Protestaktion von Rettet den Regenwald
„Tropenhölzer halten 25 Jahre, viel länger als die bisher verwendeten einheimischen Hölzer Douglasie, Lärche oder Eiche“ – so jedenfalls argumentiert der Nürnberger Dienstleistungsbetrieb SÖR und verweist außerdem auf die erhöhten Umweltauflagen hierzulande. Danach darf heimisches Holz nur noch mit wasserlöslichen Schutzlasierungen behandelt werden. Das bedeutet: Bei den in letzter Zeit aufgestellten Grünanlagenbänken müssen die Latten wegen Verwitterung und Pilzbefall bereits nach einem Jahr ausgetauscht werden.
Deshalb hat sich das Gartenbauamt entschlossen, 200 Parkbänke aus Tropenholz in eine Testphase zu schicken. Lieferant ist die Firma Klöpferholz aus Garching bei München; die FSC-zertifizierten Hölzer sind Movingui und Kosipo aus Kamerun und Sapeli aus der Republik Kongo.
Der Bonner Forest Stewardship Council (FSC) ist Marktführer bei zertifizierten Hölzern und Holzprodukten und kämpft mit Hunderten von Skandalen, Betrugsfällen, ungerechtfertigten Zertifizierungen usw. In der Vergangenheit musste der FSC bereits öffentlich zugeben, dass einige der zertifizierten Firmen Urwälder zerstören würden. “Unternehmen benutzen unseren Namen als Freibrief. Ich fühle mich deshalb schlecht”, erklärte FSC-Geschäftsführer Andre de Freitas. Ausführliche Informationen über die Probleme des Siegels finden sich bei FSC-Watch (nur auf Englisch).
Die komplexen tropischen Urwälder reagieren sehr sensibel auf den Holzeinschlag. Die gravierenden Eingriffe vermindern unausweichlich die Artenvielfalt, schädigen Böden, Wasser- und Klimabilanz sowie die lokale Bevölkerung. Daran können auch angebliche Nachhaltigkeitssiegel nichts ändern.
Bitte schreiben Sie an den Nürnberger Oberbürgermeister und bitten Sie, weiterhin nur einheimische Hölzer zu verwenden und den Test mit Tropenhölzern zu beenden. Schließlich beweisen Eichen- bzw. Lärchenbänke in Berlin und Hamburg schon seit Jahren, wie haltbar einheimisches Holz sein kann.
Textdokumentation Protestmail
Stadt Nürnberg
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Maly,
mit großem Unverständnis habe ich erfahren, dass der Dienstleistungsbetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (SÖR) aus Kostengründen plant, die 3.500 Parkbänke der Stadt mit Latten aus afrikanischem Tropenholz auszustatten. Bei einem Jahresbedarf von 25 Kubikmetern kämen in 25 Jahren 625 m³ Tropenholz zusammen. Eine Testphase mit 200 Parkbänken aus Tropenholz läuft dazu bereits.
Ich verstehe die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen, diese dürfen aber nicht auf Kosten von Mensch und Natur in Afrika gehen. Die Holzindustrie ist Hauptverursacher der Regenwaldrodung. Auch mit FSC-Siegel rücken die Holzfäller in die letzten intakten Wälder Afrikas vor. Die technischen und bürokratischen Regelwerke des Bonner Vereins FSC haben im afrikanischen Urwald keinen Bestand. Auch ist es sehr energieaufwändig und schädlich für das Klima, Tropenhölzer über Tausende von Kilometern aus dem Regenwald und über die Weltmeere nach Deutschland zu transportieren.
Hinter den zertifizierten Holzfirmen in Kamerun und der Republik Kongo verbergen sich altbekannte Namen. Die zur schweizerisch-deutschen tt Timber Group gehörende Congolaise Industrielle des Bois (CIB) ist als gravierender Regenwaldvernichter Zentralafrikas bekannt und holzt dort seit 1969. Wilderei von bedrohten Tierarten, darunter Schimpansen, Gorillas und Waldelefanten, als auch schwere Konflikte mit lokalen Bauern und den Baka-Pygmäen gehören zu den Problemen.
Auch die zur deutschen Danzer-Gruppe gehörende Industrie Forestière de Ouesso (IFO) hat Probleme mit Bushmeat, d.h. dem Verzehr illegal gewilderter Menschenaffen und anderer bedrohter Tiere auf ihren Konzessionen. Beide Firmen verfügen über Holzkonzessionen von der Größe der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Saarland.
In Kamerun zerstören die Firmen Wijma Douala, ein Tochterunternehmen der niederländischen Wijma-Gruppe, die französische Pallisco und die niederländische Transformation Reef Cameroun (TRC) den Regenwald. Illegaler Holzeinschlag, Landkonflikte mit der angestammten Bevölkerung, Steuerhinterziehung usw. werden den Firmen angelastet.
In Deutschland und gerade im waldreichen Bayern stehen ausreichend eigene Holzressourcen zur Verfügung, deren Nutzung zudem dringend benötigte Arbeitsplätze schafft. Dass Latten aus einheimischen Hölzern bereits nach einem Jahr wegen Verwitterung und Pilzbefall ausgetauscht werden müssen, lässt auf unsachgemäße Holzwahl, Einbau und Pflege schließen. Bei fachgerechter Bearbeitung halten auch einheimische Hölzer wie Douglasie, Lärche und Eiche fünfzehn Jahre. Dazu gehören auch konstruktive Holzschutzmaßnahmen, die Erdkontakt verhindern und eine rasche Austrocknung der Hölzer gewährleisten.
Die Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass auch einheimische Hölzer sehr haltbar sind. Nach Angaben des Straßen- und Grünflächenamts Berlin Mitte, wo Tropenhölzer seit 20 Jahren verboten sind, halten auch Eiche, Douglasie und Lärche etwa 15 Jahre. „Lange Haltbarkeit“ bescheinigt man auch in Hamburg den Lärchenholz-Bänken. Und schließlich erfreuen sich die im Berliner Regierungsviertel aufgestellten unbehandelten Eichenbänke auch nach 8 Jahren Einsatz noch bester Gesundheit und müssen noch längst nicht ausgetauscht werden.
Ich bitte Sie daher ausdrücklich, die Tests mit Tropenholz einzustellen und nur einheimische Hölzer für Parkbänke und andere Baumaßnahmen zu verwenden.
Mit freundlichen Grüßen
Quelle: Rettet den Regenwald e.V.