Quelle: DUH
Erster wissenschaftlicher Workshop in Deutschland zur Klimawirksamkeit von Dieselruß gestern in Berlin – Aktionsbündnis „Rußfrei fürs Klima“ sieht Chancen für vergleichsweise rasche Eindämmung des Problems, das vor allem die Erwärmung in der Arktis beschleunigt – Doppelter Nutzen: Umweltzonen für Gesundheits- und Klimaschutz
Berlin. Der Klimawandel in der Arktis verläuft erheblich dramatischer als anderswo auf der Erde und wird nicht nur von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen angeheizt. Eine wichtige verstärkende Rolle spielen nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen feine Rußpartikel, die über die Atmosphäre vor allem aus Europa in den hohen Norden transportiert werden und hier vornehmlich aus der unvollständigen Verbrennung von Dieselkraftstoff stammen. Mit einem internationalen Workshop, dem ersten zum Thema „Klimawirksamkeit von Dieselruß“ in Deutschland, wollen die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Naturschutzbund NABU, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) das Problembewusstsein in Politik und Gesellschaft schärfen und zugleich Möglichkeiten für eine wirksame Minderung der Rußbelastung debattieren.
Die vier Verbände hatten im März dieses Jahres das Aktionsbündnis “Rußfrei fürs Klima“ ins Leben gerufen. Der mit deutschen und internationalen Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik besetzte Workshop, der am heutigen Freitag in Berlin tagt, ist Teil der Verbände-Kampagne.
Die zusätzliche Erwärmung der Arktis, die dort einzigartige Ökosysteme bedroht und dramatische Rückwirkungen auf das globale Klimagleichgewicht zur Folge haben kann, wird vornehmlich durch eine Art „Grauschleier“ ausgelöst, der die Rückstrahlung der Sonneneinstrahlung ins All abdämpft. Ein wichtiger Unterschied von Rußpartikeln (engl.: „Black Carbon“) zu den Treibhausgasen ist ihre vergleichsweise geringe Verweildauer in der Atmosphäre und ihre nur kurzzeitige Klimawirksamkeit. Darin sehen Wissenschaftler auch Chancen für eine rasche Bekämpfung des Problems. “Die Diskussion über CO2-Minderungsziele hat nach wie vor Priorität. Allerdings sollten wir alle Chancen nutzen, die globale Erwärmung zeitlich zu verzögern und dabei vor allem die kurzfristig umsetzbaren Möglichkeiten im Auge haben”, sagte der international tätige Verkehrsexperte Dr. Axel Friedrich.
Als zentralen Hebel für Fortschritte zur Minderung von Black Carbon sieht das Aktionsbündnis „Rußfrei fürs Klima“ eine umfassend saubere Dieselverbrennung. „Eine kräftige Absenkung der Rußemissionen ist wichtig, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass bei Betrachtung eines 20-Jahre-Zeitraums ein CO2 Äquivalent von Black Carbon von 3.500 bis 4.000 berücksichtigt werden muss”, erklärte die Koordinatorin der Kampagne bei der DUH, Dorothee Saar.
Das Black Carbon Problem hat inzwischen Einzug in die internationale Klimadiskussion gehalten. Die UN-Kyoto-Nachfolgekonferenz, die vergangene Woche in Bonn zu Ende gegangen ist, und auch das UN-Umweltprogramm UNEP befassen sich neuerdings mit den kurzlebigen klimaschädigenden Stoffen.
“In Wirtschaft und Politik ist die Bedeutung von Dieselruß für das Weltklima noch nicht angekommen. Hier muss schnell ein Bewusstsein geschaffen werden. Um die Diskussion auch nach Europa und vor allem Deutschland, mit seinem hohen Anteil an Dieselmotoren, zu bringen, haben wir diese erste Konferenz auf deutschem Boden organisiert”, so Dietmar Oeliger, NABU-Verkehrsexperte. Dabei gehe es bei diesem ersten Treffen vor allem um den Wissensaustausch und die Sensibilisierung für das Thema in Deutschland. Oeliger wies darauf hin, dass die Dieselruß-Klima-Thematik in den USA bereits seit Jahren intensiv untersucht wird. In Deutschland und Europa dringt die wissenschaftliche Diskussion erst jetzt in die öffentliche Debatte.
Von internationaler Seite nehmen an der Konferenz Mark Z. Jacobson von der Stanford University, Kalifornien, sowie Michael P. Walsh vom International Council for Clean Transportation (ICCT) teil. Die deutsche Wissenschaft wird von Eva Bauer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und Johann Feichter vom Max Planck Institut für Meteorologie Hamburg vertreten.
Für die Verbände sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkung von Rußpartikeln auf das Weltklima ein zusätzliches Argument für eine umfassend saubere Dieselverbrennung. “Wir sind zuversichtlich, mit der heutigen Konferenz der Diskussion um die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen einen neuen Schub geben zu können. Auch Umweltzonen in unseren Städten erhalten so eine doppelte Bedeutung: Lokal dienen sie dem Gesundheitsschutz der Bürger und global der Eindämmung der Klimaerwärmung“, sagte Dorothee Saar.
Anlässlich der Konferenz vorgetragene Präsentationen können Sie ab Montag, den 22. Juni, auf der Homepage der Kampagne www.blackcarbon.de sowie von den Seiten der beteiligten Verbände herunterladen.