Freiräume statt Investorenträume
Die Wagengruppe Schlagloch hat am 28.4.2017 einen Teil des Prüner Schlages in Kiel besetzt. Die ehemaligen Armengärten, die jahrzehntelang als Kleingärten bewirtschaftet wurden, erregten bundesweite Aufmerksamkeit wegen des Verkaufes an die Krieger-Gruppe. Kurt Krieger will dort zwei Möbel-Märkte (Sconto und Möbel Kraft) bauen. Der ehemalige Kieler Oberbürgermeister Albig (jetzt Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein) setzte dieses Projekt gegen des massiven Widerstand von AnwohnerInnen, KleingärtnerInnen, Umweltgruppen, WIR in Kiel und anderen durch. Unterstützt wurde er dabei von SPD, CDU, FDP, SSW und Grünen.
In einem Bürgerentscheid, der -taktisch für den Investor optimal- zeitgleich mit der Oberbürgermeisterwahl stattfand, setzten sich die Investorenfreunde knapp mit 52,5 : 47,5 % durch. Die Landeshauptstadt selber investierte mehrere zehntausend Euro in eine verfassungsrechtlich zumindest grenzwertige Pro-Kampagne (u.a. wurden Pro-Schilder in unmittelbarer Nähe zu Wahllokalen angebracht). Möbel Kraft investierte nach eigenen Angaben rund 100.000 Euro für seine Kampagne (von Boy entwickelt) sowie umfangreiche „Normalwerbung“ für Sconto und Möbelkraft. Zahlreiche Verstösse gegen das Vertragswerk (Umweltverstösse, Nichteinhaltung von Fristen u.a.m.) führten leider nicht dazu, dass die LH Kiel aus dem Verkaufsvertrag ausstieg. Zur Zeit gibt es noch einen legal bewirtschafteten Garten auf dem Gelände.
Die Wagenburg, die jetzt das ehemalige Kleingartengelände besetzt hat, richtet ihr Augenmerk aber nicht nur auf die konkrete Auseinandersetzung um den Prüner Schlag / Brunsrade, sondern stellt grundsätzliche Fragen nach bezahlbarem Wohnraum und den Formen des Zusammenlebens.
Nachfolgend finden Sie die Pressemitteilung der Besetzer/innen-Gruppe dokumentiert.
Besetzung der ehemaligen Kleingartenanlage Prüner Schlag in Kiel
Heute, am Freitag den 28.4.17, hat die Wagengruppe „Prüner Schlagloch“ die Ausgleichsfläche des geplanten Möbel-Kraft Marktes in Kiel mit Bauwägen und bewohnbaren LKWs besetzt. Auf dem Gelände der ehemaligen Kleingartenanlage „Prüner Schlag“ soll nach jahrelangen Verhandlungen und einem Volksentscheid mit sehr knappem Ausgang das Einrichtungshaus „Möbel Kraft“ gebaut werden.
Die Gruppe gehört zu den Gegner*innen dieses Vorhabens und erklärt:
„Mit der Durchsetzung der Baugenehmigung hat die Stadt Kiel eine weitere große, lebendige Fläche zur Erholung und Selbstverwirklichung zerstört. Wir wollen nicht dabei zusehen, wie aus Kiel eine von Möbelmärkten und überteuerten Spaßbädern dominierte Stadt ohne bezahlbaren Wohnraum wird.“
Stattdessen wollen sie einen Freiraum zur aktiven Gestaltung von Stadt, Lebensraum und Politik schaffen, in dem es die Möglichkeit gibt, sich unabhängig von Kategorisierungen wie Geschlecht, Herkunft, Religion oder Einkommen zu verwirklichen, auszutauschen und zu organisieren. Die Besetzer*innen wollen auf der Fläche außerdem Wagenleben als ökologisch-nachhaltige, alternative und naturnahe Wohnform leben. Von der Stadt Kiel fordert Larissa Schmidt, Sprecherin der Gruppe: „Wir fordern ein Recht auf Stadt für alle und eine grundlegende Anerkennung des Wagenlebens, sowie des Bedarfs an alternativen, innerstädtischen Freiräumen.“
Für weitere Informationen und Neuigkeiten schauen Sie auch auf: schlagloch.blogsport.eu