Gladiolenknollen und ihre Krankheiten
Autor: Gregor Dietrich
Im Herbst ist die Zeit Knollen aufzunehmen und einzuwintern. Doch nicht jede Knolle sollte überwintert werden, will man nicht aus dem Winterlager einen Seuchenherd machen.
Die Knollen der Gladiolen sind im Vergleich zu anderen Zwiebel- und Knollenpflanzen sehr empfindlich und werden wegen ihres Stärkereichtums gerne angefressen. Drahtwürmer, die Larven der Schnellkäfer, bohren gelegentlich Löcher in die Sproßknollen vom Typ Zwiebelknolle. Der Schaden ist meist gering, die Pflanze stirbt deswegen nicht ab. Die mehlwurmartigen, hellbraunen, glatten, glänzenden, bis zu 4 cm langen Larven verursachen aber Wunden, die zu Infektionen führen können. Gladiolen sind empfindlich gegen Pilzinfektionen und sterben dann rasch ab. In den verfaulenden und verfaulten Knollen leben dann nicht nur Drahtwürmer, sondern auch die kleinen, weißen, meist schwarzköpfigen Maden von Trauer- und Pilzmücken und kompostbildende weiße Fadenwürmer (Nemathoden) aus der Familie der Enchythreanidae, die auch als Futtertierzuchten für Aquarien- und Terrarientiere gezüchtet werden. Doch all diese Tiere sind keine Bedrohung für gesunde Knollen. Die bedrohlichen Pilzinfektionen aber sollen hier kurz vorgestellt werden.
Infektionen
Stirbt die Gladiolenpflanze in der Vegetationsperiode ab, so ist meist die Fusarium-Trockenfäule (Fusarium oxysporum f. gladiolii) schuld. Schon im Frühjahr treibt der Bestand meist unregelmäßig aus. Einige Triebe sind schwach, krumm und bräunlich. Sie sterben bald ab. Setzt der Befall im Laufe des Sommers ein, so verfault oft erst die Knolle, bevor oberirdisch etwas zu merken ist. Die Knollen zeigen vor allem am Knollenboden braune Flecken und bei Feuchtigkeit zeigen sie in der Mitte weißliche Sporenbehälter. Im Gegensatz zur Weichfäule (Botrytis) sind die Befallsstellen hart und trocken. Im Winterlager mumifizieren befallene Knollen. Im Frühjahr findet man unter der Knollenhülle nur mehr ein hartes, schwarzes Gebilde. Die Übertragung erfolgt sowohl von der Mutter- zur Tochterknolle als auch bei feuchtwarmem Wetter durch die Aufbreitung des Myzels im Boden. Die Sporen bleiben im Boden jahrelang keimfähig. Feuchtwarmer Boden fördert den Befall.
Häufig ist auch die Sclerotina-Stengeltrockenfäule. Auch dieser Pilz, Stromantinia gladioli, dauert jahrelang im Boden aus. Meist wird der Blatt- und Stengelgrund befallen. Die Pflanz knickt mit dem Gelbwerden meist um. Die Knollen nicht absterbender Pflanzen zeigen meist kreisförmige Schadstellen (Blattansätze). Die Flecken sind gelblich bis rötlich, werden später aber schwarz und steinhart. Kleine schwarze Dauerkörper des Pilzes (Sklerotien) sind an den Blattbasen und auf der Knolle oft zu finden. Stickstoff- und Magnesiumüberschuß im Boden fördern die Infektion.
Weichfäule (Botrytis gladiolorum) verursacht schwammig verfaulende Knollen. Findet die Infektion im Sommer ihren Anfang, so beginnen erst die Blätter rotbraune und die Blüten glasige Flecken zu zeigen. Ein mausgrauer Sporenrasen bei günstigem Wetter sorgt für eine rasche Ausbreitung. Naßkalte Witterung fördert den Befall.
Septoria-Blattfleckenkrankheit und Hartfäule der Knollen (Septoria gladioli) ist selten. Je nach Ort des Befalles graubraune, rötlich umrandete Flecken auf den Blättern mit bei feuchter Luft schwarzen Fruchtkörpern bzw. unregelmäßig geformte, braune bis schwarze eingesunkene Stellen an den Knollen sind ihr Kennzeichen. Auch hier entstehen harte, schwarze Knollenmumien. Naßkaltes Wetter fördert die Krankheit.
