Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte und veränderte Pressemitteilung des NABU dokumentiert.
Schavan lässt Umwelt und Soziales bei Gentechnik außen vor
Berlin – Mit Blick auf den am morgigen Mittwoch (20.5.) geplanten Runden Tisch zur Zukunft der Grünen Gentechnik in Deutschland haben der NABU und die Verbraucher-Organisation Slow Food Bundesforschungsministerin Schavan aufgefordert, auch über die ökologischen und sozialen Folgen der Biotechnologie zu diskutieren.
Nach den jüngsten Ergebnissen einer von Slow Food beim Forschungsinstitut Forsa in Auftrag gegebenen Studie sind nach wie vor 78 Prozent der Deutschen eindeutig gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel. Sogar 85 Prozent lehnen auch die Verfütterung von gentechnisch manipulierten Pflanzen an Nutztiere ab. Nicht irrationale Angst, sondern der Respekt vor der Natur ist der am meisten genannte Grund für die Ablehnung.
Der NABU fordert seit Jahren eine ökologische Sicherheitsforschung, welche die Auswirkungen der Gentechnik auf Natur- und Umwelt untersucht sowie ein Forschungskonzept zur Agrogentechnik, das sich mit Fragen aus der Anbaupraxis beschäftigt.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke: „Wir wünschen uns ein Forschungsprogramm, das die ökologischen Fragen beim Thema Gentechnik wirklich angeht. Dazu brauchen wir jedoch ein Programm, das mit Natur- und Verbraucherschützern gemeinsam aufgestellt und diskutiert wird, damit es dann am Ende auch von allen akzeptiert werden kann.“
Obwohl das Bundesforschungsministerium seit vielen Jahren die Biosicherheitsforschung mit hohen Summen fördere, sei über grundsätzliche Fragen bislang nicht nachgedacht worden. Weder gebe es ausreichende Untersuchungen zu der Wirkung des im Genmais enthaltenen Giftes auf Bienen, Schmetterlinge und Käfer noch habe man sich mit der Frage befasst, welche Risiken für Wasserorganismen bestehen. Dabei gibt es bereits heute Forschungsergebnisse aus den USA, die ein Risiko für Gewässersysteme nahelegen.
NABU und Slow Food kritisierten, dass eine der wichtigsten Fragen im Vorfeld des Gentechnik-Treffens gar nicht zur Debatte steht: Welche Art von Landwirtschaft wollen wir überhaupt? Ist die momentan praktizierte industrialisierte Landwirtschaft mit ihrem hohen Anteil an Spritz- und Düngemitteln überhaupt gesellschaftlich wünschenswert, nachhaltig und zukunftsfähig? „Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, wird die Gentechnik weiter nur die Kassen von Saatgutkonzernen füllen, aber nicht den Hunger in der Welt stillen“, so NABU-Präsident Tschimpke.
Slow-Food-Unterstützer und „Jahrhundertkoch“ Eckart Witzigmann: „Ich habe nichts gegen Forschung und Innovationen. Aber für mich als Koch hat immer das Produkt im Mittelpunkt gestanden. Und da setze ich auf natürliche Lebensmittel. Genmanipulierte Produkte kommen bei mir nicht in die Küche und auf den Tisch. Ich fürchte auch um die Vielfalt der Produkte, wenn die Bauern nur noch wenige Saatgutarten von immer weniger Herstellern verwenden dürfen. Ich gehöre zu den Menschen, denen es nicht zuletzt um Ethik geht, und ich finde es unerhört, wenn uns Politiker und Wissenschaftler als Angsthasen hinstellen, weil wir derartige Eingriffe in die Natur aus tiefer Überzeugung ablehnen.“
NABU und Slow Food sprachen sich ferner für eine strengere Kontrolle der Steuergelder aus, die in die Gentechnikforschung fließen. Es sei zu beobachten, dass kritische Wissenschaftler, die einen stärkeren Fokus auf die Risiken und Unsicherheiten der Technologie haben, von Mitteln aus dem Forschungsministerium wenig abbekommen.