Zurzeit tagt in der indonesischen Hauptstadt Jakarta der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). Europa will immer mehr billiges Palmöl und Fett, und mit dem RSPO-Siegel können sich die Produzenten und deren Kunden ein gutes Gewissen kaufen. Doch nachhaltige Palmölproduktion gibt es nicht. Heute veröffentlicht der Verein Rettet den Regenwald einen Film über die Waldvernichtung und Vertreibungen in Indonesien durch den größten Palmölkonzern der Welt
„Der Wilmar-Konzern vernichtet den tropischen Regenwald. Er stiehlt uns das Land, verseucht unsere Flüsse und Seen mit Pestiziden und Giftabfällen aus den Ölfabriken. Und er bricht indonesische Gesetze, weil er ohne Genehmigung und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung abholzt.“ Nordin, Chef und Gründer der Menschenrechtsorganisation Save our Borneo, steht auf verwüstetem Land, das vor wenigen Wochen noch tropischer Regenwald war. Sein Zorn richtet sich gegen den Palmölmulti Wilmar International Ltd., eine indonesisch-malaysisch-US-amerikanische Investment Holding mit Sitz in Singapur.
Global Film und Rettet den Regenwald sind im September 2010 nach Indonesien gereist, um auf Borneo und Sumatra die Verbrechen von Wilmar an Menschen und Natur zu dokumentieren. Das Ergebnis ist die 12-minütige Filmreportage „Die Nachhaltigkeits-Lüge – Wie die Palmölindustrie die Welt betrügt“. „Trotz Zertifikats roden die Konzerne weiter – illegal“, sagt Nordin. „Allen voran der Wilmar-Konzern.“ Allein in Zentralkalimantan hat sich Wilmar 300.000 Hektar Ölpalmkonzessionen im Regenwald gesichert.
Im August hat der TÜV Rheinland der Wilmar-Tochter PT Mustika Sembuluh das RSPO-Siegel verliehen. 15.000 Hektar Monokulturen und die dazugehörige Palmölmühle wurden zertifiziert. Doch die stinkenden Abwässer leitet Wilmar weiter ungeklärt in Bäche und den Sembuluh-See, von dem 7.500 Menschen leben.
Denn RSPO wird von der Palmölindustrie, Handel und Banken dominiert. Von den 386 RSPO-Mitgliedern stammen 95% aus der Wirtschaft, der Rest sind Umwelt- und Sozialorganisationen. Präsident des Labels ist ein Unilever-Manager, die Vizepräsidenten sind ein WWF-Mitarbeiter und ein Abteilungschef des Wilmar-Konzerns 1. Unilever verbraucht als weltweit größter Palmölabnehmer und Hersteller so bekannter Marken wie Dove, Rama und Sunil jährlich 1,6 Millionen Tonnen Palmöl. Lieferant ist Wilmar International Ltd., das größte Palmölunternehmen.
„Das von Palmölproduzenten, Handel und dem WWF 2004 gegründete Industriesiegel RSPO ist nichts weiter als ein Etikettenschwindel“, sagt Klaus Schenck, Wald- und Energiereferent von Rettet den Regenwald. „Die Werbelügen von nachhaltigem Palmöl müssen sofort beendet und die Importe nach Deutschland und Europa unverzüglich gestoppt werden. Wir dürfen nicht Palmöl auf Kosten des Regenwalds und der dort lebenden Menschen konsumieren.“
„Während jetzt auf der RSPO-Konferenz in Jakarta große Reden geschwungen werden, fressen sich weiter nördlich in der Provinz Zentralkalimantan Wilmars Bulldozer illegal durch die Regenwälder und zerstören die Lebensgrundlage der Menschen“, bestätigt Nordin von Save our Borneo.
Auf Sumatra findet das Filmteam die gleichen Bilder. In der Provinz Jambi hat Wilmar das rechtlich anerkannte Waldgebiet der Ureinwohner in eine Palmöl-Monokultur verwandelt. Privates Sicherheitspersonal des Konzerns kontrolliert und schikaniert die Menschen, die in Hütten am Rande der Plantage hausen. 16 Kleinbauern ließ Wilmar ins Gefängnis werfen, weil sie angeblich Ölpalmnüsse gestohlen haben sollen – auf ihrem eigenen Land.
Ein wichtiger Geldgeber der Palmölindustrie ist die Weltbank. 40 Jahre lang finanzierte die Bank die Palmölindustrie mit insgesamt 2 Milliarden US-Dollar, 146 Millionen US-Dollar flossen allein an Wilmar. Im vergangenen Jahr zwangen die Klagen indonesischer Bauern gegen den Wilmar-Konzern Weltbankpräsident Zoellick, sämtliche Gelder für Palmöl zu stoppen. Doch ein Jahr später arbeitet die Bank bereits am Wiedereinstieg ins Palmölgeschäft. In ihrem Entwurf der neuen Palmölstrategie setzt die Weltbank auf nachhaltiges, RSPO-zertifiziertes Palmöl. „Die Weltbank muss ein für alle Mal die Finanzierung von Palmöl beenden“, sagt Schenck.
Die gemeinsame Reportage von Global Film und dem Verein Rettet den Regenwald können Sie hier sehen.
1.) Jan Kees Vis, Leiter von Unilevers “Nachhaltigem Landwirtschaftsprogramm”, Adam Harrison, zuständig beim WWF für Nahrung und Landwirtschaft, Jeremy Goon, Wilmar-Chef für Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsability)
Quelle: Rettet den Regenwald e.V.