E.on will Frankreichs Wald verbrennen

Protestaktion von Rettet den Regenwald
E.on bedroht die Wälder Südfrankreichs. Der Stromkonzern will dort ein altes Kohlekraftwerk in ein riesiges Biomassekraftwerk umbauen. Darin würden pro Jahr eine Million Tonnen Holz verbrannt. Mit klimafreundlicher Energie hat das nichts zu tun.

Die Hälfte des Holzes für das Kraftwerk Provence-4 in Gardanne bei Marseille soll aus Südfrankreich stammen. Dafür würden für E.on Wälder in der Region kahlgeschlagen und die Artenvielfalt bedroht. Für die andere Hälfte sollen in Kanada und den USA Bäume fallen.

Für das Klima hätte die Umstellung von Kohle auf Biomasse negative Folgen: Bäume für die Stromerzeugung zu verbrennen, verursacht mehr klimaschädliche Gase als Kohlestrom.

E.on muss das Kohlekraftwerk aufgrund von EU-Vorgaben spätestens am 1.1.2016 vom Netz nehmen. In den vergangenen Jahren hat es nur wenig Strom produziert. Nach dem Umbau würde dort daher pro Monat mehr Kohle im Mix mit Holz verbrannt als zuletzt.

Üppige Subventionen für 20 Jahre

Nach französischem Recht hätte so ein großes und ineffizientes Kraftwerk nie genehmigt werden dürfen. E.on ist es jedoch gelungen, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, was dem Unternehmen über 20 Jahre Subventionen von 1,4 Milliarden Euro einbringen kann. Das widerspricht Vorgaben, wonach ein Biomassekraftwerk „effizient“ arbeiten muss, um gefördert zu werden.

In Gardanne hat sich eine große Koalition aus Umweltschützern, Bürgerinitiativen und örtlichen Behörden gegen E.on gebildet. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Zerstörung der Wälder und für die Gesundheit der Menschen.

Bitte unterschreiben Sie die Petition an E.on und die französische Regierung.

Hintergründe

Europaweit investieren Energiekonzerne zunehmend in Kraftwerke, in denen Holz statt Kohle verbrannt wird. Dazu rüsten sie auch ehemalige Kohlekraftwerke um. Die Unternehmen E.On, RWE, Vattenfall, GDF Suez, Dong Energy und Drax gehören nicht nur zu den Vorreitern im wachsenden Geschäft mit der Stromerzeugung aus Biomasse. Sie sind zudem unter den wichtigsten Händlern von Holzpellets in der Welt.

E.on hat bereits das britische Kohlekraftwerk in Ironbridge umgebaut, so dass dort Holzpellets verfeuert werden. Das Werk wird vermutlich innerhalb der kommenden zwei Jahren stillgelegt, nachdem es sich anscheinend als Misserfolg für den Konzern entpuppt hat. Zudem betreibt E.on in Großbritannien zwei reine Biomassekraftwerke. In den Niederlanden verfeuert der Konzern große Mengen Holz im Mix mit Kohle. In Frankreich wäre das ehemalige Kohlekraftwerk Provence-4 mit 150 Megawatt Leistung das bei weitem größte Biomassekraftwerk des Landes. Es würde nicht nur in Südfrankreich Wälder gefährden, sondern auch in Nordamerika.

Die Organisation Biofuelwatch hat einen umfangreichen Report „Biofuel: The Chain of Destruction“ über die Schattenseiten von Biomassekraftwerken veröffentlicht:

Mit Holz befeuerte Kraftwerke schädlich fürs Klima

Biomassekraftwerke stoßen mehr Kohlendioxid je Megawatt aus als Kohlekraftwerke. Verfechter von Biomasse behaupten zwar, neu heranwachsende Bäume absorbierten das CO2, das bei der Stromerzeugung frei wird. Es dauert jedoch Generationen, bis junge Bäume so viel Kohlendioxid aus der Luft gefiltert haben. Die meisten wissenschaftlichen Studien kommen zum Schluss, dass Biomassekraftwerke zumindest in den ersten Jahrzehnten des Betriebs schädlicher für das Klima sind als Kohle- und Gaskraftwerke. Zum Klimaschutz muss der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen jedoch schnell verringert werden.

Biomassekraftwerke vernichten Wälder

Strom aus Biomasse benötigt mehr Fläche je Megawatt als jede andere Form der Energiegewinnung – viel mehr als Wind- und Sonnenenergie. Energieunternehmen reden zwar davon, Holzreste und Sägemehl zu verwenden. Davon ist es jedoch schlicht zu wenig vorhanden, um große Kraftwerke zu betreiben. Außerdem gibt es eine große Nachfrage danach für andere Zwecke. Energieunternehmen sind daher zunehmend darauf angewiesen, das Holz ganzer Bäume zu verbrennen. Dafür werden Wälder in Europa und Nordamerika durchforstet und abgeholzt. E.on will große Mengen Brennstoff vor allem aus Nordamerika importieren. Dazu hat der Konzern einen Liefervertrag mit dem größten Hersteller von Holzpellets in den USA, Enviva, abgeschlossen. Die Organisation Dogwood Alliance belegt, dass Enviva in North Carolina für Pellets im großen Stil Moorwälder rodet.

Abgase belasten die Bevölkerung

Biomassekraftwerke emittieren ähnlich viele Schadstoffe wie Kohlekraftwerke. E.on will im Kraftwerk Provence-4 offenbar neben dem Holz eigens geschlagener Bäume auch chemisch behandeltes Altholz verbrennen. Dadurch stiege die Luftverschmutzung durch toxische Gase. Abgase von Biomassekraftwerken können mit Erkrankungen von Atemwegen und Kreislauf, Krebs und Geburtsfehlern in Verbindung gebracht werden.

Konzerne wollen keine Kohle sparen

Energiekonzerne investieren nicht in Biomasse, um weniger Kohle zu verbrauchen. E.on hat beispielsweise jüngst ein großes Kohlekraftwerk in der Nähe von Rotterdam gebaut. Hinter der Umrüstung von Kohle auf Biomasse steckt vielmehr die Überlegung, alte Kraftwerke nicht stilllegen zu müssen. So auch bei Provence-4. Nach der Umrüstung kann das Kraftwerk am Netz bleiben und wird mehr Kohle pro Monat verbrennen als in den vergangenen Jahren.

Weitere Informationen auf französisch:

• Bericht „Halte à la biomascarade – Non ! aux mégacentrales d’E.On et d’Inova
• Blog Collectif FORÊTS DU SUD

Textdokumentation der Protest-E-Mail

An: Vorstände von E.on, Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal,
der deutsche Energiekonzern E.on will das Kohlekraftwerk Provence-4 in ein Biomassekraftwerk umbauen. Darin würden jährlich fast eine Million Tonnen Holz verbrannt. Das Biomassekraftwerk von E.on ist daher eine Bedrohung für die Wälder und Artenvielfalt der Region, aber auch für Gebiete in Kanada und den USA, woher die Hälfte des Brennmaterials stammen soll.

Durch die Rodung und Zerstörung der Wälder würden zudem Jobs in der Holzwirtschaft und im Tourismus gefährdet. Dabei wäre die Klimabilanz des Biomassekraftwerks sogar schlechter als die des Kohlekraftwerks.

Sehr geehrte Vorstände von E.on, stoppen Sie das Projekt.
Sehr geehrte Ségolène Royal, verhindern Sie E.ons Angriff auf die Wälder!