Quelle: BUND
Keine Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke. BUND protestiert in Wiesbaden
Wiesbaden/Frankfurt/Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat heute auf seiner bundesweiten Aktionstour unter dem Motto „Atomkraft abwählen“ in Wiesbaden Station gemacht. Mit dem Aufstellen einer zwei Meter hohen „Atom-Ausstiegsuhr“ vor dem Hessischen Landtag demonstrierten Aktivisten des Umweltverbandes gegen die Forderung nach Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke.
„Hessen wählt die Atomkraft ab. Biblis stilllegen!“ war auf einem Transparent zu lesen. Der BUND kritisiert vor allem die Energieversorger, weil sie den Atomausstieg durch verlängerte AKW-Stillstandszeiten verzögerten. Die hessischen Reaktoren Biblis A und B, das schleswig-holsteinische AKW Brunsbüttel und das AKW Neckarwestheim in Baden-Württemberg sollten ursprünglich bereits 2008 bzw. spätestens in diesem Jahr stillgelegt werden. 2011 ist in Bayern das Abschalten von Isar 1 vorgesehen. 2012 sollen in Baden-Württemberg Philippsburg 1 und in Niedersachsen das AKW Unterweser folgen. Die BUND-Atomausstiegs-Uhr zeigt diese sieben Atommeiler, die entsprechend der Vereinbarung zwischen Energiekonzernen und Bundesregierung in der laufenden und in der kommenden Legislaturperiode stillgelegt werden sollten.
Der Protest richtet sich auch gegen Forderungen aus der Politik nach Laufzeitverlängerungen für die Atommeiler. Neben dem Pannen-AKW Krümmel müsse die sofortige Stilllegung der ältesten und gefährlichsten Atommeiler auf der Tagesordnung stehen. Für die Atomreaktoren in Biblis sei besonders kritisch zu bewerten, dass das Risiko von Erdbeben massiv unterschätzt werde und beide Reaktoren dem Absturz eines Flugzeugs nicht standhalten würden.
„Die Ausstiegsuhr tickt, sieben plus eins Atomkraftwerke stehen an zum Abschalten. Sollten aber CDU/CSU und die FDP nach der Bundestagswahl in ihrer Wunschkoalition längere Laufzeiten für die alten Atommeiler durchsetzen, werden sich die Gefahren für heutige und kommende Generationen noch weiter vergrößern“, sagte Michael Rothkegel, Geschäftsführer des BUND in Hessen.
Der BUND-Energieexperte Thorben Becker ergänzte: „Atommeiler sind unflexible und schwer regelbare Großkraftwerke, die nicht in ein zukunftsfähiges Stromversorgungssystem passen. Bleiben die Atomkraftwerke länger am Netz, dann bremsen sie den Ausbau der erneuerbaren Energien. Entweder es kommen längere Laufzeiten für veraltete Atomreaktoren oder Deutschland beginnt mit der Erneuerung seines Energiesystems.“
Die Atomenergie bleibe eine Technologie unbeherrschbarer Risiken. Die ungeklärte Entsorgung des Strahlenabfalls und die mögliche Weiterverbreitung nuklearer Materialien vergrößerten die Gefahren zusätzlich. Es könne auch niemand die gehäuft auftretenden Kinderleukämien im Umkreis fast aller Atomanlagen erklären. Allein schon deshalb seien die Ankündigungen von CDU/CSU und FDP, nach einem eventuellen Wahlsieg die Laufzeiten der Atommeiler zu verlängern, vollkommen inakzeptabel, sagte Rothkegel. Die kommende Bundestagswahl sei eine Richtungsentscheidung in der Energie- und Atompolitik.
Weitere Informationen, Video und Bildergalerie zur BUND-Aktionstour „Atomkraft abwählen“.