Die Zweifarbfledermaus, Vespertilio murinus, wird in der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere Schleswig-Holsteins in die Gruppe 2 – Stark gefährdet eingestuft.
In der Roten Liste SH heißt es zu dieser Art: Bisher nur 13 sichere Nachweise von Einzeltieren meist aus Städten (Kiel, Kronshagen, Lübeck, Plön). 1998 wurde eine Wochenstube in Lübeck entdeckt (BECKER, mündl. Mitt. an AGF).
Im Säugetieratlas von Dr. Peter Borkenhagen (2011) wird das Vorkommen der Art etwas umfänglicher beschrieben: Der einzige Fund in Kiel datiert nach Borkenhagen aus dem Jahr 1905 und wurde seinerzeit ins Kieler Museum verbracht. Diese Angaben beruhen auf Erna Mohr: „Die Säugetiere Schleswig-Holsteins“, 1931. Bestätigt wurde der Fund dann von Pieper & Wilden 1980.
Im Zusammenhang mit der geplanten Ansiedlung von Möbel Kraft in Kiel wurden Auszüge aus den bisher vorliegenden Erkenntnissen des Grünordnerischen Fachbeitrages auf der Sitzung des Beirates für Kleingärten (23.10.2012) von einem Vertreter des von der Stadt beauftragten Unternehmens (IPP) vorgestellt. Besonders ausführlich wurde die Situation in Bezug auf Fledermäuse eingegangen, zu denen eine Erstuntersuchung am 3. und 4.9.2012 stattfand.
Der jetzige Fund im Gebiet Prüner Schlag, das durch die geplante Möbel Kraft-Ansiedlung gefährdet ist, wissenschaftlich eine Besonderheit: Der erste Nachweis dieser Fledermausart seit 107 Jahren in Kiel – im Prüner Schlag. Es ist damit überhaupt erst der 2. in Kiel und einer der ganz wenigen in Schleswig-Holstein. Noch in der vorletzten Roten Liste wurde die Art mit 1 – vom Aussterben bedroht – klassifiziert – in der letzten Liste hat sie sich auf stark gefährdet verbessert.
Das Vorkommen dieser Art sowie weiterer seltener Fledermausarten sollte weitere gründliche Untersuchungen zur Folge haben und vor allem: Mit dem Gelände Prüner Schlag / Brunsrade sollte sehr behutsam umgegangen werden bis die ökologischen Untersuchungen abgeschlossen / ausgewertet sind und die entsprechenden bau(recht)lichen Schlussfolgerungen aus ihnen gezogen werden.
Hintergrund
Kleine Auszüge aus den bisher vorliegenden Zwischen-Erkenntnissen des Grünordnerischen Fachbeitrages zur geplanten Ansiedlung von Möbel Kraft in Kiel wurden auf der Sitzung des Beirates für Kleingärten von einem Vertreter des beauftragten Unternehmens IPP vorgestellt. Besonders ausführlich wurde die Situation in Bezug auf Fledermäuse eingegangen. Der Vertreter des Unternehmens wies auf die Eingeschränktheit der Aussagefähigkeit der bisher gesammelten Erkenntnisse hin.
Fledermäuse wurden lediglich am 3. und 4.9.2012 untersucht. Er wies auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen im nächsten Jahr hin. Die Verwaltung nannte als Untersuchungszeitraum für den Fachbeitrag die Monate April bis August 2013 an.
Festgestellt wurden an den zwei Untersuchungstagen 8 Fledermausarten. Potentiell könnten nach der ersten Untersuchung drei weitere Arten vorkommen (stark gefährdet – gefährdet). D.h. dass von den 15 in Schleswig-Holstein heimischen Fledermausarten 8 sicher, möglicherweisebis zu 11 im Prüner Schlag bzw. der Brunsrade vorkommen. Dabei kommt dem Lebensraum eine Bedeutung nicht nur als Jagdrevier sondern auch als Sommerlager u.a.m. zu.
Im einzelnen wurden folgende Arten festgestellt:
Gefährdungsangaben nach Rote Liste der Säugetiere Schleswig-Holsteins bzw. einmal für die BRD
Sicher bestimmt:
Zweifarbfledermaus, Vespertilio murinus 2 – Stark gefährdet
Braunes Langohr, Plecotus auritus 3 – Gefährdet
Rauhhautfledermaus, Pipistrellus nathusii 3 – Gefährdet
Breitflügelfledermaus, Eptesicus serotinus V – Vorwarnliste
Zwergfledermaus, Pipistrellus pipistrellus D – Daten defizitär
Mückenfledermaus, Pipistrellus pygmaeus D – Daten defizitär
Gr. Abendsegler, Nyctalus noctula RL BRD: D 3 – Gefährdet
Wasserfledermaus, Myotis daubentoni
Möglicherweise vorhanden / Potentialabschätzung
Große Bartfledermaus, Myotis brandti 2 – Stark gefährdet
Teichfledermaus , Myotis dasycneme 2 – Stark gefährdet
Fransenfledermaus, Myotis nattereri 3 – Gefährdet
Quelle: WIR in Kiel