Quelle: BUND
BUND protestiert bei Programm-Kongress von CDU und CSU
Berlin: Mit einer zwei Meter hohen „Atom-Ausstiegsuhr“ demonstrierte gestern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor dem Berliner Congress Center gegen Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke. CDU und CSU stellen dort am Mittag ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl im Herbst vor. Die Uhr zeigt jene sieben Atomkraftwerke, die entsprechend einer Vereinbarung zwischen Energiekonzernen und Bundesregierung in der laufenden und in der nächsten Legislaturperiode vom Netz genommen werden sollten.
„Die Ausstiegsuhr tickt, sieben Atomkraftwerke stehen an zum Abschalten. Sollten aber CDU/CSU und die FDP nach der Bundestagswahl in ihrer Wunschkoalition längere Laufzeiten für die alten Atommeiler durchsetzen, werden sich die Gefahren für heutige und kommende Generationen noch weiter vergrößern“, sagte der BUND-Energieexperte Thorben Becker.
Die Risiken der Atomkraft symbolisierten die Umweltschützer mit einer Alarmsirene, die von Passanten ausgeschaltet werden konnte. „Endzeit für Atomkraftwerke. Keine längeren Laufzeiten, Frau Merkel!“ und „AKWs abschalten!“ war auf Transparenten und Schildern zu lesen. Der Umweltverband kritisierte auch die Energieversorger, weil sie den Atomausstieg durch längere AKW-Stillstandszeiten verzögern würden. Das schleswig-holsteinische AKW Brunsbüttel, die Reaktoren Biblis A und B in Hessen und das AKW Neckarwestheim in Baden-Württemberg sollten ursprünglich bereits 2008 bzw. spätestens 2009 stillgelegt werden. In Bayern ist 2011 das Abschalten von Isar 1 vorgesehen. 2012 sollen in Baden-Württemberg Philippsburg 1 und in Niedersachsen das AKW Unterweser folgen.
„Niemand kann die gehäuft auftretenden Kinderleukämien im Umkreis fast aller Atomanlagen erklären. Allein schon deshalb sind die Ankündigungen von CDU/CSU und FDP, nach einem eventuellen Wahlsieg die Laufzeiten der Atommeiler zu verlängern, vollkommen inakzeptabel“, sagte Becker. Die Atomenergie bleibe eine Technologie unbeherrschbarer Risiken. Die ungeklärte Entsorgung des Strahlenabfalls und die mögliche Weiterverbreitung nuklearer Materialien vergrößerten die Gefahren zusätzlich. Hinzu komme, dass die meisten deutschen Atomkraftwerke nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert seien.
Die kommende Bundestagswahl sei auch eine Richtungsentscheidung in der Energie- und Atompolitik. Becker: „Atommeiler sind unflexible und schwer regelbare Großkraftwerke, die nicht in ein zukunftsfähiges Stromversorgungssystem passen. Die Physikerin und Bundeskanzlerin Angela Merkel muss es wissen: Bleiben die Atomkraftwerke länger am Netz, dann bremsen sie den Ausbau der erneuerbaren Energien. Entweder es kommen längere Laufzeiten für veraltete Atomreaktoren oder Deutschland beginnt mit der Erneuerung seines Energiesystems.“