Die letzte Ratsversammlung (29.9.2011) beschloss einstimmig die Mitgliedschaft Kiels beim Verein Kommunen für biologische Vielfalt (0683/2011). Zu diesem Tagesordnungspunkt gab es einen interessanten Diskussionsbeitrag: Rede von Ratsfrau Zimmermann (Direkte Demokratie).
Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin, meine Damen und Herren,
Biodiversität oder besser verständlich: biologische Vielfalt sollte von jeder Kommune angestrebt bzw. erhalten werden. Neben dem Aspekt des Arten- und Naturschutzes profitiert auch der Mensch selber von biologischer Vielfalt in mehrfacher Hinsicht. Neben einer gesunden Umwelt brauchen Jung und Alt insbesondere im städtischen Raum die Möglichkeit, Tiere und Pflanzen überhaupt erleben zu können.
Insofern begrüßen wir es, wenn die Landeshauptstadt Mitglied in einem Verein wird, dessen Zweck die Förderung der biologischen Vielfalt ist.
Allerdings müssen wir anmerken, dass in unserer Wahrnehmung diese Mitgliedschaft vor allem Alibi-Charakter hat, weil die tägliche Praxis der Landeshauptstadt dem Ziel der Biodiversität konträr gegenübersteht. Ich möchte hier nur einige Beispiele der letzten Zeit nennen: Das geplante Zentralbad soll auf einer extrem artenreichen Fläche gebaut werden, die zudem noch extrem wichtig für den städtischen Biotopverbund ist – biologische Vielfalt egal.
Das Gewerbegebiet Russeer Weg wird auf einer Fläche errichtet, die nicht nur Lärmschutz und Staubminderung für die AnwohnerInnen bedeutet, sondern auch ökologisch sehr wertvoll war durch ausgesprochen seltene Trockenbiotope – biologische Vielfalt egal.
Die von Rot-Grün – gegen den Willen der AnwohnerInnen – geplante Bebauung des Hasenholzes ist ein weiteres Beispiel für geringen Stellenwert, den die Stadt ihren Grünflächen und insbesondere den naturnahen Flächen beimisst. Das drückt sich auch in Redebeiträgen wie etwa von SPD-Ex-Ratsherr Raupach aus, der beim Hasenholz von Ödland spricht. Öd ist hier aber gar nichts außer das Umweltbewusstsein von SPD und Grünen.
Grüffkamp und Redoute in Friedrichsort – auch hier: biologische Vielfalt egal. Oder die geplante Rathausgalerie: Die Vernichtung dutzender Großbäume in der Innenstadt stellt keinen Beitrag für biologische Vielfalt dar.
Und wenn wir uns die heutige Tagesordnung der Ratsversammlung ansehen: Möbelkraft mitten im Kieler Grüngürtel – auch hier spielen für die Verantwortlichen ökologische Aspekte scheinbar keine Rolle. Die Kieler Grünen sollten sich mal bewusst werden über ihre eigene Entstehungsgeschichte und woher ihr Name kommt. Wir unterstützen den Antrag auf Mitgliedschaft, fordern aber Stadtverwaltung und Politik auf, das Ziel der Biodiversität mit Leben zu füllen und entsprechend zu handeln.