Textdokumentation, Stand 23.3.2011 Zu Meldungen über radioaktive Partikel in Mitteleuropa erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erwartet, dass in den nächsten Tagen erstmals geringe Spuren von Radioaktivität in der Atmosphäre gemessen werden können, die auf den Reaktorunfall in Fukushima in Japan zurückzuführen sind. Die Radioaktivität wird aufgrund ihrer Zusammensetzung auf die Reaktorkatastrophe in Japan zurückzuführen sein. Sie wird jedoch keine gesundheitliche Gefährdung für die Menschen und die Umwelt in Deutschland und Europa darstellen und ein Vielfaches unterhalb der natürlichen gemessenen Strahlenbelastung liegen. Während die aus dem Kernkraftwerk in Fukushima austretende Radioaktivität gravierende Auswirkungen auf Menschen und Umwelt in der Region hat, nimmt sie auf dem Weg nach Europa sehr stark ab.
Die Messstation des BfS auf dem Schauinsland in Freiburg wird zunächst sehr geringe Konzentrationen an Xenon-133 und Jod-131 in der Atmosphäre erfassen. Sie können nur gemessen werden, weil das BfS auf dem Schauinsland in Freiburg eine von weltweit 60 Messstationen zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens betreibt, die darauf ausgelegt sind, selbst geringste Konzentrationen in der Atmosphäre aufzuspüren.
Die Ausbreitung der Radioaktivität von Japan aus wird über ein internationales Messnetz von 60 Stationen weltweit verfolgt. Die radioaktiven Elemente wurden bisher zunächst in Stationen im Pazifik und an der Westküste der USA gemessen und seitdem in Stationen an der Ostküste der USA und in Island erfasst. Als nächstes werden radioaktive Spuren aus Japan dann vermutlich in Mitteleuropa erfasst.
Das BfS veröffentlicht die in Freiburg gemessene natürliche und künstliche Radioaktivität auf www.bfs.de und aktualisiert die Daten täglich. Auf http://odlinfo.bfs.de/ können außerdem die jeweils aktuellen Messwerte von etwa 1.800 Sonden aufgerufen werden, mit denen das BfS die Radioaktivität in der Luft in ganz Deutschland überwacht.
Schade, dass das BfS hier ungenau argumentiert. Richtig ist, dass von dieser ersten Wolke wahrscheinlich keine Gesundheitsgefährdung für Menschen in Mitteleuropa ausgeht. Auch wenn die Folgen für Mitteleuropa wesentlich geringer sein werden als nach dem GAU in Tschernobyl werden mittelfristig schon gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten sein: Es werden noch viele Wolken kommen und der internationale Handel und Verkehr wird für eine weltweite Verteilung der Radioaktivität aus den japanischen Schrottreaktoren sorgen.
Am 25.3.2011 hat das BfS noch eine Pressemitteilung veröffentlicht, die der o.a. Information der Website des BfS sehr ähnlich ist.
Nachfolgend die vollständige Textdokumentation. Wesentliche Textänderungen habe ich durch Fettschrift deutlich gemacht. Bedenklich finde ich, dass das BfS schon jetzt für die Zukunft gesundheitliche Unbedenklichkeit formuliert. Das erinnert mich doch sehr an alte Tschernobyl-Zeiten. :-( Gar nicht diskutiert wird in diesem Zusammenhang auch die zusätzliche Belastung durch Verkehr und internationalen Handel.
———Textdokumentation
Spuren von Radioaktivität in Deutschland stellen keine gesundheitliche Gefährdung dar
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat erstmals Spuren von Radioaktivität in der Atmosphäre gemessen, die aufgrund der Zusammensetzung der gemessenen Stoffe auf den Reaktorunfall in Fukushima in Japan zurückgeführt werden können. Stationen des Deutschen Wetterdienstes und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt haben ebenfalls Spuren erfasst. Die gemessenen Werte stellen jedoch keine gesundheitliche Gefährdung für die Menschen und die Umwelt in Deutschland und Europa dar und liegen ein Vielfaches unterhalb der natürlichen gemessenen Strahlenbelastung. Während die aus dem Kernkraftwerk in Fukushima austretende Radioaktivität gravierende Auswirkungen auf Menschen und Umwelt vor Ort hat, nimmt sie auf dem Weg nach Europa wie erwartet sehr stark ab.
