Berlin: Anlässlich der Bekanntmachung der Versteigerungsregeln für neue Funkfrequenzen durch die Bundesnetzagentur hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor dem massiven Ausbau der Mobilfunknetze in Deutschland gewarnt. Es fehlten notwendige Schutzmaßnahmen für Anwohner und Nutzer, wenn es wie geplant Anfang nächsten Jahres zur Versteigerung der Frequenzen an die Mobilfunkbetreiber komme. Außerdem befinde sich gegenwärtig ein weiteres Funknetz für die Sicherheitsbehörden im Aufbau, so dass vor allem in ländlich strukturierten Gebieten mit einer wesentlichen Zunahme der Elektrosmogbelastung zu rechnen sei.
Über die Langzeitwirkungen der Strahlung von Funkanlagen sei noch viel zu wenig bekannt. Auch das EU-Parlament halte die derzeitigen Grenzwerte nicht mehr für ausreichend. Schon beim bisherigen Ausbau des Mobilfunks hätten sich Tausende Bürgerinitiativen gebildet, vor allem wegen der mangelnden Berücksichtigung ihrer Anfragen und Beschwerden zu vorhandenen Anlagen.
Eine Reihe von Studien habe gezeigt, dass die Mobilfunkstrahlung nicht nur dem Menschen, sondern auch Pflanzen und Tieren schade. Beim Menschen nachgewiesene gesundheitliche Schäden seien u. a. Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände. Andere wissenschaftliche Untersuchungen wiesen auf Störungen des vegetativen Nervensystems sowie eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke hin. Dies könne dazu führen, dass Umweltschadstoffe direkt ins Gehirn gelangen könnten. In zahlreichen Studien sei außerdem die Schädigung von Spermien nachgewiesen worden. Zudem bestehe der Verdacht auf Auslösung und Förderung von Hirntumoren. Insekten und Tiere wie Bienen, Brieftauben oder Fledermäuse verlören durch künstliche elektromagnetische Felder teilweise ihre Orientierung.
Bevor neue Frequenzen überhaupt zur Nutzung freigegeben werden dürften, müsse es eine gesetzliche Umweltverträglichkeitsprüfung geben, forderte der BUND. In Zukunft sei die mobile Telekommunikation durch strahlungsarme Anwendungen zu gewährleisten.
Bernd Rainer Müller, BUND-Mobilfunkexperte: „Damit künftig Umwelt- und Gesundheitsschäden begrenzt werden können, dürfen die Funknetze nicht weiter massiv ausgebaut werden. Stattdessen müssen immissionsarme Kommunikationstechnologien entwickelt werden, die Schäden für Gesundheit und Umwelt ausschließen. Nötig ist zum Beispiel die verstärkte Erforschung von Infrarot-Übertragungstechniken.“
In Deutschland gebe es derzeit rund 260.000 große Mobilfunk-Sendeanlagen, zirka zwei Millionen kleinere Sendeanlagen, rund 50 Millionen häusliche Sender wie WLAN, schnurlose Telefone und Anlagen zur Daten- und Videoübertragung sowie rund 100 Millionen Mobiltelefone. Viele Geräte würden die Grenzwerte der Bundesimmissionsschutzverordnung über elektromagnetische Felder (26. BImSchV) überschreiten, dazu gehörten auch als „strahlungsarm“ angebotene sogenannte DECT-Telefone. Mobiltelefone überschritten diese Grenzwerte um bis zum Zehnfachen.
Mehr Informationen:
* BUND-Hintergrund zur Entscheidungsvorlage der Bundesnetzagentur
* BUND-Mobilfunk-Position „Für zukunftsfähige Funktechnologien“
Quelle: BUND