Die bulgarischen Medien berichten, dass der RWE-Vorstand jedoch nach wie vor das Projekt realisieren möchte. In einem Treffen zwischen RWE-Chef Großmann und dem bulgarischen Energie- und Finanzminister, hat der Konzern diese Woche sein Investitionsangebot erneuert. Traichov und Djankov wiederum kündigten gegenüber RWE an, dass die bulgarische Regierung nach einer umfassenden Analyse der Projektunterlagen ein eindeutiges Statement abgeben wird. Dabei wies Traichov darauf hin, dass das Projekt nicht wie bisher behauptet, vier Milliarden, sondern tatsächlich rund zehn Milliarden Euro kosten würde.
Umweltorganisationen aus Deutschland und Bulgarien hatten RWE schon lange auf die massiven Risiken des Belene-Projekts hingewiesen. „Wir haben RWE bereits im letzten Jahr gewarnt, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass eine neue bulgarische Regierung das Belene Projekt verwirft,“ sagt Heffa Schücking, die Geschäftsführerin der Umweltorganisation Urgewald. „Die Sicherheitsrisiken des Projekts sind enorm und weder RWE noch die Vorgängerregierung haben je eine objektive wirtschaftliche Analyse und Alternativenprüfung vorgenommen. Es lag auf der Hand, dass ein unwirtschaftliches Projekt wie Belene nur in einem hochkorruptiven Umfeld gedeihen konnte,“ so Schücking.
Die Umweltschützer weisen darauf hin, dass RWE durch sein Engagement für Belene bereits jetzt viel Geld und Ansehen verloren habe. Laut Angaben von RWE waren im letzten Jahr rund 70 Mitarbeiter des Konzerns mit der Entwicklung des Projekts betraut. „Der Konzern war nicht bereit, auf sachliche Argumente zu hören und hat stattdessen Millionen Euro in den Sand gesetzt. Über 25.000 Bürger und Bürgerinnen haben Protestschreiben an Herrn Großmann geschickt, mehrere tausend Kunden haben ihre Stromverträge mit RWE gekündigt und viele Investoren zeigten sich über die Blindheit entsetzt, mit der RWE dieses Vorhaben verfolgt,“ sagt Schücking.
Sie fordert von RWE, nun einen Schlußstrich nicht nur unter das Belene Projekt zu ziehen, sondern sich auch frühzeitig von dem ähnlichen Projekt Cernavoda in Rumänien zu verabschieden. Denn, so Schücking „Das AKW Cernavoda hat genau die Zutaten von Belene: es soll im gleichen Erdbebengebiet gebaut werden, in einem Land das sehr unter Korruption leidet, der Reaktortyp ist mit großen Problemen behaftet und die Finanzierung ist noch unklar. Im Sinne seiner Anleger sollte sich RWE deshalb von dem Projekt verabschieden.“ RWE will sich mit rund 10 Prozent an dem Bau von zwei Atomreaktoren in Cernavoda beteiligen.
Quelle: urgewald