Die Messstation des BfS auf dem Schauinsland bei Freiburg hat geringe Konzentrationen an Xenon-133 und Jod 131 im Mikro-Becquerel-Bereich in der Atmosphäre erfasst (Jod: 60 Mikro-Becquerel pro Kubikmeter Luft). Diese geringen Spuren können gemessen werden, weil das BfS auf dem Schauinsland bei Freiburg eine Messstation eines internationalen Netzwerkes von Einrichtungen zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens betreibt, die darauf spezialisiert sind, geringste Spuren an radioaktiven Stoffen zu messen.
Die Ausbreitung der Radioaktivität von Japan aus wird über das internationale Messnetz von Stationen, die für die Überwachung des Atomwaffenteststoppabkommens betrieben werden, weltweit verfolgt. Die radioaktiven Elemente Jod und teilweise Xenon wurden zunächst in Stationen im Pazifik und dann an der Westküste der USA gemessen und seitdem in Stationen an der Ostküste der USA, auf Island und in Schweden. Aufgrund der Wetterlage erfolgt die Verlagerung der radioaktiven Spuren zunächst von Nordeuropa aus nach Süden. Das BfS geht davon aus, dass in den kommenden Wochen unterschiedliche radioaktive Partikel festgestellt werden können. Auch für diese erwartet das BfS keine Messwerte, die in irgendeiner Weise gesundheitlich bedenklich sind.
Das BfS veröffentlicht die in Freiburg gemessene natürliche und künstliche Radioaktivität ebenso wie die gemessenen Daten vom Deutschen Wetterdienst und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt auf http://www.bfs.de und aktualisiert die Daten täglich.
Auf http://odlinfo.bfs.de/ können außerdem die jeweils aktuellen Messwerte von etwa 1800 Sonden aufgerufen werden, mit denen das BfS die Radioaktivität in ganz Deutschland überwacht. Die jetzt auf dem Schauinsland gemessenen Spuren sind allerdings so gering, dass sie voraussichtlich nicht zu einer Erhöhung der Ortsdosisleistung führen werden, die innerhalb der ohnehin bestehenden Schwankungen erkennbar wäre. Daher ist nicht damit zu rechnen, dass die bundesweit verteilten ODL-Sonden nun erhöhte Messwerte anzeigen.
Textspiegelung (28.3.2011)
Aktuelle Ergebnisse
Aufgrund der aktuellen Ereignisse wird der Luftstaubsammler seit dem 23.03.2011 im Tagesrhythmus betrieben. Die Ergebnisse der anschließenden Messungen liegen einen Tag nach dem Ende der Probenentnahme vor.
Das Ergebnis der Messung vom 24.03.2011 hatte noch keinen Befund von Jod-131 gezeigt. In der Probe vom 24.03.2011 (Messung vom 25.03.2011) wurde eine Konzentration von Jod-131 in Höhe von 58 Mikrobecquerel je Kubikmeter Luft gemessen, in der Probe des darauffolgenden Tages wurden 530 Mikrobecquerel je Kubikmeter Luft nachgewiesen. Bisher vorliegende vorläufige Werte der Messung während des 27.03.2011 (Probe vom 26.03.2011) zeigen eine abnehmende Konzentration von Jod-131 auf etwa 300 Mikrobecquerel je Kubikmeter Luft. Diese Angabe wird aktualisiert, sobald im Laufe des 28.03.2011 die abgeschlossene Auswertung der Messung vorliegt
Die ersten Messergebnisse der vier Spurenmessstellen
Die Tabellen zeigen den zeitlichen Verlauf der Aktivitätskonzentrationen von Jod-131 und Cäsium-137 an den vier deutschen Spurenmessstellen. Die Werte weisen starke Schwankungen auf, was den mehrfachen Durchzug von unterschiedlichen Luftmassen über Deutschland belegt. Die an den einzelnen Spurenmessstellen beobachteten Werte hängen von der jeweiligen Wettersituation ab, da zum Beispiel Regen die Aktivitätskonzentration in der Luft durch Auswaschen reduzieren kann.
Station Braunschweig (PTB)
Jod-131 in Becquerel
pro Kubikmeter
Cäsium-137 in Becquerel
pro Kubikmeter
Station Potsdam (DWD)
Jod-131 in Becquerel
pro Kubikmeter
Cäsium-137 in Becquerel
pro Kubikmeter
Station Offenbach (DWD)
Jod-131 in Becquerel
pro Kubikmeter
Cäsium-137 in Becquerel
pro Kubikmeter
Station Schauinsland / Freiburg (BfS)
Jod-131 in Becquerel
pro Kubikmeter
Cäsium-137 in Becquerel
pro Kubikmeter
* vorläufiger Wert, Messung dauert noch an