Friedrich Nietzsche:
Im deutschen November
Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!
Die Sonne schleicht zum Berg
Und steigt und steigt
und ruht bei jedem Schritt.
Was ward die Welt so welk!
Auf müd gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied.
Die Hoffnung floh
Er klagt ihr nach.
Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort!
Oh Frucht des Baums,
Du zitterst, fällst?
Welch ein Geheimnis lehrte dich
Die Nacht,
Daß eis’ger Schauder deine Wange,
Die purpur-Wange deckt?
Du schweigst, antwortest nicht?
Wer redet noch?
Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort!
„Ich bin nicht schön“
– so spricht die Sternenblume
„Doch Menschen lieb‘ ich
Und Menschen tröst‘ ich
sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
nach mir sich bücken
ach! und mich brechen –
in ihrem Auge glänzet dann
Erinnerung auf,
Erinnerung an Schöneres als ich:
– ich seh’s, ich seh’s – und sterbe so“.
Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!