Am 5. Februar versuchte Stadtplaner Klaus Petersen von der Firma Petersen Pörksen Partner den Zwischenbericht zum “integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Friedrichsort/Pries” im Ortsbeirat vorzustellen. Es sei eine schlechte visuelle Präsentation, die keine genaue Ansicht ermöglicht, wurde den BürgerInnen erklärt. Herr Petersen beschwichtigte damit, dass er die nicht lesbaren Details auch nicht wirklich wichtig fände und diese uns BürgerInnen eher nur erschlagen würden. So konnte man z.B. auf der Leinwand nicht entziffern, was die angedachten und vorgeschlagenen Ziele und die entsprechenden “Supermaßnahmen” sind, die unseren Stadtteil (sowas) von aufwerten sollen. Als “Akteure und Fördergeber” werden wiederkehrend unterschiedliche Ämter der Stadt Kiel, Eigentümer, Betreiber und Händler aufgeführt.
Besonders die Nennung der Stadt Kiel lässt irritiert aufmerken. Erinnert sich noch jemand an die schöne Broschüre “Zukunft Kiel 2030″ (2003) oder das “Rahmenkonzept Falckensteiner Strand” (2008) in dem sich viele der “neuen” Maßnahmen” wiederfinden. Die sind irgendwie bis heute nie angegangen, aber jetzt wieder aus der Schublade befreit worden. Auch schön!
Was glauben sie? Auf welche Lösungen wird ein Stadtplanungs- und Architekturbüro wohl kommen, wenn es einen Stadtteil “intergriert” betrachtet?
A: Neue Boote
B: Neue Wohnungen
C: Neue BürgerInnen
Sie ahnen es, die teuer bezahlten Herr und Frau Experten scheuten sich nicht, die anwesenden BürgerInnen mit ihrer grottenschlechten Präsentation auf Neubau als Lösung für alle Probleme einzustimmen.
Auf die Frage eines Bürgers, auf welcher Methodik die Analyse unseres Stadtteils durch den “Experten” basiert, blieb Herr Petersen mit seiner nebulösen und ungenauen Antwort dem Stil seiner Präsentation treu. Ob die richtige Antwort auf dem Weg nach Friedrichsort verloren gegangen ist, wissen wir nicht – bei der Präsentation am Vorabend in Holtenau jedenfalls konnte er statt Gestammel immerhin noch die SWOT-Analyse* anführen.
Auf Fragen bei denen man davon ausgehen muss, dass sie bei der “Analyse” eine Rolle spielen, wusste der Experte keine Antwort. So wurde u.a. die Frage nach Zahlen zu Leerständen, dem Zustand vorhandener Wohnungen im Ortsteil, von ihm damit beantwortet, dass es keine Daten dazu gebe. Aber Herr Petersen war sich dennoch sicher, dass energetisch saniert werden muss!
Die erträumte Verbindung für Fußgänger, Radfahrer und eine Buslinie von Holtenau über den neuen Stadtteil (MFG5) nach /Pries Friedrichsort platzte für Frau und Herr Experte als ihnen aus dem Zuschauerraum von Herrn Breyer erklärt wurde, dass die KN bereits vor Tagen darüber berichtet hat, dass die Entscheidung getroffen wurde, die Entmagnetiserungsstation die dem im Weg steht, sogar noch auszubauen.
Das war für Herrn Petersen neu.
Ein entscheidender Punkt für die von Petersen vorgestellten Szenarios war hinüber- davon wusste er nix, obwohl er seit Monaten mit der Stadt zusammenarbeitet.
Hatte auch er unter der Informationspolitik der Stadt Kiel zu leiden, die der Architekt Herr R. Kuper scharf kritisierte? Herr Kuper erklärte weiter, dass die BürgerInnen kostenlos ihre Zeit und ihre Denkarbeit einbringen sollen und gleichzeitig der starke Eindruck da ist, dass man gern Ideen bei den Beteiligten abgreift, wenn es aber um die endgültige Umsetzung gehe, würden die BürgerInnen keinerlei Rolle mehr spielen.
Etwas klarer wurde Herr Petersen als es darum ging die (ohnehin) bekannte rückläufige Bevölkerungsentwicklung für Pries/Friedrichsort darzustellen. Mit den Ursachen für diese Entwicklung hielt er sich nicht auf, sondern streifte nur kurz, dass irgendwie neue Wohnungen gebaut und energetisch saniert werden müssten.
Stattdessen ging er schnell zu von ihm als wichtigsten Punkt erklärten Punkt 6 – der verschiedene Szenarios (bzw. erhoffte Entwicklungen) darstellen sollte.
Mitglieder des Ortsbeirats – Herr Scholtysik (CDU), Herr Schorner (CDU), Herr Redlin (SPD) – folgten Petersens Ausklammern jeglicher Ursachen und stürzten sich auf das Thema Wohnbebauung.
Herr Schorner quengelte, dass niemand auf ihn gehört hat, wo er sich doch schon vor Jahren erfolglos für die Bebauung der Hohenleuchte eingesetzt hat. Er ging dann soweit, dass er nachdrücklich die Bebauung Heischer Tal bis zur Steilküste forderte, wobei er unermüdlich wiederholte “…ist NUR Landschaftsschutzgebiet, ist doch nur Landschaftsschutzgebiet…”.
Unruhe in Teilen des Ortsbeirates (CDU, SPD) gab es, wenn es um offensichtlich nicht genehme Wortbeiträge ging. Hier wurde mehrfach von Herrn Scholtysik und Herrn Schorner der Versuch unternommen auf die Vorsitzende dahingehend einzuwirken, die Meinungsbeiträge abzuwürgen.
Hier sprach ein Besucher dieses Gebaren an, übernahm die Verantwortung der Vorsitzenden und sorgte für störungsfreie Meinungsäußerungen.
Eine wirklich lebhafte Diskussion wie in der KN berichtet gab es nicht, vielmehr kann gesagt werden, dass es eine lebhafte Kritik an der Präsentation und den Inhalten gab.
* SWOT Analyse : Die SWOT Analyse ist ein Werkzeug zur Analyse der internen Unternehmensfaktoren sowie der externen Umweltfaktoren. SWOT steht dabei als Abkürzung für „S trengths“ (Stärken), „W eaknesses“(Schwächen),
O pportunities“(Chancen) und „T hreats“(Risiken)
Die SWOT-Analyse zählt zu den beliebtesten und in der Praxis am meisten verwendeten Analysetools, weil sie für die Gutachter einfach ist und zudem leicht manipulierbar.
Die SWOT-Analyse basiert auf Denkweise in monokausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen (Wenn…, dann…!). Durch die System- und die Chaostheorie wissen wir heute eine SWOT Analyse ein Höchstmaß an „Blinden Flecken“ produziert, weil sie dynamische Prozesse statisch wahrnimmt – anders ausgedrückt Nichtlinearitäten Linear zu fassen.
Quelle: WIR in Friedrichsort