Zur Paperworld fordert Robin Wood eine Halbierung des Papierverbrauchs
Zum „Internationalen Jahr der Wälder“
Zur Eröffnung der Papiermesse PAPERWORLD am kommenden Samstag in Frankfurt am Main fordert Robin Wood Unternehmen, Regierungen und VerbraucherInnen in den industrialisierten Ländern auf, ihren Papierverbrauch zu halbieren. Auch in Deutschland ist dies nach Angaben der UmweltschützerInnen möglich.
In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Papierverbrauch hierzulande von 80 auf rund 220 Kilo pro Kopf fast verdreifacht – Tendenz weiter steigend. Zu den neuen Großverbrauchern gehört der Online-Handel, dessen Warenversand mit einem ernormen Verpackungsmüll einhergeht. Die Idee des „papierlosen Büros“ im Zeitalter der digitalen Kommunikation ist nicht einmal im Ansatz realisiert. Auch nach Einzug der Emails in den Büroalltag vor mehr als einem Jahrzehnt stieg der Papierverbrauch weiter an. Dass es auch anders geht, zeigt Polen, dem unsere Verpackungsexzesse möglicherweise erst noch bevorstehen. Hier liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch noch bei nur 109 Kilo, ohne dass es dort einen Papiermangel gäbe.
„Papier wird auf der PAPERWORLD zu einem Bruchteil der tatsächlichen Kosten verramscht“, sagt Peter Gerhardt, Tropenwald-Referent von ROBIN WOOD. „Den wahren Preis erhält man erst, wenn man Kosten für Umwelt- und Klimaschäden und das soziale Elend der Menschen einbezieht, die – wie etwa in Brasilien – von der Papierindustrie vertrieben worden sind.“
Im öffentlichen Bewusstsein hat Papier ein weitgehend gutes Image und gilt als harmloses Produkt. Tatsächlich trägt die Papierindustrie erheblich zur globalen Wald- und Klimazerstörung bei: 40 Prozent aller kommerziell gefällten Bäume werden zu Papier geschnetzelt. Selbst ökologisch einmalige Tropenwälder werden zu Zellstoffbrei zerkocht – um, wie ROBIN WOOD kürzlich herausfand, z. B. in Büchern beim Discounter ALDI zu landen. Außerdem sind die Papiergiganten Klimakiller. Laut „OECD Environmental Outlook“ ist die Papierindustrie nach der Chemie- und Stahlindustrie die Branche mit der drittgrößten Kohlendioxid-Emission.
Wo unbedingt Papier eingesetzt werden muss, sollte in erster Linie Recyclingpapier zum Einsatz kommen, denn glaubwürdige Zertifikate für Papier aus Frischfasern sind nicht in Sicht. Selbst der FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert im globalen Süden ökologisch wertlose Eukalyptus-Monokulturen. Noch schlechter sieht es beim Industrie-Label PEFC aus. Hier holen sich weltweit bekannte Raubbau-Unternehmen wie Aracruz (heute Fibria) einen Persilschein für ihr Zerstörungswerk.
Gemeinsam mit 50 weiteren europäischen Umwelt- und Menschenrechts-Organisationen hat ROBIN WOOD das Europäische Papiernetzwerk EEPN ins Leben gerufen. In einem gemeinsamen Aufruf (Common Vision for Transforming the European Paper Industry) fordern sie, den Papierverbrauch in den industrialisierten Ländern zu halbieren. Einige Beispiele, wie es funktionieren könnte, gibt es bereits. So hat der britische Versicherungskonzern „Standard Life“ seinen Papierkonsum erheblich zurückgeschraubt, bis 2012 will er ihn halbiert haben. Und Frankreich hat ein 50-Prozent-Reduktionsziel für seine nationalen Verwaltungen ausgerufen.
Quelle: Robin Wood