Protestaktion von Rettet den Regenwald
Der weltweite Palmölboom hat auch in Honduras fatale Auswirkungen. Durch die Nachfrage und die hohen Weltmarktpreise wachsen die Palmöl-Ausfuhren des mittelamerikanischen Landes sprunghaft. Im vergangenen Jahr exportierte Honduras 200.000 Tonnen Palmöl, vor allem nach Mexiko.
Die Kehrseite: Immer mehr Palmölplantagen breiten sich aus und zerstören die Natur und die bäuerliche Landwirtschaft. Im Nordosten des Landes im Bezirk Colón werden vor allem die ökologisch sehr wichtigen Feuchtgebiete an der Karibik-Küste und im Tal des Aguán-Flusses trockengelegt. Die artenreichen Lebensräume weichen den öden Monokulturen aus Ölpalmen.
Die Industrie will die Anbaufläche von derzeit rund 135.000 Hektar fast verdoppeln. Schon jetzt hat Honduras mit drei Prozent eine der weltweit höchsten Entwaldungsraten. Durch illegale Abholzung und die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen verliert das Land jedes Jahr 80.000 bis 120.000 Hektar Regenwald – für immer.
Die Einwohner leiden unter dem Landhunger. Kriminelle Banden im Dienste der Palmölindustrie terrorisieren die Kleinbauern, die Schwarzen und indigenen Minderheiten, so die Klagen. Allein am Unterlauf des Aguán-Flusses wurden in den letzten zwei Jahren schon 60 Menschen getötet. Viele von ihnen hatten die Proteste der Bevölkerung angeführt und friedliche Besetzungen der Palmöl-Plantagen organisiert.
Die Menschen am Aguán-Fluss und die Dörfer der schwarzen Minderheiten (Garifunas) bitten um internationale Unterstützung. Sie fordern von den honduranischen Behörden, dass ihre Landrechte eingehalten und sie vor den bewaffneten Gruppen geschützt werden.
Textdokumentation der Protest-E-Mail
An die Regierung von Honduras, Herrn Porfirio Lobo Sosa, Präsident, Justizministerium
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Kleinbauern und indigenen Garifuna in Honduras leiden unter den schweren Landkonflikten, verursacht vor allem durch die Ausweitung der Ölpalm-Plantagen.
Vallecito, Limón, Bezirk Colón:
Schwer bewaffnete Paramilitärs belagern auf Motorrädern und in Geländefahrzeugen die Afro-Gemeinde Vallecito. Es droht ein Massaker an den friedlichen Garifuna-Menschen, die sich gegen die Vertreibung von ihrem angestammten und rechtlich anerkannten Land wehren.
In den letzten Tagen wurden verschiedene Stellen der Regierung von Honduras über die Belagerung und Bedrohungen der Vertreter der Garifuna-Gemeinden informiert. Sie warten am Ort des Konflikts auf die Vermessung der Landflächen von Vallecito – sie wurde ihnen von Minister César Ham vom Nationalen Agarinstitut versprochenen. Er hat diese Vereinbarung bisher nicht erfüllt.
– Untersuchen und bestrafen Sie ernsthaft und zügig alle Verbrechen und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen, die am unteren Aguán begangen wurden. Verurteilen Sie die Täter und Anstifter dieser Ereignisse.
– Stellen Sie sicher, dass die Landrechte der Bauern anerkannt und die Gerichtsurteile umgesetzt werden.
Ich bitte Sie dringend darum,
– die Ausweitung der Palmölplantagen zu stoppen,
– die Garifuna in Vallecito und die Bauern am unteren Aguán zu schützen.
– Vermeiden Sie das drohende Massaker und entwaffnen Sie die paramilitärischen Banden und Schläger, die die Bauern einschüchtern.
– Beenden Sie die Unterdrückung, Belästigung und Gewalt gegen die Mitglieder der bäuerlichen Gemeinschaften und indigenen Garifuna.
Sie sind verantwortlich für das Wohl der Dörfer der Garifuna, die sich in der Organisation OFRANEH und mit den Menschen am unteren Aguán zusammengeschlossen haben.
Die Konflikte müssen dringend, umfassend, gerecht und friedlich gelöst werden unter Einhaltung der Menschenrechte. Beenden Sie die Gewalt, Unterdrückung und Kriminalisierung der Bauern.
Freundliche Grüße
Seit September 2009 sind im Rahmen des Landkonfliktes 60 Menschen ermordet worden.