Die Anti-Atom-Kundgebung vor der Bezirksregierung Münster und der Besuch der BI Lüchow-Dannenberg im Münsterland zeigen unerwartete Wirkung: Die Bezirksregierung Münster äußerte sich zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren zu den neuen Atommüllfuhren nach Ahaus und sprach von „Putzlappen“, die ins Brennelemente-Zwischenlager kämen. Einen Tag später protestieren der AKU Gronau und die Gorlebener gemeinsam gegen die Ankunft eines Zuges mit Natururan an der Urananreicherungsanlage Gronau und durchbrachen erneut die Geheimhaltung von Urenco, RWE und EON.
Die Informationspolitik der Genehmigungsbehörden für Atomanlagen ist bekanntermaßen meist schleichend, oft verharmlosend und manchmal schlicht irreführend. So auch jetzt im Münsterland:
1. Akt: Am Mittwoch demonstrieren die Münsterländer Anti-Atom-Initiativen und die BI Lüchow-Dannenberg vor der Bezirksregierung Münster. Reden werden gehalten, die Rolle der Bezirksregierung kritisiert, die Presse sammelt O-Töne und macht Bilder.
2. Akt: Irgendjemand bei der Bezirksregierung fühlt sich ziemlich angepisst vom Protest und schreibt erbost eine Pressemitteilung. Tenor: Wir haben gar nichts mit Ahaus zu tun. Castor-Transporte machen nur andere.
3. Akt: Die Presse fragt neugierig nach. Lügen die Atomkraftgegner? Antwort: Na ja, wir haben hier doch einen Genehmigungsantrag, aber da handelt es sich nur um „sonstige Stoffe“, also „Putzlappen“, die nach Ahaus sollen.
Das ist nun wirklich putzig. Geplant ist nämlich die Einlagerung von „schwach- bis mittelradioaktivem Abfall“, der „unverpackt oder in Folie verpackt“ nach Ahaus soll. Dabei handelt es sich um stark verstrahlte Anlagenteile aus deutschen AKWs, die in Ahaus abklingen sollen.
Und dann ist beim BfS noch die Einlagerung von 150 „Großbehältern“ mit stark verstrahltem Atommüll aus La Hague geplant und im Hintergrund „überlegt“ die Landesregierung, auch den hochradioaktiven Atommüll aus Jülich nach Ahaus zu schicken – alles nur „Putzlappen“?
Wir sind gespannt auf den nächsten Akt in dieser Schmierenkomödie.
Am nächsten Tag gleich der nächste Überraschungscoup: Der AKU Gronau und die BI Lüchow-Dannenberg laden für 11.30 Uhr zum Pressegespräch vor die UAA. Die Polizei kommt auch, sichert aber die Gleise. Warum? Da kommt eine Lok der Bentheimer Eisenbahn mit fünf Waggons Natururan aus Richtung Münster antuckert und fährt in die UAA … Heute berichtet die Lokalzeitung fett mit Foto über die Protestaktion vor der UAA mit Foto vom Uranzug.
Soviel Öffentlichkeit war gar nicht geplant, aber eins ist klar: Die Urenco schläft nicht, also muss der Widerstand auch wach bleiben. Nachmittags fand übrigens zusammen mit niederländischen AktivistInnen eine Aktion vor der UAA Almelo statt.
Am Sonntag findet um 14 Uhr der traditionelle Sonntagsspaziergang in Gronau statt. Vor einigen Monaten sollte ein Mitglied des AKU deswegen kriminalisiert werden, da der ständige und ausdauernde Protest der Atomindustrie und der Polizei ein Dorn im Auge ist.
Doch der Widerstand wird weitergehen!
Vielen Dank auch an die BI Lüchow-Dannenberg für den tollen Besuch im Münsterland – kommt demnächst mal wieder!
Am 5. September sehen wir uns alle in Berlin (oder vorher beim nächsten Urantransport …)
Quelle: indymedia, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen