In Zusammenarbeit mit der Brunswiker Stiftung und der Bürgerstiftung Kiel, in Erinnerung an den bedeutenden Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742-1792) verlieh die Bürgerstiftung Kiel am Dienstag, 22. Februar, zum zweiten Mal den Hirschfeld-Preis im Kieler Ratssaal. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis erhielt in diesem Jahr der Kollhorst e.V. Er betreut den Naturerlebnisraum „Alte Stadtgärtnerei Kollhorst und Umgebung“ und das dazugehörige Naturerlebniszentrum. Überreicht wurde die Auszeichnung von dem Vorsitzenden der Bürgerstiftung Kiel, Bürgermeister a.D. Karl-Heinz Zimmer, und dem Vorsitzenden der Brunswiker Stiftung Kiel, Ernst Georg Jarchow. Neben dem Kollhorst e.V. waren die Arbeitsgemeinschaft Schwanenseepark sowie der Ortsbeirat Wik für seine Initiative „Pflanzung einer Obstbaumwiese“ für den Preis vorgeschlagen.
Der Vorsitzende der Bürgerstiftung Kiel, Bürgermeister a.D. Karl-Heinz Zimmer, würdigte in seiner Laudatio den Modelcharakter des Projektes Kollhorst: „Ganz im Sinne der Agenda 21 wird dieser grüne Raum gehegt, gepflegt und weiter entwickelt. Er beherbergt eine bunte Artenvielfalt, die im städtischen Raum außergewöhnlich ist. Besonders herausragend ist die Symbiose aus Naturbetreuung und Naturvermittlung. Dabei investieren die Mitglieder mit beeindruckender Selbstverständlichkeit viel ihrer Freizeit in dieses schöne Stück Kieler Natur. Man spürt, dass hier im Laufe der Zeit ein ganzheitliches Werk mit einem herausragenden, naturerzieherischen Schwerpunkt entstanden ist.“
Der Hirschfeld-Preis wird alle zwei Jahre in Erinnerung an Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742-1792) verliehen. Als Professor der Philosophie und der schönen Wissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel schuf dieser mit der fünfbändigen „Theorie der Gartenkunst“ ein vom Geist der Aufklärung geprägtes Werk, das dem englischen Landschaftsgarten in Deutschland zu seiner heutigen Bedeutung verhalf. Gewürdigt werden Einzelpersonen, Gruppen oder Vereine, die sich durch Initiativen und ehrenamtliches Engagement zur Gestaltung und Pflege öffentlicher Parks, Gärten und sonstiger Grünanlagen in Kiel verdient machen.
Einzelheiten zu den nominierten Projekten:
Projekt Naturerlebnisraum „Alte Stadtgärtnerei Kollhorst“
Der Naturerlebnisraum „Alte Stadtgärtnerei Kollhorst“ liegt im Kieler Stadtteil Hasseldieksdamm auf dem brach gefallenen Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei Kollhorst. Gemeinsam mit den benachbarten feuchten Grünlandflächen und Obstbaumwiesen wurde das circa acht Hektar große Gebiet 1994 als erster Naturerlebnisraum (NER) in Schleswig-Holstein anerkannt. Laut Satzung ist das Ziel des Kollhorst e.V. „die Planung, Entwicklung und Durchführung eines Naturerlebniszentrums in der Landeshauptstadt Kiel“. Parallel wird bei dem Agenda-21-Projekt die Kooperation und Vernetzung mit Initiativen und Verbänden sowie die pädagogische Arbeit im Naturerlebniszentrum betrieben. Zielgruppen sind vorwiegend Kita-Gruppen und Schulklassen aus dem Grundschul- und Sekundar-I-Bereich, im Bereich des Sozialen Lernens auch höhere Jahrgangsstufen. In der Erwachsenenbildung spielt die Multiplikatorenweiterbildung eine Rolle. Durch Fortbildungsveranstaltungen sollen zukünftig auch Lehrerinnen und Lehrer angesprochen werden.
Büro-, Tagungs- und Veranstaltungsräume sind vor Ort vorhanden. Dadurch hat sich das Zentrum als regionaler Informationsknotenpunkt für Gruppen aus dem Themenspektrum Natur und Umwelt profiliert. Dazu werden Veranstaltungsreihen mit naturpädagogischen Aktivitäten für verschiedene Altersgruppen aufgelegt, wobei sowohl das klassische Naturerleben als auch Veranstaltungen zum Kennen lernen der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und zum spielerischen und experimentellen Arbeiten mit Naturmaterialien (Färben mit Pflanzenfarben, Wolle verarbeiten, Steine bestimmen, LandArt) auf dem Programm stehen.
Projekt Arbeitsgemeinschaft Schwanenseepark
Die Arbeitsgemeinschaft Schwanenseepark gründete sich im Herbst 2008 mit dem Ziel, den wenig genutzten und in weiten Teilen naturnah belassenen Park in Ellerbek für die Bevölkerung attraktiver zu gestalten. Das Erholungs- und Spielangebot soll sich an den Bedürfnissen der Menschen in den umliegenden Wohnquartieren orientieren. Mitglieder der Initiative sind Privatpersonen und Vertreter umliegender Institutionen.
Diese Initiative hat viele Ideen entwickelt und sie dem Grünflächenamt vorgestellt, das alles in einem Plan zusammengefasst und so zu einem Parkkonzept entwickelt hat. Unter anderem gehört dazu, die Wanderwege zu überholen, neue Anpflanzungen einzubringen, alte Sichtbezüge wieder herzustellen und Aussichtsplateaus zu errichten, den Park barrierefrei zu machen, die Teiche zu sanieren und die Gewässer neu mit Wasserpflanzen zu gestalten.
Für Kinder und Jugendliche sollen die Bereiche „Wasser und Wald“ erlebbar und bespielbar werden. Zum Beispiel wird daran gearbeitet, die Idee „Wasserspiele und Wasserkraft“ voranzutreiben. Dazu wird eine Kooperation mit Qualifizierungsmaßnahmen für arbeitslose Jugendliche sowie mit Jugendtreffs und Schulen angestrebt. Ein Graffiti-Projekt an einem mehrstufigen ehemaligen Brunnen soll durch Schüler der Theodor-Storm-Schule realisiert werden.
Für die ältere Bevölkerung arbeitet die Arbeitsgemeinschaft an einer Art „Fliegendem Café“, das vom Kieler Fenster am Teich an der Werftstraße betrieben werden könnte. In der Nähe hat es in früheren Zeiten tatsächlich einmal ein Café im Park gegeben.
Um die notwendigen Geldmittel für all diese Verschönerungen zu beschaffen, wurde ein Faltblatt erstellt, das die Bevölkerung zur Unterstützung des Projektes aufruft. Inzwischen wurden zahlreiche Spender gewonnen, die kleine und große Spenden bereit gestellt haben. So gibt es durch einen Sponsor bereit gestellte kleine blaue Schwäne, die für fünf Euro zu erwerben sind. Dieser Erlös fließt vollständig in die Verschönerung des Schwanenseeparks.
Projekt des Ortsbeirats Wik „Pflanzung einer Obstbaumwiese“
Vor gut einem Jahr entstand im Ortsbeirat Wik die Idee, eine Streuobstwiese in der Wik ins Leben zu rufen. Das Grünflächenamt wurde anschließend um Standortvorschläge für eine Obstwiese gebeten.
Eine geeignete Fläche an der Homannstraße wurde schnell gefunden und von Seiten des Ortsbeirats und der Verwaltung gemeinsam als Ort für die Obstbaumwiese beschlossen. Nicht nur die Mitglieder des Ortsbeirats warben im Verlauf der folgenden Monate für Spenden aus der Bevölkerung. Es fanden sich zusätzlich viele Akteure und Förderer aus der Bevölkerung und der Wirtschaft, die dieses Projekt unterstützen wollten. Die Kieler Nachrichten und der Kieler Express berichteten ausgiebig über die Idee, und so kam es zu Spenden in Höhe von 2.865 Euro. Davon ließen sich immerhin 18 der insgesamt 25 möglichen Obstbäume anschaffen. Diese Bäume wurden dann in einer gemeinsamen Baumpflanzaktion von Mitgliedern des Ortsbeirats, Spendern, Nachbarn, dem Grünflächenamt und Bürgermeister Peter Todeskino an einem sonnigen Tag im November 2010 in die Erde gebracht.
In diesem Jahr wird die Aktion fortgesetzt, um die restlichen sieben Bäume im Herbst zu pflanzen. Zur nachhaltigen Betreuung haben sich einige Spender außerdem als Baumpaten eintragen lassen. Es ist sogar geplant, dass die Bevölkerung aus dem Stadtteil Wik zukünftig das Obst gemeinschaftlich ernten soll.
Quelle: LH Kiel