Bürgerinformation zum 1. Bürgerentscheid der Landeshauptstadt Kiel am Mittwoch, den 12. März 2014 um 19 Uhr mit Frau Dipl.-Ing. Almut Jirku, Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) Berlin:
Zur Bedeutung von Grünsystemen für die Stadtentwicklung
Vortragssaal der Landesbibliothek im Sartori & Berger Speicher, Wall 47/51, 24103 Kiel
Die aktuelle Berichterstattung in der regionalen Presse vermittelt den Eindruck, als ob es bei dem ersten Kieler Bürgerentscheid nur darum gehe für oder gegen Möbel Kraft zu sein. Uns geht es aber um zwei viel grundlegendere Fragen, die im Rahmen des Bürgerentscheids zu diskutieren und letztlich auch zu entscheiden sind:
Zu allererst eine politische Frage: Wer bestimmt in unserer Gesellschaft, was auf welchen Flächen in unserer Stadt entstehen darf?
Eigentlich ist das nach dem deutschen Baugesetzbuch und in den kommunalen Flächennutzungsplänen geregelt. Aus diesen gesetzlichen Vorgaben sind Bebauungs-Pläne unter Beteiligung der Öffentlichkeit und nach Abwägung der verschiedenen privaten und öffentlichen Einwände durch die Bürgervertretung zu entscheiden. Das ist hier beim Verkauf des 21 ha großen Kleingartengeländes am Prüner Schlag aber leider nicht so geschehen: die Flächen wurden zuerst von der Stadt verkauft und dann das zur Zeit noch laufende B-Planverfahren angeschoben, das nun mit dem Bürgerentscheid gestoppt werden soll. Es gibt zwar wohl kein Zurück mehr zu den Kleingärten, aber ein Stopp – so bitte nicht weiter mit unseren öffentlichen Grünflächen umgehen. Stopp den Ausverkauf unserer Grünflächen!
Die zweite Frage ist eine Wissensfrage: Warum sind öffentliche Grünflächen in der Stadt eigentlich so wichtig – für wen, seit wann gab es sie, wann sind sie entstanden und warum? Dass die über 300 Kleingärten am Prüner Schlag in den 1920er Jahren Teil eines die Stadt umlaufenden „Grüngürtels“ waren, und sie angelegt wurden, um den Familien der Industriearbeiter in der wachsenden Stadt Erholungsflächen und Selbstversorgergärten anzubieten, scheint heute vergessen zu sein. In der Weimarer Republik gab es eine Stadt- und Grünplanung, die vorsorgend, sozial ausgewogen und nachhaltige war – für die Allgemeinheit und das Gemeinwohl – also für uns alle!
In den Debatten im Rathaus ging es aber nur um Geld und mögliche Arbeitsplätze. Die historischen Leistungen der Stadt unter Ihrem Bürgermeister Emil Lüken, dem Stadtbaurat Willi Hahn und dem Hamburger Gartenarchitekten Leberecht Migge sind selbst den heutigen Stadtverordneten unbekannt. Dabei wäre dieses Planungsverständnis und selbst die Planungsinhalte für uns heute noch ein mögliches Vorbild!
Zur Referentin:
Aus Anlass des 100. Geburtstags hat der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) unter Herausgeberschaft der Berliner Landschaftsarchitektin, Frau Dipl.-Ing. Almut Jirku, eine Positionsbestimmung von Grün in der Stadt im Hinblick auf die städtische Freiraumplanung vorgenommen. Im Vorwort heißt es: „Freiräume sind das tragende Gerüst des öffentlichen Raumes, in dem sich das städtische Leben abspielt. Sie bilden die Grundlage und den Rahmen, in dem Stadtkultur öffentlich sichtbar werden kann. Dabei wird der öffentliche Raum zunehmend von den Bewohnerinnen und Bewohnern zurückerobert und als Bühne des städtischen Lebens genutzt.“ Vor diesem Hintergrund sind innovative und dynamische Ansätze zur räumlichen Gestaltung und Nutzungsmöglichkeiten der Freiräume zu entwickeln.
Vertreter der Initiatorengruppe für den Bürgerentscheid sowie der Gartengesellschaft und der DGGL werden anwesend sein und stehen Ihnen für weitere Auskünfte vor, während und nach der Veranstaltung zur Verfügung. Es wird auch einen Büchertisch geben….
Die Veranstaltung wird unterstützt von
der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V.
Zweig Schleswig-Holstein
Deutsche Gesellschaft für
Gartenkunst und Landschaftskultur
Regionalgruppe Schleswig-Holstein und Hamburg
Quelle: Bürgerentscheid Kiel