Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU NRW dokumentiert.
Düsseldorf – Mit Macht hat sich der Frühling eingestellt. In den wärmeren Regionen Nordrhein-Westfalens öffnet bereits die zweite Frühlingsblüherriege wie Lungenkraut, Scharbockskraut und Veilchen ihre Blüten. Die ersten Bienen, Hummeln und Schmetterlinge steuern auf der Suche nach Pollen gerne voll erblühte Weidenkätzchen an. Und bei Amsel, Meise, Buchfink und Rotkehlchen laufen Revierstreitigkeiten und Partnersuche auf Hochtouren. „Dabei führt der reichliche Einfluss von Hormonen auch schon mal zu Fehlreaktionen“, so Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz des NABU NRW.
So werden vermeintliche Konkurrenten um die Gunst eines Weibchens heftig attackiert: Immer wieder werden Kohlmeisen, Buchfinken und andere Vögel dabei beobachtet, wie sie ihre Spiegelbilder in Fenstern und Autoscheiben angreifen, häufig bis zur totalen Erschöpfung. Hier rät der NABU nach Möglichkeit für Abhilfe zu sorgen. „Da hilft manchmal schon eine Puppe hinter der Glasscheibe oder das Aufhängen eines Windspiels um das fehlgeleitete Vogelmännchen von weiteren Attacken abzuhalten“, erklärt Jellinghaus. In besonders hartnäckigen Fällen sei ein Abkleben der Scheibe mit lichtbrechender Folie ratsam. Wer diese nicht dauerhaft anbringen möchte, der könne noch durch Abdecken der Scheibe mit einem Tuch oder einer Jalousie die Vogelmännchen daran hindern, sich weiter zu echauffieren. „Wer tatsächlich seine Zimmer verdunkeln muss, für den gibt es aber auch einen kleinen Trost – ab Mitte des Monats beruhigt sich das Balzgeschehen wieder,“ so der NABU-Vogelexperte weiter. Dann seien die meisten Vogelpärchen nämlich bereits mit der Brut beschäftigt.
Ein Phänomen, das ebenfalls verstärkt im Frühjahr auftrete, sei der Versuch von Spechtmännchen, eine Nisthöhle in Hausfassaden zu hämmern. „Leider häufen sich in letzter Zeit Klagen über Schäden an Fassaden, die insbesondere der Buntspecht verursacht,“ sagt Jellinghaus. Gerade im Frühjahr suchten sich Mücken und Spinnen zum Aufwärmen Hauswände aus, die von der Sonne beschienen werden. Diese nehme der Specht wahr. Beim Aufpicken der Nahrung klinge eine angebrachte Wärmedämmung für den Specht wie Faulholz, dass ihn – seinem natürlichem Verhalten entsprechend – dazu verführe, an tiefer gelegenen Stellen nach weiterer Nahrung zu suchen. Finde der Specht nach Durchschlagen der Deckschicht kein Futter, würde er an einer benachbarten Stelle weitersuchen. Finde er zudem Gefallen an dem Material, versuche er hier auch seine Höhle zu bauen. „Meist bleibt es bei solchen Attacken nicht bei einem Loch“, weiß Jellinghaus. Patentrezepte für Gegenmaßnahmen, wie Greifvogel-Silhouetten oder Windspiele, gäbe es für diese leider mangelhafte Anpassung der Spechte an die urbane Umwelt nicht. „Fassadenbegrünungen allerdings halten Spechte von Fassaden fern und bieten gleichzeitig anderen Vogelarten Lebensraum“, so der Tipp des NABU-Vogelexperten.