Auch Bakterien können Infektionen verursachen, nämlich Lackschorf und Bakterien-Basalfäule (Pseudomonas marginata). Die Übertragung kann hier nur direkt von Knolle zu Knolle erfolgen (Winterlager, Drahtwürmer, etc.), es gibt keine Dauerformen im Boden. Rötlichbraune Blattflecken mit erhabenem Rand können auftreten. Die basalen Sproßteile können weich werden, bis die Pflanze meist umfällt (Basalfäule). Bei Befall der Knollen entstehen dunkle, runde, schleimige, oft glänzende Löcher (Lackschorf).
Vorbeugung als biologische Bekämpfung
Im Herbst sind die Pflanzen nach dem Ausgraben möglichst rasch und gründlich zu trocknen. Ein gut belüfteter Platz empfielt sich, evtl. die Pflanzen am Laub aufhängen. Das Laub wird erst nach dem Trocknen entfernt. Es müssen sichtlich infizierte Knollen entfernt werden. Im Dezember, wenn die heurigen Knollen ihre volle Reife erlangt haben, werden Sie von den oft Infektionsherde bildenden Mutterknollen getrennt. Bei kühlem Winterlager können die Knollenhüllen auch gleich entfernt werden (dies kann z.T. auch schon im Herbst passieren, wenn sie trocken genug sind). Wieder werden Knollen, an denen Infektionen sichtbar sind, entfernt.
Wenn Brutknollen abgenommen werden, werden diese warm (mind 18 °C) gelagert, und einer recht sicheren, aber nur für Brutknöllchen tauglichen Behandlunsmethode unterzogen: Ein halbstündiges Warmwasserbad in der ersten Jännerhälfte bei 53 °C tötet Stromatinia, Septoria und Pseudomonas. Fusarium ist erst ab 55 °C, besser 57 °C, zu beeinträchtigen. Dabei ist aber zu beachten, daß empfindliche Gladiolensorten bereits bei 57 °C Absterbeerscheinungen zeigen können (geeichte Thermometer verwenden!). Auch darf diese Behandlung nur warm gelagerten Knollen zuteil werden, da kühl gelagerte physiologisch aktiv sind und zerstört werden könnten! Nach der Behandlung wird rasch mit Eiswasser gekühlt und fortan kühl und trocken gelagert.
Im Frühling werden auch von den restlichen ausgewachsenen Knollen die Hüllen entfernt, bereits sichtbar befallenes Pflanzgut wird entfernt. Das Auspflanzen erfolgt an einer Stelle, an der mindestens 5 Jahre keine Gladiolen gestockt haben. Gladiolen dürfen also alle 6 Jahre am selben Ort stehen.
Stickstoffreiche Düngung, frischer Stallmist und Nässe sind zu vermeiden.
Es sollte regelmäßig über die kleinen Brutknöllchen (von gesunden Pflanzen!) vermehrt werden. Ist der Befallsdruck hoch, so empfielt es sich mit dem Ausgraben der Knollen nicht bis zu den ersten Frösten zu warten, sondern diese Arbeit – leider auf Kosten des nächstjährigen Blütenreichtums – bereits Anfang September durchzuführen.
Bekämpfung chemisch
Beizen der Knollen mit geeigneten Mitteln nach der Ernte und evtl. vor dem Auspflanzen, den Boden dämpfen (wird im Hausgarten nicht möglich sein) oder chemisch entseuchen sind geeignete Methoden. Unter der Vegetationsperide ist nur bei der raren Septoria eine Bekämpfung möglich (Kupfermittel). Diese drastischen Methoden sollten nach Möglichkeit vermieden werden.
Anmerkung A.R.: Sogenannte chemische Bodenentseuchung ist in Deutschland im Privatbereich verboten. Anwendungen im Privatbereich unterliegen gesetzlichen Bestimmungen und sind teils auch zusätzlich durch kommunale Verordnungen eingeschränkt