Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung von FORUM e.V. dokumentiert.
Noch kein Kilo Kernbrennstoff entsorgt – Über 100 Millionen Euro auf die Steuerzahler abgewälzt
In Karlsruhe soll in den nächsten Tagen mit der Verglasung der hochradioaktiven und extrem gefährlichen Reststoffe der Pilot-Wiederaufbereitungsanlage, begonnen werden. Schätzungsweise 5 Prozent des dort getrennten hochradioaktiven Atommülls stammen nach unseren Berechnungen aus dem Gundremminger Block A. Die Betreiber der Karlsruher Atomanlagen schätzen die Gesamtkosten für den Abriss der Anlagen und die Sicherung der Reststoffe auf 2,6 Milliarden Euro.
Bald wird in Karlsruhe eine der teuersten Anlagen Deutschlands in Betrieb gehen. Nach nur eineinhalb Jahren soll sie dann wieder still gelegt und abgerissen werden. Dieser Riesenaufwand ist notwendig, um die seit zwanzig Jahren in Karlsruhe verwahrte „Atomsuppe“ mit Glasgranulat zu verfestigen, so dass die Gefahr einer katastrophalen Atomexplosion (!) beseitigt wird.
Die jahrzehntelange Entsorgungslüge
Eigentlich kann jeder verstehen, wie der supergefährliche Atommüll in den Atomkraftwerken produziert wird. Aber jahrzehntelang haben die AKW-Betreiber erfolgreich den Bürgern vorgelogen, die verstrahlten Brennelemente (verharmlosend wurde von „abgebrannten“ Brennelementen gesprochen) würden in Wiederaufbereitungsanlagen recycelt und entsorgt. Und die Kernkraftwerke würden mit einemgeschlossenen Brennstoffkreislauf betrieben.
Die Realität ist anders
In den Atomreaktoren werden Uranatome gespalten. Hierdurch wird viel Wärme frei gesetzt und damit Dampf zum Antrieb von Turbinen erzeugt. Zugleich entstehen bei der Uranspaltung extrem strahlende Spaltprodukte wie Jod, Cäsium 137 und Strontium 90. Zusätzlich werden durch Neutroneneinfang Uranatome zu Plutonium verwandelt. Ein verbrauchtes Brennelement strahlt dann mehr als 10 Milliarden Mal so stark wie ein Brennelement vor dem Reaktoreinsatz. Die im Reaktor neu entstehenden Stoffe können nicht, wie es die Propaganda von der Wiederaufbereitung suggeriert, recycelt werden. In den Wiederaufbereitungsanlagen („WAA“) geht es um die Abtrennung des Plutoniums. Die Franzosen sprechen deshalb auch von Plutoniumfabriken. Letztlich werden in den WAA unter Freisetzung krankmachender radioaktiver Abgase und Abwässer die verstrahlten Brennelemente in drei Müllfraktionen aufgeteilt: die extrem strahlenden Spaltprodukte, das supergefährliche Plutonium und eine große Menge an übrigbleibendem Uran. Die Gewinnung des für Atombomben nutzbaren Plutoniums war der Hauptzweck der Wiederaufbereitungsanlagen
Pilot-WAA Karlsruhe
Von 1971 bis 1990 wurden in der Karlsruher Pilot-WAA rund 210 Tonnen verstrahlter Brennelemente in Spaltprodukte, Plutonium und Uran getrennt. Das Plutonium und das Uran hatten im Rüstungsbereich, bei speziellen Brennelementfabriken und bei verheimlichten ausländischen Stellen Abnehmer. Übrig blieben die extrem strahlenden Spaltprodukte (Cäsium, Jod, Strontium usw.) in 60.000 Litern „Atomsuppe“. Diese wiegen rund 80 Tonnen und wurden vom Wissenschaftsredakteur Christopher Schrader am 17.7.2001 in der Süddeutschen Zeitung als „wohl gefährlichste und giftigste Chemikalien-Mischung auf deutschem Boden“ bezeichnet. Da die Trennung der drei Atommüllfraktionen immer nur zum Teil gelingt, befinden sich in der „Atomsuppe“ auch noch 16,5 Kilogramm Plutonium. Wenn diese sich in dem Tank zusammenballten, käme es zu einer atomaren Kettenreaktion, die wie eine kleine Atombombenexplosion wirken würde. Deswegen muß die tödlich strahlende „Atomsuppe“ seit 20 Jahren ununterbrochen gequirlt werden, um Plutoniumkonzentrierungen zu verhindern. Umweltpolitiker fordern, dass dieser hochradioaktive flüssige Müll verfestigt wird, so dass eine supergefährliche Plutoniumkonzentration unmöglich wird.
Sicherung aber keine Entsorgung
Die „Atomsuppe“ soll durch Zugabe von Glasgranulat in rund 130 Kokillen a 400 Kilogramm gebunden werden. Diese will man in fünf Castoren laden und im Zwischenlager Nord bei Greifswald abstellen. Dagegen haben dort SPD, Linke und Grüne protestiert. Irgendwann sollen die Atomkokillen dann in ein unterirdisches Endlager. Aber trotz vieler Ankündigungen gibt es in keinem Land der Erde ein Endlager für diesen hochradioaktiven Atommüll.
Verursacherprinzip erneut gebrochen
Skandalös ist auch, dass in Verhandlungen zwischen dem damaligen Bundeswissenschaftsminister Dr. Heinz Riesenhuber (immer noch CDU-Bundestagsabgeordneter) und den AKW-Betreibern 1990 ausgemacht wurde, dass die Steuerzahler den Hauptteil der Kosten für den Abriss der Karlsruher Atomanlagen und die Sicherung des Atommülls übernehmen sollen. Unsere Bürgerinitiative fordert RWE als Betriebsführer des AKW Gundremmingen auf, den Bürgern die Wahrheit über die Nicht-Entsorgung und gefährliche Verwahrung des Atommülls sowie die skandalöse Verlagerung der Kosten auf die Steuerzahler zu sagen!