Wie das Zentralbad zum Sport- und Freizeitbad mutiert und eigentlich nur einen Namen verdient: Pleitebad
Die Kieler Kommunalpolitik ist etwas dröge. Man braucht ein bisschen Zeit, um sich die Fehler anderer Kommunen anzuschauen. Wenn man dann entdeckt, das anderswo etwas richtig in die Hose geht, gar nicht funktioniert… Ja, dann wacht man hier auf, hat eine innovative, kreative Idee und versucht (Alleinstellungsmerkmal) diesen Fehler zu kopieren und zu verschlimmbessern. Eines der herausragenden Beispiele für das skizzierte Prinzip ist das Kieler Zentralbad. Die Rathausparteien opferten ihm eine der ökologisch wertvollsten Flächen Kiels (sehr artenreich und wichtiger Trittstein im Biotopverbundsystem für die Innenstadt) und sehr viel Geld.
Seit Jahren prognostizieren Vereine wie WIR in Kiel Kosten für dieses Projekt von 30-40 Millionen Euro. Die Ratsparteien weigerten sich aber konsequent diese Realität wahrzunehmen. Stattdessen versprach man wahre Wunder-Wasserwelten, internationale Wettkämpfe und und und für nur 17 Millionen Euro. Dafür schloss man die Lessinghalle und die Schließung der Gaardener Schwimmhalle und des Freibades Katzheide ist ebenfalls vorgesehen. Schon in der Planungsphase zeigte sich schnell, dass die Kosten absichtlich (oder sollen wir wohlwollend Dummheit unterstellen) niedrig gerechnet wurden, um eben die Nicht-Sanierung und Schließung der bestehenden Bäder zu rechtfertigen.
Obwohl im Zuge der Planung beständig der Leistungskatalog des Sport- und Freizeitbades, wie man das Zentralbad aus Marktinggründen umtaufte, reduziert wurde, erhöhten sich die geplanten (!) Kosten schnell von 17 auf über 25 Millionen Euro. Mittlerweile sind die Schätzkosten weiter gestiegen.
Da die Landeshauptstadt Kiel pleite ist, gelang eine Genehmigung der Finanzierung durch das schleswig-holsteinische Innenministerium erst im zweiten Schritt: Zu offensichtlich waren die Rechentricks.
Ein Baustein der Finanzierung ist auch grad wieder weggebrochen: man hatte den erwarteten Verkaufserlös (!) der Vermarktung der unbebauten Flächen an der Hörn eingerechnet. Der geplante Verkauf ist vor wenigen Wochen geplatzt.
Es ist zu befürchten, dass die Kieler Ratsparteien weiter machen wie gehabt und auf Biegen und Brechen dieses Projekt vollenden wollen – koste es was es wolle. Für die Landeshauptstadt und die Kieler Bürgerinnen und Bürger wäre ein sofortiger Stopp aller weiteren Baumaßnahmen die preisgünstigste Lösung.