Nach Krümmel folgt Emsland – Schnellabschaltung in Atomkraftwerk wegen Trafodefekt

Info- und Mobilisierungstour für den Anti- Atom- Treck nach Berlin
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In der Nacht zum 24.7.09 wurde nach einem Defekt in einem Transformator das Atomkraftwerk Emsland bei Lingen notabgeschaltet. Es folgt damit dem AKW Krümmel, welches ebenfalls nach Trafoproblemen am 04. Juli vom Netz ging. Gegen 3.00 Uhr nachts sei es laut Betreiber RWE zur Auslösung einer Überwachungseinrichtung am Maschinentransformator, der den Strom aus dem AKW Emsland in das Netz einspeist, gekommen und in der Folge zur automatischen ´Notbremse´ des Reaktors. Ein Stufenschalter, der die Stromzufuhr ins Netz regelt, sei nach ersten Analysen Auslöser des Störfalls.

Atomkraftgegner vermuten eine Transformator-Tragödie in deutschen AKWs: Der Krümmel-Betreiber Vattenfall hatte nach der jüngsten Abschaltung erklärt, dass die 400-Tonnen Trafos älter seien als der Reaktor selbst. ´Hier wurde offensichtlich gespart´, so ein Sprecher von contrAtom. ´Da diese Trafos nicht der Atomaufsicht unterstellt sind, können die Betreiber machen was sie wollen. Und da es um Profit geht und nicht um Sicherheit, werden teure Geräte wie diese Trafos erst ausgetauscht, wenn es geknallt hat´.

Das AKW Unterweser verzeichnet ebenfalls Trafoprobleme: im Oktober/November 2008 wurde dort nach mehrwöchigen Problemen und Betrieb bei halber Leistung neben dem seit Inbetriebnahme laufenden Spannungswandler ein Austauschtransformator aus dem AKW Isar installiert. Nun hat sich Betreiber E.ON aber für zwei neue 400-Tonnen-Bauteile entschieden, die am 06.07. angeliefert wurden und während der nächsten Revision eingebaut werden sollen.

In Krümmel war 2007 ein vergleichbarer Trafo wegen – so vermuten die AKW-Gegner – Überlastung und Altersgründen abgebrannt. Am 04. Juli diesen Jahres gab es einen nächsten Defekt im zweiten der beiden Haupttrafos, nun sollen die Kolosse ausgetauscht werden und Krümmel nicht vor Mai 2010 wieder verfügbar sein. Offizielle Untersuchungen des Betreibers über die Ursache haben bislang nichts ergeben.

Auch in Krümmel gab der Betreiber an, es handele sich um den ´konventionellen Kraftwerksbereich´, der mit dem unter Aufsicht stehenden nuklearen Teil nichts zu tun hätte. ´Es beweist sich aber das Gegenteil´, resümiert der contrAtom-Sprecher. ´In beiden Fällen hat der Trafodefekt zu einer Abschaltung des Reaktors geführt – und damit direkten Einfluss auf den nuklearen Teil des Kraftwerks. Hier bedarf es einer Änderung des Atomgesetzes: Nicht nur der Reaktor sondern das ganze Atomkraftwerk muss unter die Aufsicht der Behörden gestellt werden!´

Ein weiterer wichtiger Punkt, der von Betreiberseite als ´nicht sicherheitsrelevant´ abgetan wird, ist die sog. Reaktorschnellabschaltung (RESA), auch ´Notbremse´ genannt. Hierbei wird in Sekundenschnelle das AKW abgeschaltet, eine enorme Belastung für alle beteiligten Systeme. In der Folge kann es zu Schäden z.B. an den Brennelementen kommen.

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, die sich derzeit auf einer mehrwöchigen Reise durch Deutschland und die angrenzenden Länder befindet, stattet dem AKW Emsland unter dem Motto ´Mal richtig Abschalten´ am 01.08. einen Besuch ab. Pressesprecher Wolfgang Ehmke freut sich: ´Da ist RWE unserer Forderung nach Abschaltung bereits vorausgeeilt´.

* BI-On-Tour – Blog: www.bi-luechow-dannenberg.de

Quelle: ContrAtom