In der nahen Umgebung Kiels brodelt nicht nur das Wasser sondern auch der Unmut der BürgerInnen über gesundheitsgefährdendes Trinkwasser. Nachfolgend ein geringfügig verändeter Text der Bürgerinitiative für unbelastetes Trinkwasser e.V.. Außerdem hier verfügbar: Ein Flyer der BI unbelastetes Trinkwasser. A.R.
Das Wasser des Wasserverbandes Rumohr hat, aufgrund seiner technischen Beschaffenheit, die Eigenschaft, Kupferrohre aufzulösen. Der Wasserverband Rumohr rät auf seiner Internetseite (dort: „Unser Wasser“ => „Wasserqualität“) allerdings nur bei Neuinstallationen von der Verwendung von Kupferrohren ab.
Es wird aus unserer Sicht der Eindruck erweckt, als wären ältere Installationen nicht betroffen. Das ist aber falsch.
Konkret haben wir bei unseren Messungen Kupferbelastungen von bis zu 4,3mg/l festgestellt (also über 100% über dem Grenzwert von 2,0 mg/l, siehe Messergebnisse ). Bei den bisher vom Gesundheitsamt veranlassten Proben vom 31.10. und 29.11., die auf unsere Bitte hin gemäß Umweltinformationsgesetz (UIG) inzwischen auch veröffentlicht wurden, wurden aus Versehen keine „gestaffelten Stagnationsproben“ gemacht, wie es das Gesundheitsamt vom Probeentnehmer gefordert hatte. Die Proben sind während der Probenahme im wahrsten Sinne des Wortes verwässert worden und daher wertlos. Der Fehler ist aber nicht dem Gesundheitsamt, sondern dem Probeentnehmer unterlaufen. (Siehe: Warum unbrauchbar?)
Dass auch alte Kupferleitungen angegriffen werden (die im Kindergarten Mielkendorf ist älter als 20 Jahre, wie in den Häusern in der Kälberkoppel auch), liegt vermutlich am hohen TOC-Gehalt (TOC = total organic carbon, zu Deutsch: Im Wasser gelöster Kohlenstoff). Dadurch bildet sich die übliche „Schutzschicht“ aus Kalk bei uns nicht und die Kupferrohre werden daher zerfressen. Es ist eine Frage der Zeit, wann die Leitungen alle leck sind – in der Kälberkoppel scheint es schon loszugehen. Die Reparatur bei einem Nachbarn hat – für ein einziges Loch – bereits rund 15.000 Euro gekostet.
Der TOC-Gehalt beträgt nach Angaben des Wasserverbandes normalerweise etwa 2,8-3,0 mg/l (wir haben aber auch schon 3,6 mg/l gemessen; eine Schwankung, die merkwürdig und nur schwer erklärbar ist). Ab einem Grenzwert von 1,5mg/l darf (bei einem pH-Wert von <7,4) laut DIN kein Kupfer mehr verbaut werden. Der pH-Wert des Wassers beträgt nach Angaben des Wasserverbandes 7,2-7,4 pH. Gemessen wurden allerdings - vom Wasserverband selbst - Werte zwischen 7,0 und 7,4 (je niedriger der pH-Wert, desto gefährlicher für die Kupferleitungen).
Die Folgen sind:
Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier.
Es ist unstrittig, dass Säuglinge und Kleinkinder bei einem Kupfergehalt von 2mg/l (das ist der derzeitige Grenzwert der Trinkwasserverordnung, Stand 25.10.2011) gefährdet sind. Prof. Dr. Eife von der Universität München bezeichnet 3 mg/l im Wasser für einen Säugling als „tödliche Dosis“ (siehe Video, Quelle: ARD, PlusMinus). Wir haben in Stagnationswasser im Kindergarten am 28.9. einen Wert von 4,1 mg/l gemessen (siehe hier oder hier: Probe vom 28.9.). Eine Beprobung einen Monat später durch das Gesundheitsamt ergab – bei einem ungewöhnlich hohem pH-Wert, bei dem eigentlich (d.h. gemäß DIN-Normen) gar kein Kupfer mehr ausgelöst werden dürfte – eine Belastung von 1,7 mg/l in Stagnationswasser. Wir sind allerdings überzeugt, dass diese Beprobungen (mehr oder weniger bewußt) fehlerhaft durchgeführt wurden (siehe: Warum unbrauchbar?).
Strittig ist nur, ob auch ältere Kinder und Erwachsene gefährdet sind, und wenn ja, wie sehr. Mehr dazu hier.
Sachschäden an unseren Häusern
Die Auflösung von Kupfer, in der Fachsprache „Kupferfraß“ genannt, führt dazu, dass die vorhandenen Kupferleitungen langsam zersetzt werden. Irgendwann sind die Leitungen undicht und das Leitungswasser tritt in das Mauerwerk der Häuser ein. Schimmel und Schwamm kann sich bilden, wenn das Problem unbemerkt bleibt.
Ein von Schwamm befallenes Haus ist praktisch wertlos und wird im Regelfall entweder aufwändig saniert oder abgerissen.
Auch die Sanierung der vorhandenen Kupferleitungen ist kein leichtes Unterfangen. Wir suchen hier noch nach geeigneten Verfahren und bitten Fachleute um Rat.