Die japanische Atomaufsicht (NISA) hat heute die Reaktorkatastrophe in Fukushima nach wochenlangem Zögern nun doch in die Gefahrenstufe 7 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (Ines) eingeordnet – dem GAU. Viele Medien bezeichnen das auch als Super-Gau, was aber sprachlich nicht gelungen ist, weil GAU die Abkürzung ist für Größter anzunehmender Unfall. Größer als am größten geht aber nun mal sprachlich nicht – insofern vermeide ich den Begriff Super-GAU. Bisher hatte die Atomaufsicht die Einstufung in Gruppe 5 vorgenommen, was von zahlreichen Umweltgruppen und WissenschaftlerInnen als Verharmlosung kritisiert wurde. Die Eierei der japanischen Atomaufsicht geht aber weiter: Weist sie doch darauf hin, dass diese Einstufung nur vorläufig sei und die endgültige Einstufung von der IAEO vorgenommen werde.
Schon jetzt haben zahlreiche Menschen konkreten Schaden durch die verspätete Einstufung erlitten. Verbunden mit diesem Ranking sind nämlich Evakuierungsradien und anderes mehr. Die japanische Regierung hat also unnötigerweise hier Menschenleben geopfert. Die fortgesetzte sprachliche Verharmlosung ist schon atemberaubend: Neulich wurde angeblich schwachverseuchtes radioaktives Wasser kontrolliert (!) ins Meer abgelassen. Medienwirksam aß heute vor laufenden Kameras ein japanischer Regierungsvertreter eine verstrahlte Tomate aus der Region Fukushima – das ist schon vorsätzliche Volksverdummung und das Inkaufnehmen von Toten.
Auch bei den jetzt notwendigen zusätzlichen Evakuierungen von Ortschaften handelt die Regierung sehr zögerlich: Sie räumt zum Teil viel zu lange Räumfristen von einem Monat ein – und das innerhalb eines Evakuierungsradiusses rund um das Atomkraftwerk der nach Ansicht vieler Fachleute und UmweltaktivistInnen viel zu klein ist. Auch hier wird sprachlich vom Regierungsvertreter verharmlost: Es sei kein Notfall und eben deswegen auch eine sofortige Evakuierung nicht notwendig. Unglaublich.
Um das ganze abzurunden brannte es heute auch nochmal an Reaktor 4. Nach Angaben der Betreiberfirma Tepco war das Feuer aber nur ganz klein und sei rasch gelöscht worden – also weiterhin alles gut an der japanischen Küste.
Die Abläufe machen eines für alle deutlich, die ein bischen intensiver die Ereignisse verfolgen: Großtechnologie und insbesondere Atomkraft ist demokratiefeindlich. Nicht nur wegen des damit verbundenen Ausbaus von Überwachungs- unjd Sicherheitstechnologie rund um solche Standorte, sondern auch weil sie die Regierenden beständig zur Lüge und Täuschung zwingen.