Protestaktion von Rettet den Regenwald
Wir müssen wieder unser Land bebauen. Auf der Straße können wir nicht leben, erklärt Bauernführer Misael Payares in Kolumbien. Der Palmölproduzent Daabon hat uns mit Gewalt vertrieben. Wir kehren jetzt zurück. Hinter dem Konflikt um die 1.100 Hektar Land in Las Pavas steht die ständig steigende Nachfrage nach Palmöl in Europa. Die kolumbianische Daabon-Gruppe hat sich dabei auf einen Bereich spezialisiert, der eigentlich als besonders umweltfreundlich und sozial verantwortlich gilt: Daabon produziert und exportiert Bio- und Transfair-Produkte. 70 Prozent der weltweiten Biopalmölernte werden von der Firma erzeugt. Mit gleich elf internationalen Labeln, darunter Biosuisse aus der Schweiz, Ecocert aus Frankreich und BCS Ökogarantie aus Deutschland, wirbt die Firma auf ihrer Webseite.
Daabon behauptet, Las Pavas von dem bekannten Drogenhändler Jesus Emilio Escobar erworben zu haben. Der war allerdings nur Besitzer auf dem Papier. Das fruchtbare Land am Magdalena-Fluss wurde seit Jahrzehnten von 123 Kleinbauernfamilien bewirtschaftet. Auch Landtitel waren bereits beantragt. Im Juli 2009 ließ Daabon die Menschen gewaltsam vertreiben. Die beiden Besitzerfamilien von Daabon gehören zu den wirtschaftlich und politisch einflussreichsten im Nordosten Kolumbiens.
Der Konzern rodete die ökologisch sensiblen Flussauen und ließ sie für Palmölmonokulturen trockenlegen. Ein unabhängiger Expertenbericht bestätigt die Landrechte der Bauern, ein weiterer Bericht die Rodungen. Rettet den Regenwald unterstützte die Bauern im März 2010 mit einer Protestaktion. Auch das ARD-Magazin Report Mainz berichtete über den Landraub. Die Kosmetikfirma The Body Shop zog im September 2010 die Konsequenzen und beendete die Geschäftsbeziehungen mit Daabon. Die deutschen Biofirmen Alnatura, Allos und Rapunzel halten jedoch an Daabon fest, so wie auch die Biosiegel.
Im Oktober 2010 verkündete Daabon, das Grundstück verkaufen zu wollen, um an anderen Orten die Palmölplantagen auszudehnen. Für Daabon und seine Kunden ist damit der Fall anscheinend abgeschlossen. Doch an der hoffnungslosen Lage der vertriebenen Bauern hat sich nichts geändert; sie sind nach wie vor ohne Land, Einkommen und Perspektive. Die Familien haben sich in der Vereinigung ASOCAB (Asociación de Campesinos de Buenos Aires) zusammengeschlossen und wollen nun friedlich auf ihr Land zurückkehren. Dazu benötigen sie internationale Unterstützung.
Bitte schreiben Sie an die kolumbianische Botschafterin in Deutschland. Die Landrechte der 123 Bauernfamilien müssen anerkannt und eine erneute Vertreibung oder Gewaltanwendung verhindert werden.
Die Bauern betreiben die Webseite „Rückkehr nach Las Pavas“ (auf Spanisch), auf der sie mit zahlreichen Artikeln, Fotos und Videos über ihr Schicksal informieren.
Textdokumentation der Protest-E-Mail
An
Frau Victoriana Mejía Marulanda, Botschafterin der Republik Kolumbien in Deutschland
Kurfürstenstraße 84, D-10787 Berlin
Tel.: 030-26 39 610, Fax: 030-26 39 61 25
info@botschaft-kolumbien.de
Sehr geehrte Frau Botschafterin Mejía Marulanda,
123 Bauernfamilien sitzen seit dem 14. Juli 2009 im Bezirk Buenos Aires der Gemeinde El Peñon im Süden des Departments Bolívar auf der Straße – ohne Land, ohne Einkommen und ohne Zukunftsperspektive. Die Menschen wurden im Auftrag der Palmölunternehmen Aportes San Isidro S.A. und C.I. Tequendama S.A. der Daabon-Gruppe gewaltsam durch Mitglieder der kolumbianischen Polizei und von Spezialeinheiten von dem 1.100 Hektar großen Grundstück Las Pavas vertrieben. Sie sind seitdem auf humanitäre Hilfe aus dem In- und Ausland angewiesen.
Daabon behauptet, Las Pavas von dem bekannten Drogenhändler Jesus Emilio Escobar erworben zu haben. Der war allerdings nur Besitzer auf dem Papier. Das fruchtbare Land am Magdalena-Fluss wurde seit Jahrzehnten von 123 Kleinbauernfamilien bewirtschaftet. Auch Landtitel waren bereits bei der zuständigen Behörde INCODER beantragt. Die Bauern haben sich in der Vereinigung ASOCAB (Asociación de Campesinos de Buenos Aires) zusammengeschlossen.
Im Februar 2010 wurde das laufende Verfahren illegalerweise für nichtig erklärt. Ein neues Verfahren wurde eingeleitet und bereits in der vorläufigen Phase geschlossen, weil nach der Vertreibung das Land von den beiden Palmölfirmen landwirtschaftlich genutzt wurde. Die Rechte der Bauernfamilien wurden dabei völlig ignoriert sowie auch der Schutz, der ihnen im Vertreibungsfall zusteht.
ASOCAB legte im Jahr 2009 eine Verfassungsbeschwerde ein, die seit 18 Monaten vom kolumbianischen Verfassungsgericht untersucht wird – bisher ohne Entscheidung und trotz der fortdauernden Verletzungen der Menschenrechte. Die Bauernfamilien werden weiterhin bedroht und eingeschüchtert. Sie können nicht weiter auf endlose Verfahren warten. Sie wollen nun friedlich auf ihr Land zurückkehren.
Bitte setzen Sie sich bei der Regierung Ihres Landes für die folgenden Maßnahmen ein:
1. Die staatlichen Ordnungs- und Sicherheitskräfte sollen jegliche Gewalt gegen die friedlich auf ihr Land zurückkehrenden Bauernfamilien verhindern.
2. Die Ernährung der Menschen muss gesichert werden, bis diese wieder eigene Ernten und Einkommen auf dem Land in Las Pavas erwirtschaften können.
3. Die Übergriffe und Einschüchterung der Bauern müssen sofort gestoppt und deren Urheber und Auftraggeber vor Gericht gestellt werden.
4. Alle notwendigen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die legalen Landrechte der Bauern und der ASOCAB zu gewährleisten.
5. Die Bauernfamilien müssen juristisch unterstützt werden, damit sie ihre Rechte effektiv durchsetzen können, einschließlich Entschädigungsansprüche.
6. Der gesamte Prozess muss von den staatlichen Behörden begleitet und unterstützt werden, damit erneute Vertreibungen und Rechtsverletzungen verhindert werden.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen