich auch an die Öffentlichkeit müssten. Aufgedeckt wurde der Skandal laut AbL bereits am 27.1.2009 durch den niederländischen AID-Inspektionsdienst und die Staatsanwaltschaft den Haag, die bei einem Geflügelhalter und Stalldienstleister in Gelderland bei einer Durchsuchung 1.600 Liter des giftigen Nicotinsulfats fanden, außerdem andere nicht zugelassene Desinfektionsmittel sowie eine große Menge an Bargeld. Im AID-Bericht vom 28.1.2009 heißt es: „Nikotin ist ein sehr giftiges und verbotenes Mittel, das bei der Bekämpfung der Blutlaus bei Hähnchen/Hennen gebraucht wird. Es verdunstet schnell, wodurch es auch gefährlich sein kann für Menschen, die damit arbeiten“ (www.aid.nl).

Die Aussagen des geständigen Händlers Willem L. aus Ederveen führten die Ermittler zum Chemie-Handelsunternehmen P., das in Hamburg in Alsternähe residiert. Nach Mitteilung der Hamburger Staatsanwaltschaft ermitteln derzeit unter anderem die Hamburger Behörden. Nach noch unbestätigten Hinweisen richten sich die Ermittlungen und eine Hausdurchsuchung bei P. auf die illegale Einfuhr und die Umetikettierung von sage und schreibe 100 Tonnen Nicotinsulfat und einer großen Menge von in Deutschland verbotenen Pestiziden. Ein Teil soll nach Polen geliefert worden sein, eine große Menge aber auch in die Region Südoldenburg.

Die AbL weist drauf hin, dass die Verwendung von Nicotinsulfat in Agrarfabriken hierzulande eine Vorgeschichte hat: Der berüchtigte Agrarindustrielle Anton Pohlmann ließ 1996 seine 10 Millionen Käfighennen direkt mit dem hochgiftigen und verbotenen Nicotinsulfat besprühen, was bei einem Arbeiter zu schweren Gesundheitsschäden führte und die Eier verseuchte.