NABU: Marienkäfer treten jetzt natürlicherweise gehäuft auf und eignen sich zur biologischen Schädlingsbekämpfung
Den NABU erreichen zurzeit Meldungen von verstärkt auftretenden Marienkäfern in Hamburg. Der Umweltverband informiert, dass es sich dabei um ein ganz natürliches Phänomen handelt. Immer stärker breitet sich allerdings der Asiatische Marienkäfer aus und könnte unsere ca. 30 heimischen Glückskäferarten verdrängen. Der Marienkäfer hat einen großen Anteil an der natürlichen Schädlingsbekämpfung: Sowohl als Larve als auch als ausgewachsener Käfer ernährt er sich von Blattläusen.
„Was wir gerade in Hamburg beobachten, ist ein Teil der ganz natürlichen Entwicklung bei den Marienkäfern“, erklärt Bernd Quellmalz, Sprecher des NABU Hamburg. Im Frühjahr legten die ersten Marienkäfer ihre Eier ab, die sich zur Larve und jetzt zu den ausgewachsenen Käfern entwickelt haben. „Es handelt sich keinesfalls um eine Plage“, betont der NABU-Biologe. „Uns beunruhigt vielmehr, dass sich der Asiatische Marienkäfer immer stärker auch in der Hansestadt auszubreiten scheint. Er könnte zu einer Gefahr für unseren heimischen Glücksbringer werden.“ Der Asiatische Marienkäfer (lateinisch Harmonia axyridis) wurde in den 1980er Jahren in den USA in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Dies hatte erhebliche negative Auswirkungen auf die einheimische Marienkäferfauna, da er durch seinen enormen Appetit (er frisst fünfmal so viel wie heimische Arten) und seine höhere Vermehrungsrate besonders konkurrenzstark ist. Darüber hinaus haben sich in manchen US-Bundesstaaten dichte Marienkäferschwärme bereits als Landplage erwiesen und in einzelnen Fällen zu Problemen im Weinbau geführt (durch Geschmacksbeeinträchtigung aufgrund mitgeernteter Käfer). Seit der Jahrtausendwende hat sich dieser Käfer auch in mehreren Gebieten Europas explosionsartig ausgebreitet. 2002 wurde er das erste Mal in Hamburg beobachtet. In Deutschland zeigt sich in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein mittlerweile eine fast flächendeckende Verbreitung. Von Deutschland aus hat er zudem die Schweiz und Österreich erreicht. Seit 2004 breitet er sich auch in Großbritannien aus. „Aufzuhalten ist der Asiatische Marienkäfer nicht mehr“, sagt Quellmalz. „Ob er seinen europäischen Verwandten ernsthaft Schaden zufügen wird, müssen wir abwarten.“
Allen Marienkäfern gemeinsam ist ihr enormer Appetit auf Blattläuse. Zwischen 50 und 250 dieser Pflanzensauger frisst so ein Käfer täglich. Genauso gefräßig sind auch die Larven des so harmlos wirkenden Glücksboten, die deshalb auch „Blattlauslöwen“ genannt werden. Jede einzelne Larve verspeist in den drei Wochen bis zu ihrer Verpuppung zwischen 400 und 600 Blattläuse. Die Nachkommen eines einzigen Weibchens können so während des Sommers an die Hunderttausend Läuse vertilgen! „Für den Gärtner ist der Marienkäfer also tatsächlich ein echter Glückskäfer“, so der NABU-Sprecher. „Auf den Einsatz der Giftspritze kann man daher getrost verzichten.“
Die NABU-Broschüre „Gartenlust“ gibt Tipps, wie man Marienkäfern und anderen natürlichen „Schädlingsbekämpfern“ im eigenen Garten helfen kann. Sie ist gegen Einsendung von 2,94 Euro in Briefmarken beim NABU Hamburg, Osterstraße 58, 20259 Hamburg erhältlich. Umfassende Gartentipps gibt es auch im Internet unter www.NABU-Hamburg.de
Quelle: NABU Hamburg