Zusätzlich 500 Castoren mit hochradioaktiver Fracht bei Laufzeitverlängerung
Stuttgart. Am kommenden Samstag, 23.10.2010, findet bundesweit der Castor-Strecken-Aktionstag statt. An über 100 Stellen entlang der Transportrouten der Castorbehälter wollen Atomkraftgegner gegen die von CDU und FDP angestrebte Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke mobil machen und auf das ungelöste Entsorgungsproblem hinweisen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz begründeten die Organisatoren des Protestes ihre Beweggründe.
Castor für Castor wächst der strahlende Müllberg, sagt Berthold Frieß, Landesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Baden-Württemberg. Mit den Aktionen wollen wir der Regierung zeigen: Der Bevölkerung hat genug von der Risikotechnologie Atomkraft. Wer ohne Entsorgungsnachweis noch mehr Atommüll produziert, handelt nach dem Motto: nach mir die Sintflut. Frieß erläutert, dass pro Betriebsjahr ca. 450 Tonnen Strahlenmüll anfallen. In 12 Jahren Laufzeitverlängerung kämen zusätzlich 5000 Tonnen hochradioaktiven Atommüll oder mehr als 500 Castorbehälter dazu.
„Der Protest geht in die Fläche“, sagt Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD aus Braunschweig, einer der Koordinatoren des Castor-Strecken-Aktionstages. Dickel erläutert das Konzept der dezentralen Aktionen: „Es werden sich viele Menschen beteiligen, die aus vielerlei Gründen nicht zu zentralen Großveranstaltungen fahren.“ Am Streckenaktionstag kann jeder auch im unmittelbaren Wohnumfeld mit seinen eigenen Mitteln und Formen zeigen, dass er Atomenergie ablehnt. Dickel möchte, dass auf diese Weise verstärkt die konkreten Gefahren der Atomenergie in den Mittelpunkt gerückt werden und nicht nur über abstrakte Zahlen und Begriffe wie Laufzeitverlängerung diskutiert werden.
Aktuell wird Anfang November ein Castortransport aus dem französischen La Hague erwartet, wo Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken aufbereitet wurden. Am Aktionstag, zwei Wochen vor dem eigentlichen Transport, sollen entlang dreier Transportrouten von Wörth über Karlsruhe nach Gorleben, von Karlsruhe nach Lubmin und von Jülich nach Ahaus die Proteste stattfinden.
„In Südwestdeutschland sind am Castorstreckenaktionstag an die 20 Veranstaltungen geplant: Mahnwachen, Kundgebungen, Demos, Aktionen“ sagt Andreas Raschke als Vertreter der südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen. Der Castorstreckenaktionstag dient der Vorbereitung auf den Gorleben-Transport, der voraussichtlich am 06. November in der Südpfalz die Grenze von Frankreich überschreitet.
Die Bereitschaft so vieler Menschen, sich den Castor-Transporten entgegen zu stellen, zeige laut Raschke eine wachsende Ablehnung der gesamten Atomenergie. „Es geht nicht nur um Laufzeitverlängerung. Es darf kein weiterer Atommüll mehr produziert werden. In letzter Konsequenz heißt das, Atomanlagen abzuschalten, und zwar sofort“ so Rascke.
Grundsätzlich kritisieren die Organisatoren, dass bis heute weltweit noch kein Endlager für die gefährliche Hinterlassenschaft der Atomenergie gefunden wurde. Stattdessen lagere der Atommüll in Castorbehälter verpackt auf dem Gelände der Atomkraftanlagen oder in zentralen, oberirdischen Zwischenlagern z. B. in Gorleben oder Greifswald.
Weitere für Südwestdeutschland geplante Castor-Aktionen:
Ein BUND Sonderbus fährt am 5.11. von Tübingen über Stuttgart und Heilbronn nach Dannenberg zur zentralen Auftaktkundgebung des diesjährigen Castor-Protest im Wendland. Zudem wird ein Demo-Sonderzug am 05.11 von München über Stuttgart, Frankfurt und Köln fahren.
Im Südpfälzischen Berg wird am 06.11 eine Kundgebung gegen den Castortransport veranstaltet. Anschließend ruft ein Bündnis mehrerer Gruppen und Organisationen zur Blockade der Durchfahrt des Castor Zuges auf.
Am 23. Oktober gegen 14.20 Uhr wollen die Veranstalter die Aktion bilanzieren.
Mehr Infos und alle Aktionsorte: www.castor-strecken-aktionstag.de
Quelle: AG Schacht Konrad