Anlässlich der Münchener Rück-Hauptversammlung am 30.4.2014 kritisieren Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen die Unterstützung des Konzerns für katastrophale Infrastruktur- und Energieprojekte im Ausland. Denn obwohl sich das Unternehmen gern als nachhaltig agierend präsentiert, ist es aktuell in die Absicherung hoch umstrittener Projekte in Brasilien verstrickt.
Für den Großstaudamm Belo Monte im brasilianischen Amazonas werden 400 Quadratkilometer Regenwald vernichtet und bis zu 40.000 Menschen sind von Zwangsumsiedlung bedroht. Tausende Fischer, Flussanwohner, Indigene und Kleinbauern stehen vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage. Die regionale Staatsanwaltschaft hat wegen Gesetzesbrüchen bereits 25 Klagen gegen das Baukonsortium eingereicht.
Die Munich Re hat 25 Prozent der Rückversicherungssumme für den Bau des Staudamms übernommen und erhält dafür umgerechnet 15,5 Millionen Euro an Prämien über einen Zeitraum von vier Jahren.
„Die Beteiligung an der Rückversicherung des Staudamms Belo Monte in Brasilien ist unvertretbar“, so Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald. „Die Münchener Rück präsentiert sich gern als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Ihr tatsächliches Handeln steht dazu im Widerspruch. So hat die Munich Re bisher keine Konsequenzen aus sich wiederholenden Baustopps, Bauplatzblockaden und Gerichtsurteilen gezogen und vertraut weiter ausschließlich auf die Angaben der Betreiber, dass alles wunderbar läuft“, so Happe weiter.
Neben Belo Monte engagiert sich die Münchener Rück aktuell noch bei weiteren Großprojekten in Brasilien: So übernimmt der Konzern eine führende Rolle bei der Absicherung der Fußballweltmeisterschaft im Juni dieses Jahres, indem er der FIFA einen Versicherungsschutz gegen Verlegung oder Vertagung gewährt. Auch bei einigen Stadienbauten ist die Munich Re involviert.
„Bei der Euphorie um die WM wird jedoch oft vergessen, dass auch Zehntausende von Menschen dafür aus ihren Häusern vertrieben worden sind – sei es für Stadien- oder Straßenbauten, Parkhäuser oder Hotels“, erinnert Christian Russau vom FDCL. „Die Munich Re ist somit, zumindest indirekt, daran beteiligt, dass für die Fußball-WM Grundrechte mit Füßen getreten werden“.
„Diese Beispiele belegen, dass die Münchener Rück in Sachen Nachhaltigkeit erst ganz am Anfang steht. Wer vorausschauendes und verantwortungsbewusstes Handeln propagiert, muss sich definitiv aus der Absicherung ökologisch und sozial derart negativer Projekte verabschieden“, fordert Martin Glöckle von Pro REGENWALD.
Hintergrund
Wegen ihrer Beteiligung am Bau des Belo Monte-Staudammes im brasilianischen Amazonasgebiet wurde die Münchener Rück 2012 aus dem Global Challenges Index entfernt, da dies gegen die Umweltregeln des GCX verstößt. Der GCX ist ein von der Börse Hannover in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research AG entwickelter Index. Er umfasst 50 Unternehmen, die wesentliche Beiträge zur Bewältigung globaler sozialer und ökologischer Herausforderungen leisten sollen.
Mehr Informationen zu Belo Monte bei GegenStrömung.
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von urgewald, GegenStrömung, Pro REGENWALD, FDCL und Dachverband der Kritischen Aktionäre