Auf der größten Sondermülldeponie Europas, der landeseigenen Mülldeponie Ihlenberg (in Selmsdorf Kreis Nordwestmecklenburg besser bekannt als Deponie Schönberg bei Lübeck), sollen ab November ca. 160.000 Tonnen Asbestzement-Schlamm entsorgt werden. Weitere 25.000 Tonnen sollen in der Deponie Rondeshagen bei Ratzeburg in Schleswig-Holstein eingelagert werden.
Der Abfall stammt aus einer Halde bei Hannover. Dort hatte die ehemalige Firma Fulgurit Asbesterzeugnisse hergestellt.
Die Rückstände sind dort nur provisorisch abgedeckt. Der Transport soll mit LKWs erfolgen – aus Kostengründen soll auf die übliche besonders sicherere Verpackung verzichtet werden und eine preisgünstigere Verpackung gewählt werden. Umweltschützer und Anwohner sind sowohl über den Transport als auch über die Einlagerung nahe Lübecks entsetzt. Die ehemalige DDR-Müllkippe ist seit Jahrzehnten immer wieder in den Schlagzeilen durch schwere Umweltgefährdungen und zahlreiche vermutete Korruptionsfälle, in denen immer wieder auch Mitglieder der schleswig-holsteinischen Landesregierung (CDU, FDP) sowie der SED, die den ehemaligen VEB Deponie Schönberg betrieb, verstrickt waren.
Gefährdungen für Mensch und Natur sind wahrscheinlich durch Abtransport und Einlagerung sowie durch den Transport selber. Ab November 2011 sollen nach Betreiberangaben mehrere Monate lang täglich rund 40 LKWs mit dem krebserregenden Asbestmüll durch Norddeutschland fahren. Besondere Sicherheitsvorkehrungen für die Transportstrecke sind dabei offensichtlich nicht vorgesehen. Aber: Alles sicher und der Betreiber freut sich über den wirtschaftlich wichtigen Auftrag.
Nachhaltiges Müllmanagement sieht anders aus und setzt auf Einlagerung / Sicherung an der Entstehungsstelle. Mülltourismus verursacht alleine schon durch den Transport Umweltschäden – aber wen kümmert sowas schon bei einem Millionen-Deal? Jedenfalls eine schöne Fortsetzungsgeschichte des seit Jahrzehnten erfolgreichen Umweltthrillers, in dem weder Geheimdienste (u.a. die Stasi), verstrickte Politiker noch enorme Profite fehlen.
BTW: Dumme Frage: Wie hieß noch der bekannte schleswig-holsteinische Rechtsanwalt, der gut verdient hat mit der Einfädelung von Verträgen für die damals noch westdeutsche Einlagerung in der DDR? Aber wahrscheinlich verwechsele ich das alles: Mit dem Müll (im Osten) ist das so ähnlich wie mit der Rente: Alles sicher.
Lesetipp: Die Website der Bürgerinitiative gegen die Deponie Schönberg.