Unilever verdient am Raubbau für Palmöl

ROBIN WOOD-Aktion bei Unilever-Hauptversammlung in Rotterdam
ROBIN WOOD-AktivistInnen haben heute bei der Hauptversammlung von Unilever im niederländischen Rotterdam gegen die Zerstörung von Tropenwäldern für Palmöl protestiert. Über dem Eingang des Beurs-World Trade Center in Rotterdam spannten sie ein Transparent mit der Aufschrift: „UNILEVER – Unscrupulous Destruction of Rainforest and Community for Palm Oil” (Skrupellose Zerstörung von Regenwald und lokalen Gemeinschaften für Palmöl). Außerdem verteilten sie Aufrufe an die AktionärInnen, den Vorstand nicht zu entlasten und auf Palmöl aus Raubbau zu verzichten. Zeitgleich protestierten ROBIN WOOD-AktivistInnen mit einer Transparentaktion vor der Deutschland-Zentrale von Unilever in der Hamburger Hafen-City.

Der niederländisch-britische Unilever-Konzern ist der größte Palmöl-Einkäufer weltweit. Den Großteil dieses Rohstoffs bezieht er aus Indonesien. Das billige Fett landet als Zutat in Markenartikeln wie Rama, Langnese und Knorr. Rund 9,4 Millionen Hektar der Landesfläche sind in Indonesien bereits in Ölpalmen-Plantagen umgewandelt worden. Jährlich kommen zurzeit etwa 600.000 Hektar hinzu. Der Palmöl-Boom hat verheerende Folgen, weil die tropische Region für die Artenvielfalt und das weltweite Klima unersetzlich ist. Zudem sind Millionen Menschen durch Landraub für die riesigen Monokulturen in ihrer Existenz bedroht.

„Wir wollen den Palmöl-Boom stoppen. Unilever ist als weltweit größter Einkäufer von Palmöl dafür ein entscheidender Player“, sagt ROBIN WOOD-Tropenwaldreferent Peter Gerhardt. „Deshalb haben wir heute Unilever-Chef Paul Polman in einem offenen Brief aufgefordert, seine Lieferanten darauf zu verpflichten, ab sofort keine neuen Palmölplantagen mehr anzulegen. Sonst macht sich der Konzern mitschuldig an Naturzerstörung, Klimawandel und Menschenrechtsverletzungen.“

Einer der wichtigsten Lieferanten von Unilever ist bislang der Wilmar-Konzern. Er betreibt riesige Ölpalmen-Plantagen in Indonesien, will dort noch weiter expandieren und schreckt auch vor dem Einsatz von Gewalt nicht zurück. „Dorfbewohner haben uns bei einer Recherchereise 2009 durch die indonesische Provinz Jambi berichtet, wie sie von den Schergen von Wilmar mit Waffen bedroht wurden, damit sie ihr Land für Palmölplantagen hergeben“, berichtet Gerhardt. Dies sind keine Einzelfälle. Wegen massiver Landkonflikte, die Wilmar mit der lokalen Bevölkerung im indonesischen West-Kalimantan austrägt, hat die Weltbank generell die Förderung von Palmöl-Plantagen in Indonesien aufgegeben.

„Wir fordern ein Verbot, neue Plantagen anzulegen“, sagt Nordin, Vorstand der indonesischen Organisation „Save our Borneo“. „Wir sind auf den Wald angewiesen als Schutz vor Überschwemmungen, für das ökologische Gleichgewicht und als Nahrungs- und Lebensgrundlage.“

Unilever versucht die massive Kritik mit dem Versprechen zu entschärfen, künftig mehr RSPO-zertifiziertes Palmöl einzukaufen. Mit dem RSPO-Siegel (Roundtable für Sustainable Palmoil) soll Palmöl gekennzeichnet werden, das angeblich nachhaltig produziert wurde. Tatsächlich sind die Standards dieses von der Industrie dominierten Siegels jedoch ausgesprochen lasch. Für die Neuanlage von Plantagen darf demnach weiterhin Wald zerstört werden. Die meisten der beim RSPO beteiligten Palmölkonzerne verfolgen denn auch einen aggressiven Expansionskurs auf Kosten der Natur.

Offener Brief an Paul Polman

Unilever N.V.
CEO Paul Polman
Weena 455, PO Box 760
3000 DK Rotterdam
Niederlande
11. Mai 2010

Ihre Verantwortung für Waldzerstörung und Klimakatastrophe

Sehr geehrter Herr Polman,

Unilever ist der größte Verbraucher von Palmöl weltweit. Für das Palmöl, das in den Produkten Ihres Unternehmens verwendet wird, sind in Indonesien bereits große Waldgebiete zerstört worden. Und diese Entwicklung geht weiter – vor allem verursacht durch die große Nachfrage von Konzernen wie Unilever.

Die Plantagen Ihrer Lieferanten fressen sich immer weiter in die Naturräume Indonesiens. Das ist ein Drama für die Menschen vor Ort, die globale Biodiversität und das Weltklima.
Wir haben Ihren Konzern schon mehrfach auf diesen Skandal hingewiesen. Aber anstatt zu handeln, zieht Unilever es vor, die Öffentlichkeit mit vagen Ökoversprechen abzuspeisen und weiterhin business as usual zu betreiben.

Unilever setzt auf Zertifikate wie den RSPO, die aus Sicht von indonesischen Umweltschützern und ROBIN WOOD die Waldzerstörung in Indonesien nicht stoppen können. Im Gegenteil: RSPO erlaubt die Vernichtung von Wäldern für neue Plantagen, und die meisten der beim RSPO beteiligten Palmölkonzerne verfolgen weiterhin einen aggressiven Expansionskurs auf Kosten der Natur.

Sie stehen in der Verantwortung, dieses Desaster zu stoppen. Es muss gesichert sein, dass keine weiteren Wälder und Naturgebiete für das schmierige Palmöl-Geschäft geopfert werden. Wir fordern Sie deshalb auf, umgehend einen Expansionsstopp für weitere Palmölplantagen bei Ihren Lieferanten durchzusetzen.

Jule Naundorf
ROBIN WOOD-Tropenwaldreferat

Peter Gerhardt
ROBIN WOOD-Tropenwaldreferat

Quelle: Robin Wood